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Von Wiesenapotheke und Satkula

Das Oberlausitzer Hausbuch aus dem Lusatia Verlag Bautzen ist zum 25. Mal erschienen. Es bietet das Neueste von bekannten Autoren.

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Bautzen. Buch sei angesichts der elektronischen Konkurrenz auf dem Rückzug. Diese Unkenrufe vernimmt man in letzter Zeit immer häufiger. Auf das Interesse an seinem „Oberlausitzer Hausbuch“ trifft diese Prophezeiung jedenfalls nicht zu, kann Verleger Frank Stübner in seinem Vorwort zur allerneuesten Ausgabe zufrieden feststellen. Der Zuspruch sei ungebrochen. Und der Chef des Lusatia Verlages legt seinen Lesern eine Jubiläumsausgabe auf den Büchertisch, die sich in einem leicht gelifteten, etwas moderneren Outfit präsentiert. Rechtzeitig zu den am letzten Augustwochenende stattfindenden Großereignissen wie dem Bautzener Wasserkunstfest, den Rammenauer Leinentagen und dem Görlitzer Altstadtfest ist das Hausbuch für das Jahr 2016 fertig geworden und dort, sowie in den Buchhandlungen der Region erhältlich.

Der Wert des nun schon zum 25. Mal erschienen Hausbuches liegt in seiner Vielseitigkeit. Es bietet einem großen Interessentenkreis hilfreiche Tipps, historische Rückblicke und literarische Entdeckungen. Herausgeber Frank Stübner ist stolz, dass sämtliche Beiträge zuvor unveröffentlicht sind und dass sich mehr Autoren darum bemühen, einen Beitrag zu platzieren, als er berücksichtigen kann. Aber, den Stammleser wird es freuen, bekannte Autorennamen sind auch diesmal wieder vertreten.

So zum Beispiel Annelies Schulz aus Taubenheim mit der Erzählung „Die Wiesenapotheke“. Darin zollt die Schriftstellerin, wie auch schon in ihren autobiografischen Romanen, ihrer geliebten Großmutter Respekt, die gegen jedes Wehwehchen ein Kräutlein kannte. Gleichzeitig bedauert die Taubenheimer Autorin, dass dieses Wissen heute leider weitgehend verloren ist. Und wer von Annelies Schulz nicht genug bekommen kann, der erfährt aus einer Anzeige, dass im Herbst das erste Hörbuch von ihr mit „Geschichten aus meiner Lausitzer Heimat“ herauskommt.

100. Geburtstag von Jurij Brezan wird gewürdigt

Ein weiterer Beitrag ist einem der größten Schriftsteller gewidmet, den die Lausitz hervorgebracht hat – Jurij Brezan, dessen 100. Geburtstag im Jahr 2016 zu würdigen ist. Dietrich Scholze, der an einer Biografie des sorbisch-deutschen Dichters arbeitet, legt im Hausbuch einen Beitrag vor, der die unterschiedliche Rezeption von Brezans Werk in Ost und West beleuchtet. Denn der in der DDR hoch geschätzte Autor des „Krabat“-Romans galt „drüben“ lange nur als Kinderbuchautor. Der Ausschnitt macht Lust auf die Gesamt-Biografie, die zur Leipziger Buchmesse im Frühjahr 2016 erscheinen soll. Eine schöne Ergänzung zu dieser Thematik ist der Artikel von Heinz Schuster zu den sorbischen Namen zweier Gewässer, nämlich der Satkula und der Struga und ihrer Bedeutung in der Literatur.

Doch nicht nur für Literaturfreunde ist das Hausbuch eine Fundgrube. Auch an Architektur und Denkmalschutz Interessierte finden manche Neuentdeckung. So schreibt eine Denkmal-Retterin – Ines Triebs aus Saritsch – über ihren Wohnsitz, das Saritscher Herrenhaus. Liebevoll nennt sie es „Ein Haus mit italienischem Flair mitten in der Oberlausitz“. Arnd Matthes berichtet über die Erfolge der Stiftung Umgebindehaus und ein weiterer Beitrag verrät, was das Schneefernerhaus auf der Zugspitze und das Sommerhaus von Albert Einstein miteinander verbindet. Ein kurzes Stichwort soll hierzu nur verraten werden – Niesky! Von denkmalpflegerischer Bedeutung ist auch der alte Bleichturm von Wehrsdorf, der jetzt zum Bestandteil der neuen Kita wird. Für die Autoren Peter Augst und Armin Jähne ist das Anlass, auf die Geschichte der Leineweberei im Ort zurückzublicken.

Die lesenswerten Geschichten werden abgerundet durch Kalendarisches mit Gedenktagen und Ortsjubiläen sowie nützlichen Daten für Gärtner und Tierhalter.

Oberlausitzer Hausbuch ISBN 978-3-945911-00-6, Preis: 7,90 Euro