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Vonovia lenkt ein

Anwohner in Cossebaude wollen ihren Hausflur lieber selber wischen. Das Beispiel des Nebenkosten-Streits zeigt: Bei Protest lenkt der Großvermieter ein.

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© dpa

Von Annechristin Bonß

Über ein halbes Jahrhundert hat die Sache mit der Hausordnung prima geklappt. Im Haus von Hans und Helga Burkhardt auf der Oberen Bergstraße in Cossebaude haben sich alle Nachbarn daran gehalten. Wer dran war mit Wischen, hat sich um diesen Dienst gekümmert. Das klappte auch im Winter, wenn vor dem Haus der Schnee geschippt und Sand gestreut werden musste. Alle Mieter haben die Regeln akzeptiert. Die stehen in der Hausordnung, die immerhin seit 1962 im Flur des Hauses hängt, sagt Hans Burkhardt.

Doch damit sollte nun Anfang des Jahres Schluss sein. In einem Schreiben informierte der Vermieter, die Vonovia, dass künftig ein Hausmeisterservice diese Arbeiten übernehmen soll. Das solle die Wohnqualität verbessern, so das Argument in dem Schreiben. Die Kosten würden den Mietern in Rechnung gestellt, anteilig je nach Wohnungsgröße. Die Burkhardts sollten für die Treppenhausreinigung 142,74 Euro und für den Winterdienst 79,09 Euro mehr bezahlen. Im Monat sind das bei 65 Quadratmetern insgesamt immerhin 18,50 Euro, die auf die Miete draufgeschlagen werden.

Die Drittfirma muss weichen

Damit abfinden will sich das Paar nicht. „Diese Regelung erfolgte ohne Not, da bisher diese Arbeiten von uns Mietern ohne Beanstandung erledigt worden sind“, sagt der Mieter. Seit 55 Jahren wohnt das Paar in dem Haus. Bis zur Übernahme durch die Deutsche Annington, dem Vorläufer der Vonovia, gehörte das Gebäude der Eisenbahn. Zweimal schrieb Hans Burkhardt an die Vonovia. Eine Antwort bekam er nicht. Dazu kommt: Mit der Arbeit der Hausmeisterfirma sind die Burkhardts nicht zufrieden. „Der Winterdienst erfolgte mangelhaft, da der Fußweg nur zum Teil geräumt wurde“, sagt der Mieter. Fotos dokumentieren dies. Nur 80 Zentimeter vom Fußweg wurden freigeräumt. Das sei zu wenig.

Nach SZ-Anfrage hat die Vonovia nun reagiert. „Wir bedauern, dass wir unseren Mietern nicht zeitnah geantwortet haben“, teilt Sprecherin Bettina Benner mit. Dem Wunsch der Kunden will der Großvermieter nun entsprechen. Es ist nicht das erste Mal, dass die Vonovia einlenkt. In der Johannstadt sollten Mieter kürzlich für einen Sicherheitsdienst zahlen. Die zusätzlichen Nebenkosten wurden nach heftiger Kritik zurückgenommen. Die Hausreinigung und der Winterdienst an der Oberen Bergstraße sollen in Zukunft wieder durch die Mieter erledigt werden. „Die Beauftragung von Drittfirmen unterbleibt“, sagt die Sprecherin. Den Beschwerden wolle die Vonovia nachgehen.