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Von Schnaps-Prenzel bis Adler-Drogerie

Die SZ erinnert an Orte, die in Zittau jeder kannte und noch heute kennt. Heute: die Ladengeschäfte an der „Achse der Frauenvorstadt“.

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Dietmar Rößler

Zittau. Der bekannteste Händler am einstigen „Görlitzer Steinweg“, dem heutigen Straßenzug „Rosa-Luxemburg“ / „Görlitzer Straße“ war zweifellos „Schnaps-Prenzel“. Seit 1750 bis 2014 wurden dort Spirituosen produziert und Getränke gehandelt. Die flächenmäßig größte Handelseinrichtung dürfte der „Lindenhof“ gewesen sein. Einst als Gaststätte mit Varieté gegründet, ist er heute wohl vor allem als Möbelhaus im Gedächtnis. Das Bauensemble blieb als Bestandteil eines Auto-Service-Unternehmens erhalten.

und heute.
und heute. © Matthias Weber

Beim Gebäudekomplex „Stadt Görlitz“ ist die Erhaltung alles andere als sicher. Vor 1945 gehörte das Objekt der „Landskron Brauerei“, die im Hinterhaus auch noch Bier lagerte und in Zittau verteilt als Hotel und Gaststätte schon von der Handelsorganisation (HO) betrieben wurde. „Stadt Görlitz“ ist vielen sicher noch als Gaststätte bekannt. Oft fanden dort auch Trauerfeiern statt, lagen doch mit Krematorium und Frauenkirche beide Begräbnisstätten Zittaus an diesem Straßenzug. Auch in den Gaststätten „Haltepunkt“ und „Am Tierpark“ fanden deshalb zahlreiche Trauerfeiern statt. Mehrere Steinmetzbetriebe schaffen bis heute Grabdenkmale für die beiden Zittauer Friedhöfe. Bestattungsunternehmen gab und gibt es dort auch.

Der Straßenzug diente auch zum Einkaufen. Lebensmittel gab es zum Beispiel im Konsum an der Luxemburg-Straße. Dort waren auch zwei Bäcker, zwei Fleischer und ein Gemüsehändler. Das „Buttig-Haus“ war ein Handelsplatz mit HO-Geschäft und Bäckerei. In den 50er Jahren wohnte dort auch noch sein Namensgeber, das Zittauer Original Ewald Buttig.

In der ehemaligen Bäckerei Moser an der Görlitzer Straße befindet sich heute die „Tafel“ und im ehemaligen Milchladen Pohl ein IT-Unternehmen. Die 1970 errichtete HO-Kaufhalle an der Ecke zur Leipziger Straße ist mittlerweile einem Parkplatz gewichen. Auch den kleinen Lebensmittelladen an der „Lämmergasse“ gibt es nicht mehr. Hinter den großen Schaufenstern am Lutherplatz verkaufte man früher Pelze. Heute arbeitet hier eine Werbefirma. Adler-Drogerie und Weinau-Drogerie sind nicht mehr da. Dafür gibt es heute eine Apotheke. An die Schuhmacher Anders und Löwner erinnern sich nur noch Ältere. Bei Schuhmachermeister Rücker werden dagegen seit 1897 bis heute Dienstleistungen angeboten, bei Sattlermeister Treutmann seit 1938. In einem ehemaligen „Kolonialwarenladen“ arbeitet seit Kriegsende der Elektrobetrieb Tietze. Nach dem Krieg war er aus dem von einer Bombe getroffenen Nebenhaus hierher umgezogen. Das „Figaro“-Friseurgeschäft in der Straße existiert seit über 50 Jahren.

Eine ausdrückliche „Einkaufsmeile“ war die 1,3 Kilometer lange „Vorstadtmagistrale“ nie. Handel hat es dort aber schon immer gegeben. Früher allerdings deutlich mehr als heute.