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Von Stadtpfeifer bis Silbermond

Für Bautzen-Besucher gibt es jetzt ein neues Angebot. Der Musikpfad bietet Wissenswertes aus fünf Jahrhunderten.

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Bautzen. Auf dem Hauptmarkt erklangen am Montagnachmittag live gespielte Posaunentöne. Zwei Schüler des Philipp-Melanchthon-Gymnasiums (PMG) – Albrecht Garten und Georg Jatzke – lieferten den musikalischen Part zur Einweihung des neuen Bautzener Musikpfades. Dieser besteht aus zehn Stationen und zeichnet die Bautzener Musikgeschichte vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart nach.

Schüler des PMG waren es auch, die die Historie des Musizierens in der Spreestadt erforscht hatten. Unter der Anleitung der Musiklehrer Martina Born, Cathleen Köckritz und Jochen Lebelt hatten sich über einen Zeitraum von fünf Jahren insgesamt 375 Achtklässler ins Stadtarchiv vertieft, um die Höhepunkte der Musikgeschichte herauszuarbeiten. In jedem Schuljahr wurden zwei Stationen recherchiert. Die Idee kam vom PMG-Schulleiter Karsten Vogt und von Matthias Hauschild, Leiter der Ostsächsischen Blasmusikschule. Letzterer wurde durch eine Broschüre aus dem Jahre 1924, die er im Nachlass des Heimatforschers Herbert Flügel fand, dazu inspiriert, sowie auch von einem ähnlichen Pfad, namens „Notenspur“ in Leipzig. Beim damaligen Bautzener Oberbürgermeister Christian Schramm, der sehr musikalisch ist, stießen die beiden auf offene Ohren.

25 Audio-Guides liegen bereit

Nun ist das Projekt zu einem glücklichen Ende gekommen. Die vandalismussicheren Hinweistafeln auf den betreffenden zehn Gebäuden in der Innenstadt sind montiert, die Audio-Guides liegen in der Tourist-Information bereit. Insgesamt 25 Stück stehen zur Verfügung, also ein Klassensatz. Doch natürlich können diese kleinen handlichen Führer auch individuell gegen eine Kaution ausgeliehen werden.

Nachlesen kann man die Informationen aber auch in dem druckfrisch erschienenen Begleitheft. Dieses hat allerdings einen entscheidenden Nachteil: Man kann die Musik nicht hören. Mit dem Audio-Guide hat man dagegen bei dem reichlich einstündigen Rundgang die Musik auf den Ohren, mit welcher Bautzener Musiker, Komponisten, Sänger und Chöre über die Jahrhunderte ihre Spuren hinterlassen haben.

Der Rundgang beginnt am Musikhaus Löbner in der Kesselstraße. Die erste Station ist der Jugend- und Blasmusik gewidmet. Was hat das Finanzamt mit Musik zu tun, mag man sich an der zweiten Station fragen. Doch das trutzige Gebäude war ja früher eine Kaserne, folglich geht es hier um Militärmusik. Die Tafel am Petridom weist auf die vielfältigen Ausprägungen sakraler Musik in Bautzen hin. Am katholischen Pfarramt wird auf die Traditionen im Chorgesang verwiesen. In der Schloßstraße 8 war im 19. Jahrhundert der Orgelbauer Sturm ansässig. Deshalb wird hier auf die lange Tradition des Orgelbaus und der Orgelmusik in der Stadt verwiesen. Die Stadtpfeifer, deren bekanntester Johann Christoph Pecel war, bildeten auch Musikernachwuchs aus. Sie gelten deshalb als Vorläufer der Musikschulen. An Pecels Wohnsitz in der Großen Brüdergasse wird darauf aufmerksam gemacht. Die Tafel an der Michaeliskirche verweist auf die Tradition der Posaunenchöre.

Station acht befindet sich am Sorbischen National-Ensemble. Hier geht es um die reiche sorbische Musikkultur. Das Kornmarkt-Center ist zwar kein Musiktempel. Doch hier stand einst das Stadttheater mit seiner Musiktheatersparte. Der Rundgang endet in der Gegenwart am Rathaus, wo unter anderem die Hits der Band Silbermond aus dem Guide zu hören sind.