Von Kevin Schwarzbach
Riesa. Das hatte sich Maximilian Arnold anders vorgestellt. Als Vizemeister und Pokalsieger startete der 21-jährige Riesaer mit seinem VfL Wolfsburg in die Saison. Doch die Enttäuschung kam schnell: Erst saß Arnold nur auf der Bank, dann musste er mit seinem Team Niederlage um Niederlage einstecken. Der VfL qualifizierte sich am Ende nicht einmal für den internationalen Wettbewerb. Was aus seiner Sicht die Gründe für die missratene Saison waren, wie es nun für ihn weitergeht und was er sich privat gönnt – darüber hat Maximilian Arnold mit der Sächsischen Zeitung gesprochen.
Maximilian Arnold und der VfL
Herr Arnold, letztes Jahr war Ihr Team Vizemeister und Pokalsieger, dieses Jahr sind Sie nur Tabellenachter und im Pokal bereits früh ausgeschieden. Was ist diese Saison falsch gelaufen?
Ich glaube, letzte Saison hatten wir einfach einen unglaublichen Lauf. Da haben wir auch Spiele gewonnen, die wir eigentlich nie hätten gewinnen können. Dieses Jahr ist es leider andersherum gelaufen: Wir haben Spiele verloren, die wir nicht hätten verlieren dürfen. Wir waren oftmals zu unkonzentriert. Es sind meist solche Kleinigkeiten, die es am Ende ausmachen. Und wenn man erst einmal in dieser Negativspirale ist, kommt man da nur schwer wieder heraus.
Trotzdem war die Sensation möglich. Sie hätten Real Madrid ausschalten und ins Halbfinale der Champions League einziehen können. Woran ist es gescheitert?
Wir müssen mal die Kirche im Dorf lassen, immerhin reden wir über Real Madrid. Im Hinspiel sind wir über uns hinausgewachsen, womöglich hat Real uns auf die leichte Schulter genommen. Im Rückspiel waren wir dann zu schüchtern, Real hat sehr viel Druck gemacht. Wir haben in ein paar Situationen nachlässig verteidigt.
Sie leiteten mit einem Fehlpass die Niederlage ein. Im Hinspiel hatten Sie mit Ihrem Tor den Sieg perfekt gemacht. Wie kommen zwei so unterschiedliche Spiele zustande?
Der größte Unterschied war wohl die Atmosphäre, die Stimmung in Madrid war sehr aufgeheizt. Damit mussten wir erst einmal zurechtkommen. Ich spiele in dieser Phase diesen Katastrophenball zum 1:0, gleich danach fällt direkt nach dem Anstoß das 2:0. Real hat uns überrumpelt und unsere Fehler gnadenlos bestraft. Das war im Hinspiel anders.
Bei aller Enttäuschung: Welche Lehren konnten Sie aus Madrid mitnehmen?
Eine Erkenntnis war sicher, dass es noch ein höheres Niveau gibt, als das, auf dem wir in Wolfsburg aktuell spielen. Real Madrid gehört einfach zur absoluten Weltspitze.
Obwohl Sie zu Beginn der Saison hart um ihren Stammplatz kämpfen mussten, haben Sie Ihren Vertrag beim VfL vorzeitig bis 2020 verlängert. Warum?
Ganz einfach: Ich habe dem VfL Wolfsburg sehr viel zu verdanken. Mittlerweile habe ich 93 Bundesligaspiele gemacht, dazu einige internationale Begegnungen gespielt. Ich fühle mich in Wolfsburg sehr wohl. Meine Vertragsverlängerung war die logische Konsequenz.
Auch wegen der Nähe zur Heimat?
Die Nähe zur Heimat ist für mich immer noch ein wichtiger Grund. Ich bin gern zu Hause bei meiner Familie und meinen Freunden. Ich fahre von Wolfsburg bis Strehla knapp drei Stunden, das ist wirklich nicht lang. Für mich ist das schon ein entscheidendes Argument.
Haben Sie wirklich nie über einen Wechsel nachgedacht?
Wenn man nicht spielt, macht man sich natürlich immer seine Gedanken. Doch ich habe dann versucht, weiter Gas zu geben und wieder in die Startelf zu kommen. So bin ich einfach. Das hat sich ausgezahlt, ich habe es zurück in die Mannschaft geschafft.
Welcher Club müsste denn anklopfen, damit Sie schwach werden?
(Lacht.) Als kleiner Junge träumt man immer mal von diesen großen Vereinen, die an der Weltspitze sind. Wenn so ein Verein anklopft, würde ich natürlich ins Grübeln kommen. Aber das ist bisher noch nicht passiert.
Ihr Sportdirektor meint, dass Sie den neuen Vertrag verdient haben, da Sie kein Jugendspieler mehr sind. Sie gehören zu den dienstältesten Wolfsburgern. Wächst nun die Verantwortung?
Ich glaube nicht, dass sich ein Vertrag auf die Verantwortung auswirkt. Die muss ich mir mit guten Leistungen erarbeiten. Auch wenn ich mittlerweile einer der Dienstältesten bin, denke ich, dass die Verantwortung mit dem Alter nach und nach wächst. Auf dem Platz gebe ich Anweisungen, neben dem Feld halte ich mich aber zurück.
Sie gelten als bodenständiger Spieler. Was gönnen Sie sich in Ihrem Leben?
Ich ziehe jetzt endlich mit meiner Freundin zusammen, wir gönnen uns eine neue Wohnung. Doch ich bin niemand, der viel Geld ausgeben muss, um glücklich zu sein. Ich bin froh, wenn ich zu Hause bin oder etwas mit Freunden unternehmen kann.
Apropos Geld: Laut transfermarkt.de sind Sie zwölf Millionen Euro wert. Erschreckend?
Ich interessiere mich nicht für diese Zahlen. Wer entscheidet, wie viel ein Mensch wert ist? Ich glaube, jeder Mensch ist einzigartig. Und unbezahlbar. Doch diese Zahlen gehören zum Fußball. Auch wenn ich nicht denke, dass ein Ronaldo als Mensch mehr wert ist als andere.
Mal etwas ganz anderes. Wie viele Fußballschuhe haben Sie überhaupt?
Derzeit besitze ich acht Paar. Da mir mein Sponsor stets neue zuschickt, gebe ich die alten immer an meine Eltern. Die reichen die Schuhe dann an junge Kicker in meiner Heimat weiter, beispielsweise vom SV Strehla.
Hatten Sie schon immer so viele Fußballschuhe?
Es gab auch andere Zeiten. In Dresden ist mir mal mein rechter Schuh kaputt gegangen, dann hatte ich nur noch den linken und musste mir den rechten Schuh von einem Freund borgen. Dann habe ich zwei Wochen mit zwei verschiedenen Schuhen gespielt. Ich habe drei Geschwister und war damals einfach noch nicht wieder dran mit neuen Sachen.
Was wünschen Sie sich für die nächste Saison?
Wir wollen eine ganz andere Platzierung erreichen und uns wieder fürs internationale Geschäft qualifizieren. Doch jetzt werde ich erst einmal die abgelaufene Saison verarbeiten und mir dazu meine Gedanken machen.
Beim Heimaturlaub?
Ja, ich werde ein paar Tage in der Heimat verbringen und mit Familie und Freunden ein wenig entspannen. Zudem nutze ich die freie Zeit, um mit meiner Freundin in den Urlaub zu fahren.
Im August wartet dann noch Olympia mit der U21-Nationalmannschaft. Werden Sie im Kader stehen?
Dazu weiß ich noch nichts, da wird sich der Trainer sicherlich bei mir melden. Ich rechne jedoch mit einer Nominierung.
Oder würden Sie doch lieber mit der A-Nationalmannschaft zur EM nach Frankreich fahren?
(Lacht.) Ganz ehrlich: Über die EM in Frankreich mache ich mir derzeit absolut keine Gedanken.
Danke für das Interview, Maximilian Arnold! Genießen Sie Ihren Urlaub.