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Von Riesa nach Wien

Eine Wettiner-Ausstellung hatte im Stadtmuseum für Wirbel gesorgt – und danach in der österreichischen Hauptstadt.

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© Anne Weilmann

Von Christoph Scharf

Riesa. In Riesa hatte die Wettiner-Ausstellung des Künstlers Roland Kuck 2016 mächtig für Aufsehen gesorgt: nicht nur wegen der farbenprächtigen Porträts des einstigen sächsischen Herrschergeschlechts – sondern auch wegen eines Eklats im Vorfeld der Ausstellungseröffnung. Den hatte Michael-Benedikt Prinz von Weimar-Sachsen-Eisenach kurz zuvor mit einem Interview in der Bild-Zeitung ausgelöst, in dem er die geplante Riesaer Wettiner-Schau als „Faschingsveranstaltung“ diskreditierte. Mit Rüdiger und Daniel seien zwei Männer porträtiert worden, die gar nicht zur Familie der Wettiner gehören würden.

Der so kritisierte Daniel Timo Prinz von Sachsen hatte in Riesa gelassen reagiert – und hätte das umstrittene Interview am liebsten ignoriert. Die rechtmäßige Wettiner-Nachfolge sei längst vom Adelsrechtsausschuss geklärt. Das sieht auch Riesas bekanntester Monarchie-Freund Klaus Przyklenk so, der sich damals sehr über die Verunglimpfung der Wettiner-Schau geärgert hatte. Schließlich hatte der im Ausstellungskatalog als „Zeremonienmeister der Albertinischen Wettiner“ vorgestellte Riesaer die Schau über seine Kontakte erst nach Riesa geholt.

Aber mittlerweile ist er über den Ärger weg. Denn mehr als ein Jahr nach der Ausstellung im Riesaer Stadtmuseum war die Wettiner-Schau nun auch in Wien zu sehen – aus Anlass des 300. Geburtstags der Kaiserin Maria Theresia. Mit dabei waren hochrangige Vertreter des europäischen Adels – und mittendrin Klaus Przyklenk. Er präsentierte auch sein ebenfalls von Roland Kuck gestaltetes Gemälde, das ihn als Chevalier Klaus von Przyklenk zeigt: Den Titel hat er als Mitglied im Ritterorden Heinrich III. des Erlauchten erhalten.

Aber was haben die Wettiner, die im Kreis Meißen nicht nur mit der Albrechtsburg unübersehbare Spuren hinterlassen haben, überhaupt mit Österreich zu tun? Darüber klärt Sandor von Habsburg-Lothringen auf, der auch die Titel Erzherzog von Österreich und Prinz von Toscana trägt: Seit drei Jahrhunderten beständen dynastische Beziehungen zwischen Habsburg und Wettin. Seit August der Starke zum katholischen Glauben konvertierte, um König von Polen werden zu können, waren auch Ehen zwischen beiden Herrscherhäusern möglich. „Wovon diese auch Gebrauch machten“, schreibt Sandor von Habsburg-Lothringen, der von Freunden der Monarchie als „Seine Königlich-Kaiserliche Hoheit“ tituliert wird.

Er muss es wissen: Der 53-Jährige stammt direkt in achter Generation von Maria Theresia ab. Pro Generation habe es seit Anfang des 18. Jahrhunderts mindestens eine Hochzeit zwischen Habsburgern und Wettinern gegeben – angefangen beim Sohn August des Starken bis hin zum letzten sächsischen König, Friedrich August III. Der blieb freilich nach der Flucht seiner Frau Luise ins Ausland allein in Dresden zurück. Das ist allerdings längst Geschichte – während die Ausstellung nicht nur historische, sondern auch zeitgenössische Vertreter der beiden Adelshäuser präsentiert.

Meißens Landrat Arndt Steinbach (CDU) nutzte den Ausstellungskatalog, um in Österreich für den Kreis Meißen zu werben: Schließlich hätten die Wettiner in der Mark Meißen – der Wiege Sachsens – nicht nur eine „straff organisierte Verwaltung“ aufgebaut, sondern auch viele Bauwerke geschaffen, die auch heute noch überregional bedeutend sind. Da nimmt der Landrat offensiv auch das Gebiet außerhalb der Kreisstadt – mit Albrechtsburg und Porzellanmanufaktur – in den Fokus: Zum Erbe der Wettiner gehöre das Schloss Moritzburg genauso wie die Schlösser in Zabeltitz und Diesbar-Seußlitz. Weniger bekannt ist dagegen die Grabstätte der Wettiner in der Fürstenkapelle im Kloster Altzella.

Aber die Geschichte ist nicht abgeschlossen – sondern wird weitergeschrieben, heißt es von den beiden Wettinern Rüdiger und Daniel Timo Prinz von Sachsen. „Die lange Familiengeschichte und die Geschichte des Landes lassen sich kaum voneinander trennen und verbinden und verpflichten gleichermaßen.“

Klaus Przyklenk geht davon aus, dass auch die Präsentation in Wien längst nicht die letzte der Wettiner-Schau war: „Es sind schon Ausstellungen in Südtirol und Breslau geplant.“