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Von Tokio nach Dresden – und wieder zurück

Nach Olympia ist vor Olympia. Marathonläuferin Anna Hahner blickt weit voraus – und richtet ihre Pläne bereits auf 2020 aus.

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© run2sky

Von Tino Meyer

Wenn eine eine Reise tut, dann ... soll sich das auch richtig lohnen. Warum also nicht beim Tokio-Marathon am 25. Februar starten, bin doch ohnehin gerade am anderen Ende der Welt – denkt sich Anna Hahner natürlich nicht. Mit Tourismus hat Leistungssport nun mal nichts zu tun.

Das ausgedehnte Winter-Trainingslager von Deutschlands derzeit zweitschnellster Marathonläuferin in Neuseeland ist lange geplant, auch der Abstecher über Tokio bei der Anreise kurz vor Weihnachten. In zweieinhalb Jahren finden in Japans Hauptstadt schließlich die nächsten Olympischen Sommerspiele statt. Was man mit Blick auf das Pendant im Winter in zweieinhalb Wochen in Südkorea mit dem Wörtchen „erst“ versehen kann, ist für Hahner ein „schon“. Auch das ist Leistungssport und die Wettkampfplanung speziell beim Marathon eine besondere. Mehr als zwei oder drei dieser harten Läufe sind pro Jahr nicht drin.

Weil Hahner im Vorfeld großer Rennen zudem gerne Land und Leute kennenlernt, kommt die Anfrage aus Tokio gerade recht. Anders als die gut 300 000 Hobbyläufer aus der ganzen Welt, die sich jedes Jahr um einen der 36 500 Startplätze bewerben, meldet man sich inzwischen bei ihr.

Neue Wege nach der Rio-Rückkehr

„Der Veranstalter wollte mich dabei haben und hat mir als Nummer fünf der europäischen Jahresbestenliste 2017 ein gutes Angebot gemacht“, erklärt Hahner.

Abseits von finanziellen und trainingsspezifischen Gedanken muss sie nicht lange überlegen. „Japan ist ein marathonbegeistertes Land. Mein Herz wollte in Tokio laufen“, sagt die 28-Jährige. Und dann ist da ja noch Olympia 2020, ihr nächstes ganz großes Ziel. Nach den in vielerlei Hinsicht schmerzvollen Erfahrungen von Rio 2016, als Hahner sich mit einer Muskelverletzung ins Ziel kämpft und dies dann Hand in Hand mit Zwillingsschwester Lisa erreicht, geht sie neue, andere Wege. Deshalb auch Neuseeland statt wie in den Vorjahren beispielsweise Südeuropa. „Der Hauptgrund sind die Temperaturen. In Neuseeland ist Sommer, mit 15 bis 25 Grad herrschen hier perfekte Trainingsbedingungen. Da ist sogar der Regen schön warm“, sagt Hahner.

Fast 200 Kilometer hat sie in der intensivsten Trainingswoche absolviert, wobei der Fokus nun zunehmend auf die unmittelbare Wettkampfvorbereitung des Tokio-Marathons ausgerichtet ist. Dort will sie die Norm von 2:32 Stunden für die Heim-EM 2018 im August in Berlin bestätigen. Mit ihren 2:28:32 Stunden vom Berlin-Marathon im vergangenen September hat sie die bereits erfüllt, doch der Kampf um die maximal drei deutschen Startplätze ist bei den Frauen inzwischen ebenso hart wie die 42,195 Kilometer auf der Straße. Mit Fate Tola, Anja Scherl und Katharina Heinig gibt es mindestens drei weitere Bewerberinnen. Und Hoffnungen macht sich auch ihre Schwester Lisa, die sich nach einem Formeinbruch im Vorjahr derzeit im heimischen Schwarzwald neu aufbaut.

Ein fester Anlaufpunkt auf dem Weg zu den Höhepunkten bleibt dabei Dresden. Der Internationale Citylauf am 18. März soll auch weiter das erste Saisonrennen der Hahner-Zwillinge sein, für Lisa der Jahresauftakt und für Anna eben diesmal der auf europäischem Boden. Die Anfahrt ist dann auch deutlich kürzer und die Verlockung ohnehin groß. Dresden steht für die Süßigkeitenliebhaberinnen längst auch für sächsische Eierschecke. Wenn sie diese Reise tun, dann gibt es immer einiges zu erzählen – und auch zu essen.