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Millionen für marode Plattenbauten

Die Flüchtlinge ziehen aus dem Block an der Florian-Geyer-Straße aus. Dann wird saniert. Andere Mieter müssen warten.

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© Christian Juppe

Von Sarah Grundmann

Dresden. Von außen bieten die Zehngeschosser an der Florian-Geyer-Straße einen tristen Anblick: grauer Beton, so weit das Auge reicht. Auch innen sieht es nicht viel besser aus. Deswegen wird das Wohnungsunternehmen Vonovia – ehemals Gagfah – nun aktiv. Für 13 Millionen Euro sollen die Blöcke 40–48 saniert werden. Allerdings müssen zunächst Bewohner ausziehen.

Denn in dem einstigen Obdachlosenheim auf der Florian-Geyer-Straße 48 sind derzeit Asylbewerber untergebracht. Da der Zustrom an Flüchtlingen in diesem Jahr allerdings deutlich zurückgegangen ist, schließt die Stadt die Unterkunft bis Jahresende. Anfang des kommenden Jahres kann der Umbau dann beginnen. Zunächst werden die Wohnungen im Haus 48 saniert. Die leer stehenden Apartments können dann von älteren Mietern aus den anderen Häusern auf Wunsch als Ausweichquartier genutzt werden. Bei der Modernisierung müssen die Mieter auf einiges verzichten.

So werden die Bauleute auch in den Bädern aktiv. Währenddessen müssen die Bewohner auf ein Dixi-Klo vor dem Haus zurückgreifen oder bekommen eine mobile, chemische Toilette in ihre Wohnung gestellt. „Leider ist das nicht anders machbar“, sagt Martina Pansa, Geschäftsführerin für die Vonovia in Dresden. Insgesamt wird das Unternehmen etwa ein Jahr beschäftigt sein, um die 240 Wohnungen zu sanieren. „In den vergangenen Jahren haben wir immer nur moderat investiert“, räumt Pansa ein. „Das ist die erste große Sanierung seit einigen Jahren.“ Und auch an einer anderen Stelle in der Johannstadt investiert die Vonovia.

So wird derzeit der marode Plattenbaublock an der Nicolaistraße 7–15 abgerissen. Lange war unklar, was mit dem Komplex am Fetscherplatz passieren soll. Andere Wohnungsunternehmen hatten Interesse signalisiert, die insgesamt 60 Wohnungen zu kaufen und zu sanieren. Doch in diesem Jahr fiel die Entscheidung zum Abriss. Mit dem Errichten des Neubaus soll allerdings frühestens 2018 begonnen werden. In der Johannstadt befindet sich ein Großteil der insgesamt 48 000 Dresdner Vonovia-Wohnungen. Bereits im vergangenen Jahr wurde dort Geld in kleinere Reparaturen und Brandschutz-Modernisierung gesteckt. Trotzdem sind nicht alle Bewohner mit ihrem Vermieter zufrieden.

Das ergab eine Umfrage, die der SPD-Ortsverein Mitte unter Vonovia-Mietern in der nördlichen Johannstadt durchgeführt hat. Diese wurde zusammen mit Regionalgeschäftsführerin Pansa und Peter Bartels, Vorsitzender des Dresdner Mietervereins, in einer Bürgerversammlung ausgewertet. 1 500 Fragebögen hat die SPD in den Briefkästen verteilt. Allerdings hat die Partei nur 64 Rückmeldungen bekommen – etwas weniger als bei der ersten Befragung dieser Art im vergangenen Jahr. Das Ergebnis ist für das Bochumer Wohnungsunternehmen nicht gerade positiv: Fast 21 Prozent der Befragten sind mit dem Unternehmen unzufrieden, 15 Prozent zufrieden, 17 Prozent stehen dem Vermieter neutral gegenüber, der Rest enthält sich. Besonders verärgert sind die Johannstädter über die schlechte Erreichbarkeit der Vonovia.

Sie bemängeln, dass es seit der Übernahme der Gagfah durch die Vonovia keine Ansprechpartner mehr vor Ort gibt. Rufe man bei der zentralen Hotline in Bochum an, hänge man oft stundenlang in der Warteschleife; weiterhelfen können einem die Mitarbeiter dann auch nicht immer. Zudem wurde vermehrt die Sauberkeit im Haus kritisiert: Vor allem in den Treppenhäusern, Kellern und Fahrradräumen. Technische Defekte an den Fahrstühlen, falsche Nutzung der Müllplätze sowie nicht abgeschlossene oder nicht abschließbare Fahrradkellertüren stehen auch auf der Mängelliste der 64 befragten Haushalte.

Die Ergebnisse überraschen die Regionalkoordinatorin nicht. „Wir führen jedes Quartal eine Zufriedenheitsbefragung durch“, sagt Pansa. Aus ihrer Sicht hat sich seit der Umstellung auf die Vonovia-Strukturen Anfang des Jahres einiges getan. Den Vorwurf, nicht erreichbar zu sein, möchte sie so nicht stehen lassen. „In jedem Wohnhaus sind Aushänge mit der Mobilfunknummer des Objektbetreuers angebracht“, sagt sie. Außerdem sei das Dresdner Büro der Vonovia Ende vergangenen Jahres bewusst von der Ostra-Allee auf die Pfotenhauerstraße gezogen. „Wir wollten dort sein, wo unsere Mieter sind.“ Die Türen seien montags bis freitags von 9 bis mindestens 16 Uhr geöffnet. Die mangelnde Sauberkeit sei häufig ein Problem, das die Mieter selber verursachen. „Jede Woche transportieren wir etwa 20 Kubikmeter Sperrmüll aus den Häusern ab. Auch wir stehen diesem Phänomen relativ machtlos gegenüber“, so Pansa.

Auch Peter Bartels vom Mieterverein bricht eine Lanze für die Vonovia: „Ich weiß, wie das Unternehmen in anderen Städten operiert. Da liegt Dresden über dem Standard“, sagt er. „In anderen Städten gibt es gar keine Ansprechpartner.“ Auch die Mieter hätten eine gewisse Verantwortung: „Es ist eine Sache der Mietergemeinschaft, darauf zu achten, dass sich alle an die Regeln halten“, so Bartels. „Und oft kommt es dann auch darauf an, wie man miteinander kommuniziert.“