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Von Tradition und frischen Ideen

Der Rothenburger Fleischermeister Robert Eichler führt den ältesten noch existierenden Handwerksbetrieb der Stadt.

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© Fotos/Montage: André Schulze

Von Frank-Uwe Michel

Rothenburg. Robert Eichler und sein Vater Christoph sind sich der Tradition bewusst, die auf ihren Schultern lastet. Nicht etwa, dass sie davon erdrückt werden. Sie ist vielmehr Erinnerung und Ansporn zugleich. Christoph hat die Fleischerei seiner Vorfahren durch die Wendezeit geführt, sein Sohn Robert tut dies seit 2007. Gern stöbern sie in alten Unterlagen – zum Beispiel einer Familienchronik, in der lückenlos nachvollziehbar ist, dass es seit 1777 den Fleischerbetrieb Eichler in Rothenburg gibt. „Dort sind historische Schriftstücke zu finden, Kunden- und Bestellbücher. Es ist immer wieder interessant nachzuvollziehen, wie das Leben vor so vielen Jahren funktionierte“, erzählt Robert Eichler stolz über die Familientradition. Sie fortzuführen, sei für ihn selbst nie eine Frage gewesen. „Ich bin damit aufgewachsen. Mein Vater war Fleischer, mein Opa auch. Und ich habe als Kind schon sehr früh mitgemacht.“

Die Handwerkstechniken, erzählt der Firmenchef, hätten sich seit der Gründung des Unternehmens kaum geändert. Schwein und Rind würden noch immer zu Fleisch und Wurst verarbeitet. „Nur die Maschinen und Technologien haben sich natürlich weiterentwickelt.“ An einem Beispiel lässt sich das leicht veranschaulichen. Zuerst zeigt der 37-Jährige einen Kutter, wie er vor einigen Jahrzehnten üblich war: massig, rustikal, schwer zu bedienen. Als Fleischer musste man hier Schwerstarbeit leisten. Demgegenüber steht ein modernes Gerät. Ebenfalls ein Kutter, ein Schneidmischer also, aber elektrisch zu bedienen. Muskelkraft ist hier kaum noch nötig. „Leider ist durch den Krieg sehr viel verloren gegangen. Mein Vater versucht aber, alte Technik wiederzubeschaffen. Das ist wichtig, wenn man traditionsbewusst ist und sich seiner Wurzeln verpflichtet fühlt.“ Deshalb gibt es im Hause Eichler auch eine historische Transmission. Eine Antriebsstrecke, mit der durch Keilriemen und Riemenscheibe die verschiedenen Maschinen in Bewegung versetzt wurden.

Auch die Rezepturen stammen zum Teil noch aus alten Überlieferungen. „Natürlich haben wir sie dem heutigen technologischen Stand angepasst und arbeiten mit selbstgemischten Edelgewürzen. Aber einige der Grundrezepte sind auch heute noch aktuell“, erzählt der Fleischermeister. So hat zum Beispiel das Eichler’sche Bockwurstrezept die Zeiten überdauert. Ebenso die Herstellung der typischen Rothenburger Bratwurst, die noch immer komplett ohne Darm gefertigt wird, ihre Form nur durch die Denaturierung der Eiweißverbindungen beim Brühen hält.

Sprichwörtlich ist fast schon das gesellschaftliche Engagement der Fleischerfamilie. Über seine Vorfahren weiß Robert Eichler, dass manche von ihnen im Männerchor sangen oder im Turnverein organisiert waren. Er selbst engagiert sich wie schon sein Vater im Stadtrat. „Anfangs musste man mich fast ein bisschen überreden. Inzwischen bin ich aber froh, dass ich mich an der Stadtentwicklung beteiligen kann.“ Für die Zukunft hoffe er, auch noch andere junge Leute zu gewinnen. „Wenn man sich hier wohlfühlen will, gehört das Engagement für die Heimat ganz einfach dazu“, ist er überzeugt. Praktische Beispiele belegen das. So ist am Rathaus auf Eichlers Initiative hin im vergangenen Jahr ein Wasserspiel entstanden, das in Kürze in Betrieb gehen soll. „Wir haben noch ein paar Probleme mit den Sensoren. Ich denke aber, dass die sich schnell lösen lassen.“

Noch ein bisschen länger wird der Aufbau des historischen Denkmals dauern, für das schon seit einiger Zeit Spenden gesammelt werden, dessen Herstellung aber noch nicht vollständig finanziell abgesichert ist. Schließlich lassen Eichlers am Markt gerade eine Baulücke schließen. Aber auch das Vereinsleben liegt dem Unternehmen am Herzen. „Ich selbst und mein Bruder Philipp spielen Fußball in Lodenau, unsere Schwester Isabell hat sich beim Volleyball versucht. Wir finden es enorm wichtig, dass es Vereine gibt. Deshalb unterstützen wir sie auch“, stellt Robert Eichler klar. Rothenburger Sportverein, Blau-Weiß Lodenau, Allgemeiner Sportverein, die Reiter in Horka – „wir helfen gern, wenn es etwas auf die Beine zu stellen gibt.“