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Von Schneewittchen und den sieben Software-Zwergen

Der Autor Erhart Neubert präsentiert in der Stadt Freital und Umgebung moderne Märchen – geschrieben für Erwachsene.

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© Andreas Weihs

Von Dorit Oehme

Freital. In der Stadtbibliothek Freital hat er seinen Lesesessel schon mal ausprobiert. Auch seine Märchenauswahl hat Erhart Neubert bereits getroffen. Mit Rotkäppchen, Gretel und Schneewittchen will er die Hörer am Donnerstag, nur wenige Tage nach seinem 78. Geburtstag, beim Adventsprogramm in der Bücherei neu überraschen. Neubert ist ein Junggebliebener. Noch im vorigen Jahr leitete er eine Dresdner Wandergruppe. Die Dippser Heide und der Tharandter Wald gehörten zu den Ausflugszielen.

Als Autor schickt er Rotkäppchen in die Dippser Heide. Die Mutter hat ihren Prosecco, Ciabatta-Brötchen und auch Pralinen eingepackt. Das Mädchen würde gerne öfters mit der Oma skypen, damit die Kommunikation noch besser klappt. Doch jetzt ist sie wieder mal auf ihrem Vespa-Roller unterwegs, den rostroten Motorradhelm auf dem Kopf. Da nimmt ihr eine seltsame Gestalt auf einem uralten Vehikel mitten im Wald die Vorfahrt.

„Man muss positiv verrückt sein, um die alten Grimm’schen Märchen so umzuschreiben“, sagt Neubert und lacht ein wenig spitzbübisch. Er schiebt nach: „Mich reizt es, sie in die Gegenwart zu zerren. Ich frage mich: Wie würden sie heute stattfinden?“ Neubert hat drei Bücher geschrieben, die in der Bibliothek erhältlich sind. Er war als Bergmann und Steiger unter Tage. Im Geschichten-Band „Schokolade statt Bergmannsschnaps“ und dem Roman „Unter Tage“ erzählt er vom Steinkohlebergbau im Döhlener Becken. Außerdem hat der gebürtige Wilsdruffer in seiner Dresdner Hochhauswohnung Geschichten verfasst, die vom Alltag ab etwa 1945 erzählen.

„Wir wollen etwa vierteljährlich Autoren aus der Region eine Möglichkeit geben, bei uns zu lesen. Dabei wollen wir öfters wechseln“, sagt Kerstin Lißke, die die Veranstaltungen in der Bibliothek organisiert.

Neubert hat in seinem weiteren Berufsleben auch Kinder und Erwachsene unterrichtet. Schneewittchen gibt er in seiner Märchenfassung ein „hohes Maß an Ordnungsliebe“, „ein Gedächtnis für Ereignisse aller Art“ sowie ein großes Interesse an Mathe und speziell Finanzen. Sie erlernt sogar einen Beruf, der sie später zu den Sieben Software-Zwergen führen wird. „Im Moment arbeite ich an dem Märchen Aschenbrödel“, sagt Neubert. Einzelheiten verrät er noch nicht. Doch er betont: „Ich nehme die Hörer gern mit in ihre Kindheit zurück.“ An der Welt der Kinder von heute bleibt er weiter dran: Mit seiner Frau hat er eine Patenenkeltochter.

Weitere Lesungen mit Erhart Neubert: 7.12., 17.30 Uhr: Heimatmuseum Wilsdruff; 12.12., 18 Uhr: Hotel Rabennest in Rabenau; 14.12., 19.30 Uhr: Frauenstammtisch im Hotel Hähnel in Possendorf