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Ärger über Nebenkosten

Der Großvermieter Vonovia sitzt Beschwerden seiner Bewohner immer wieder aus. Denen bleibt mitunter nur die Resignation.

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© Sven Ellger

Von Annechristin Bonß

Mieterhöhung, zu hohe Nebenkosten, Ärger mit dem Hausmeister – die Liste der Beschwerden von Vonovia-Mietern ist lang. Immer wieder geht es dabei auch um die mangelhafte Kommunikation zwischen dem Großvermieter und seinen Kunden. Ewige Wartezeit an der Hotline und fehlende Antworten auf Beschwerden inklusive. Dabei lenkt die Vonovia manchmal doch ein. Drei unterschiedliche Fälle.

Streitpunkt 1: Miete steigt nur bei einzelnen Bewohner im Haus

Christa Liebisch hat keine Kraft mehr. Die Rentnerin wohnt auf der Budapester Straße. Drei Zimmer, 58 Quadratmeter, im vierten Stock hat sie bei der Vonovia gemietet. Dafür soll sie nun 492 Euro bezahlen. Die Kosten haben sich um 44 Euro erhöht. Mit der letzten Nebenkostenabrechnung hat sie den Bescheid zur Erhöhung bekommen. Nun fallen 15 Euro mehr Nebenkosten an. Und 29 Euro mehr Miete. Über den ersten Posten wundert sich Christa Liebisch. „Ich habe doch etwas zurückbekommen“, sagt sie. Warum dann im nächsten Jahr mehr vorauszahlen? Die höhere Miete will sie nicht mit Schulterzucken hinnehmen. Zumal nicht jeder ihrer Nachbarn eine gleiche Erhöhung bekommen hat.

Sprecherin Bettina Benner bestätigt die steigenden Mieten in Vonovia-Wohnungen. 2015 lag die Durchschnittsmiete bei 5,30 Euro kalt pro Quadratmeter. Nun sind es 5,67 Euro. Aber: „Bei Mieterhöhungen gibt es keinen Automatismus“, sagt sie. Die Vonovia halte sich an geltende Richtlinien sowie den Mietspiegel. „Ferner sind Wohnungen häufig augenscheinlich zunächst identisch ausgestattet“, sagt sie. „Jedoch berücksichtigen Mietspiegel häufig auch unsichtbare Kriterien, wie Kellerräume, Fenster, Wärmedämmung, die zu unterschiedlichen ortsüblichen Vergleichsmieten führen.“ Zurücknehmen will der Großvermieter die Erhöhung für Christa Liebischs Wohnung nicht. Zuletzt zahlte die Mieterin 5,01 Euro kalt pro Quadratmeter. Nun sind es 5,51 Euro. „Das ist im unteren Bereich. Übliche Marktmieten in diesem Viertel liegen bei 7,60 Euro“, sagt Bettina Benner. Und bietet an, die Mieterin bei der Suche nach einer günstigeren Wohnung im Bestand zu unterstützen.

Streitpunkt 2: Vermieter verwehrt Einblick in die Nebenkosten

Eigentlich wäre dieser Hof gemütlich, zum Ausruhen, Grillen und Spielen. Eigentlich. Denn René Tannhäuser und Dietmar Leuthold fühlen sich auf den Freiflächen am Altbau auf der Hermsdorfer Straße schon lange nicht mehr wohl. Die eine Seite der Hecke ist fein säuberlich geschnitten, aus der anderen wuchern einzelne Äste. Der Müllplatz wurde in diesem Jahr nur einmal gesäubert. Die Nadeln vom Baum, die der Sturm Anfang Oktober heruntergeweht hat, bedecken noch immer den Boden. Die beiden Mieter ärgern sich nicht nur über den hässlichen Anblick. Sie ärgert auch, dass die Kosten für die Reinigung der Außenflächen stetig steigen. „Eigentlich müsste der Hausmeister aktiv werden“, sagt Leuthold. Ein Aushang im Flur informiert, wofür der zuständig ist. Kontrolle der Außenanlage, Aufnahme von Mängeln. „Nur, dass wir davon nichts mitbekommen“, sagt Tannhäuser. Doch diese Kosten sind gestiegen. Allein um 15 Prozent in einem Jahr, hat Leuthold berechnet.

Mit schlechtem Service zu steigenden Preisen wollen sich die beiden nicht abfinden. Dietmar Leuthold hat sich beschwert, Widersprüche geschrieben, am Telefon um Auskunft gebeten, hat Akteneinsicht beantragt, mit einem Anwalt gesprochen – die Liste seiner Aktivitäten ist anderthalb A4-Seiten lang. Die Schrift darauf klein und eng gedruckt. Passiert ist allerdings kaum etwas. Noch immer ist seine Kritik an den Abrechnungen nicht vollends bearbeitet worden. Noch immer fehlen Dokumente, die der Großvermieter zum Nachweis der berechneten Kosten vorlegen soll. „Ich bin Rentner, ich habe Zeit“, sagt Leuthold. Er weiß, dass nicht viele Mieter diesen Aufwand auf sich nehmen. „Wer etwas zurückbekommt, hinterfragt die Zahlen sowieso nicht.“ Dabei könnte auch das helfen. Leuthold vermutet Betrug.

„Wir bedauern, dass Kunden mit unserem Service nicht zufrieden sind. Die Anliegen unserer Kunden nehmen wir sehr ernst und versuchen diese auch so schnell wie möglich zu bearbeiten“, teilt Vonovia-Sprecherin Bettina Benner mit. Auf SZ-Anfrage schreibt sie von Transparenz, mehr Service und Dienstleistungen und lediglich Einzelfällen, in denen Fehler in der Abrechnung unterlaufen sind. „Wir bemühen uns sehr um einen offenen Dialog mit unseren Mietern“, sagt sie. Und: „Unsere Objektbetreuer sind in den Liegenschaften sehr aktiv.“ Sie verweist auf die Daten zum direkten Kontakt, die in den Hauseingängen hängen. Dass dort lediglich die allgemeine Servicehotline der Vonovia vermerkt ist, verschweigt sie. Genau dieses Verhalten ärgert die Löbtauer. Den Service ihres Vermieters nehmen sie ganz anders wahr. „Das ist frustrierend“, sagen sie.

Streitpunkt 3: Staub aus der Heizung macht die Wohnung schmutzig

Auch Sylvio Poitzsch war verzweifelt. Der 51-Jährige wohnt in der Südvorstadt. Sein Problem heißt Fogging. Fog ist Englisch und bedeutet übersetzt Nebel. Fogging bezeichnet das Phänomen, bei dem beim Heizen schwarze Teilchen in die Luft wirbeln, die sich auf Fenster- und Türrahmen, Möbeln und anderen Einrichtungsgegenständen absetzen. Bei Sylvio Poitzsch ist das so schlimm, dass er alle zwei Wochen eine schwarze Schicht wegputzen muss. Der Mieter sorgt sich, dass er bei einem Auszug für die Schäden aufkommen muss.

Ein halbes Jahr lang hat er Briefe an die Vonovia geschrieben. Er forderte eine Bestätigung für das Fogging als Grund für den schwarzen Schmutz in der Wohnung. Die hat er nicht bekommen. Eine Reaktion blieb aus. „Ich vertraue der Vonovia nicht mehr“, sagt er. Erst nach einer SZ-Anfrage reagiert der Großvermieter. Ein Putzteam hat bei Sylvio Poitzsch die Fenster- und Türrahmen gesäubert. Einmal pro Jahr muss diese Grundreinigung nun wiederholt werden. Die geforderte Bestätigung über das Fogging-Problem in seiner Wohnung hat der Südvorstädter mittlerweile auch bekommen. Samt Entschuldigung durch die Vonovia.