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Von Pulsnitz auf den Striezelmarkt

Sogar eine stattliche Fichte vertritt die Westlausitz diesmal in Dresden. Nicht nur damit ist die Region gut vertreten.

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© Sven Ellger

Von Reiner Hanke

Stolz ragt die Pulsnitzer Weihnachtstanne über den Dresdner Striezelmarkt. Im Glanz von 16 200 LED-Lichtern beherrscht sie den Altmarkt. Per Tieflader rollte der 20 Meter hohe Baum aus einem Pulsnitzer Vorgarten in die Landeshauptstadt. Zu seinen Füßen drängen sich die 233 Marktstände. Die Fichte ist in diesem Jahr der auffälligste Vertreter aus dem Kamenzer Raum bis zum Rödertal auf dem Striezelmarkt. Aber sie ist nicht allein. Es sind etliche Handwerker und Händler aus der Region, die sich einen der begehrten Standplätze sichern konnten. Zu ihnen gehört Regina Körner aus Laußnitz: „Es ist Jahr um Jahr wie Roulette“, sagt sie. Ihr Fellhandel mit Produktion biete aber auch Produkte, die nicht jeder habe. Kissenrollen aus Schaffell oder Stirnbänder aus Kaninchenfellen. Die bekomme sie von Kleintierhaltern. Die Felle würden sonst in den Abfall wandern. Und dann die dicken Fell-Fäustlinge und handgeflochtene Babyschuhe... Neu im Sortiment sind Filzpantoffeln aus dem Erzgebirge und andere Filzprodukte, sogar Weihnachtsschmuck.

Sie sind auf dem Striezelmarkt vertreten

Fachfrau für Flauschiges Regina Körner freut sich jedes Jahr auf den Striezelmarkt. Das Flair ziehe sie immer wieder an. Und die vielen Touristen seien auch ein ganz besonderes Publikum, sehr entspannt und interessiert.
Fachfrau für Flauschiges Regina Körner freut sich jedes Jahr auf den Striezelmarkt. Das Flair ziehe sie immer wieder an. Und die vielen Touristen seien auch ein ganz besonderes Publikum, sehr entspannt und interessiert.
Die Glühwein-Spezialistin Ihren 27. Markt bestreitet Katrin Hantsche aus Großröhrsdorf. Sie hat rund zehn Glühweinsorten im Angebot. An ihrem Stand können die Gäste auch bei Schnee und Regen im Trockenen genießen.
Die Glühwein-Spezialistin Ihren 27. Markt bestreitet Katrin Hantsche aus Großröhrsdorf. Sie hat rund zehn Glühweinsorten im Angebot. An ihrem Stand können die Gäste auch bei Schnee und Regen im Trockenen genießen.
Der Töpfer mit Ideen Jens Frommhold aus Königsbrück töpfert sogar Schwibbögen. Für viel Furore sorgte er mit seinem Tisch-Ofen, der eine gemütliche Wärme verbreitet und für romantische Stimmung in geselliger Runde sorgt.
Der Töpfer mit Ideen Jens Frommhold aus Königsbrück töpfert sogar Schwibbögen. Für viel Furore sorgte er mit seinem Tisch-Ofen, der eine gemütliche Wärme verbreitet und für romantische Stimmung in geselliger Runde sorgt.
Der Pfefferkuchen-Experte Pfefferküchler Christian Nitsche (Firma G. Gräfe) aus Pulsnitz kennt die Geheimnisse des Gewürzkuchens. Wie viel derzeit täglich gebacken wird, verrät der Meister nicht. Aber der Ofen läuft auf Hochtouren.
Der Pfefferkuchen-Experte Pfefferküchler Christian Nitsche (Firma G. Gräfe) aus Pulsnitz kennt die Geheimnisse des Gewürzkuchens. Wie viel derzeit täglich gebacken wird, verrät der Meister nicht. Aber der Ofen läuft auf Hochtouren.

Aber was wäre ein Striezelmarkt ohne das berühmte Gebäck aus Pulsnitz? Der Pfefferkuchenstadt schlechthin! Gleich zwei Betriebe haben ihren Stand aufgebaut. Die Lebkuchenfabrik und die Pfefferküchlerei Georg Gräfe. Die Firma gehört mittlerweile zu den Striezelmarkt-Urgesteinen. Geschäftsführer Christian Nitsche weiß, dass das Familienunternehmen schon seit den 1970er Jahren dort seine Spezialitäten verkauft. Der Renner ist die Pulsnitzer Pfefferkuchenspitze als Spezialität der Pfefferküchler aus dem Städtchen. Ein handliches Naschwerk mit oder ohne Schokoüberzug und unterschiedlichen Füllungen. Damit wird gern experimentiert. Bei Gräfes gehören die Marzipanspitzen zu den neuen Kreationen. Bei der Pfefferkuchen-Vielfalt komme es vor allem auf gute Beratung an, auf Qualitätsprodukte und eine florierende Logistik. Denn es soll ja keine Ware ausgehen. Von 5 bis 22 Uhr sei er jetzt in der Pfefferkuchenhochsaison auf den Beinen. Aber der Striezelmarkt-Stress lohne sich. Zu den wichtigsten Zutaten für einen gelungenen Weihnachtsmarkt gehören Heißgetränke. Dafür gibt es einige Spezialisten im Rödertal. Katrin Hantsche aus Großröhrsdorf betreibt mit ihren Pavillons zwei der größten Stände und hat reichlich Pulsnitzer Pfefferkuchenpunsch angesetzt. Der werde immer beliebter. Dazu Striezelmarktpunsch: verfeinert mit Stollenzutaten – wie Mandeln, Nüsse und Rosinen. Die reifen seit Wochen in starkem Rum und sorgen für ein unvergleichliches Aroma.

Die Kelterei Oese aus Medingen – erst seit 2012 auf dem Markt – mixt den Glühwein nach einem geheimen Familienrezept, so Michael Oese. Der Wein selbst sei in diesem Jahr besonders gut, schwärmt er, nach traditionellem Maischeverfahren hergestellt. Der Traubensaft komme von einem befreundeten Weingut aus Rheinland-Pfalz, von der Nahe. Er sei froh, dass er als sächsisches Unternehmen die Gelegenheit bekomme, sich zu präsentieren und auf dem Weg die Produkte selbst zu vermarkten: „Es ist ein schöner Kundenkontakt.“ So manche Besucher seien von der Lohnmosterei bekannt. Sie kommen dann zum Stand, um zu probieren.

Herzhaftes zum Glühwein

Zum Glühwein passen natürlich auch herzhafte Spezialitäten der Radeberger Fleischerei Korch, zum Beispiel frisch gebrutzelt in der Ochsenhütte. Aber Essen und Trinken ist ja nicht alles. Die Region hat noch viel mehr zu bieten, um den Striezelmarkt zu bereichern. Am Stand von Töpfermeister Jens Frommhold aus Königsbrück unweit der Pulsnitzer Weihnachtstanne wärmen sich die Touristen gern die Hände über seinem tönernen Tischofen. Er ist ebenfalls schon ein alter Striezelmarkthase, seit 1994 dabei. Das sei bei den vielen Bewerbern aus dem Töpferhandwerk damals nicht leicht gewesen, den Platz zu bekommen. Kleinteilige Ware komme besonders gut an, ist seine Erfahrung, vor allem Weihnachtliche wie Apfelbräter, Glöckchen, Weihnachtskugeln oder Leuchter. Wichtig ist ihm auch die Tradition, die Historie des Marktes, die seine Ausstrahlung und das besondere Flair ausmachen. Und vielleicht ist seine Familie ja auch schon viel länger durch die Urgroßväter präsent. Denn ein Familiendokument aus dem Jahr 1869 belegt schon das Marktrecht für Dresden des Ururgroßvaters. Vielleicht verkaufte er seine Waren ja auch schon auf dem Striezelmarkt. Natürlich hat Konjunktur, was im Winter wärmt. Dazu gehören Strumpfwaren. Die verkaufen Regine und Lothar Noack aus Lichtenberg in ihrem ambulanten Textilhandel. Gleich nach der Wende habe er umgesattelt auf Strumpfmode, so Lothar Noack. „Es sind wirklich gute Artikel, ich habe es nie bereut.“ Jetzt kann er auch ein Vierteljahrhundert Striezelmarkt feiern. Es sei immer noch jedes Jahr der Höhepunkt, sagt Noack und verspricht den Kunden das komplette Angebot: kurz und lang, hell und dunkel, von Leggins über Strumpfhosen bis zu Baby- und Hüttenschuhen. Was die Region beizusteuern hat, ist also sehr vielfältig und die Auswahl längst nicht vollständig. Leider hat es mit der Pfefferkuchenprinzessin aus Kamenz in diesem Jahr noch nicht ganz funktioniert. Bis ins Finale schaffte es die kesse Mia-Florin. Dann fehlte ihr ein Punkt zum Sprung auf die Striezelmarktbühne. Aber vielleicht wagt sie ja einen zweiten Anlauf. Bei der Striezelmarkttanne hat es auch erst beim zweiten Mal geklappt.