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Von Loschwitz nach Brüssel

23 Jahre wohnte Uwe Detemple in Dresden, war sechs davon im Ortsbeirat Loschwitz. Nun geht er nach Brüssel und blickt zurück.

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© Sven Ellger

Von Sarah Grundmann

Momentan ist es eine stressige Zeit für Uwe Detemple (SPD). Denn dem 59-Jährigen steht ein Umzug ins Haus. Der Wachwitzer wechselt dabei nicht nur die Stadt, sondern gleich das Land. Ab 3. August geht er vom Wirtschaftsministerium in das Verbindungsbüro des Freistaats nach Brüssel. Freude vermischt sich bei dem Ortsbeirat mit Wehmut. Denn schließlich wohnt der Wahl-Dresdner seit 23 Jahren in der Landeshauptstadt, wechselte damals von einer saarländischen Kommune über das Bundeswirtschaftsministerium nach Dresden. Sechs davon verbrachte er im Ortsbeirat Loschwitz – eine Zeit, an die Detemple gerne zurückdenkt.

„An der Arbeit hat mir gefallen, dass ich so nah am Anwohner war. Das ist eine Konstellation, die in der Politik nur schwer zu finden ist“, sagt der gebürtige Saarländer. „Im Loschwitzer Bürgerbüro haben die aber auch wirklich immer aktiv teilgenommen, es gab viele Redebeiträge und Anliegen.“ Dass man sich da nicht immer einig wird und viele Meinungen aufeinandertreffen, ist klar. Besonders drei Dinge sind Detemple von seiner langjährigen Tätigkeit im Gedächtnis geblieben.

„Das sind zum Beispiel die Auseinandersetzungen zum geplanten Parkplatz am Loschwitzer Elbufer“, erinnert er sich. Schon vor 15 Jahren kam das erste Mal die Idee auf, unterhalb des Blauen Wunders einen Parkplatz zu errichten. Dies wurde schließlich elf Jahre später vom Stadtrat beschlossen. Und das, obwohl längst nicht jeder die Stellplätze für eine gute Idee hielt. Auch Detemples Partei nicht.

Feste Bindung zur Wahlheimat

Denn die SPD war der Meinung, dass 20 zusätzliche Parkplätze an der Alten Feuerwache in Loschwitz ausreichen würden. Doch die Stadt wollte 70 Stellplätze am Blasewitzer Elbufer errichten. Passiert ist seit dem Beschluss allerdings nicht viel. Zwar lagen die Pläne Anfang 2014 schon öffentlich aus. Doch noch lassen verschiedene Gutachten auf sich warten.

Lieber denkt der Wahl-Wachwitzer aber an die erfreulichen Ereignisse zurück. Und auch davon gab es einige. „Ich bin zum Beispiel sehr froh, dass Niederpoyritz mit der 88. Grundschule nun endlich wieder zum Schulstandort wird“, sagt er. „So war es ja auch früher einmal.“ 2018 sollen nach einer grundlegenden Sanierung des Gebäudes am Plantanenweg wieder Kinder lernen. „Und außerdem macht mich sehr froh, dass derzeit im Niederpoyritzer Gustavheim alles gut klappt“, sagt Detemple. „Gerade im Vergleich mit Pappritz.“ Denn die Anwohner haben sich mit dem Loschwitzer Asylbewerberheim schon deutlich mehr angefreundet als die Pappritzer. Es wurde sogar ein runder Tisch eingerichtet, der sich um die Belange der Flüchtlinge im Gustavheim kümmert. Das Gebiet „unten am Berg“, wie der SPD-Abgeordnete sagt, sowie das Thema Asyl hatte sich der baldige Brüsseler sowieso auf die Fahnen geschrieben. „Und gerne hätte ich mich in Dresden auch weiterhin dafür eingesetzt, wenn ich geblieben wäre.“

Gänzlich mit dem einstigen Wohnort will Detemple aber auf keinen Fall abschließen. „Ich werde ja auch zukünftig die sächsischen Belange vertreten“, sagt er. „Und darum natürlich auch mit der Stadt Dresden verbunden bleiben.“ Den Kontakt mit dem Kunst- und Kulturverein der Alten Loschwitzer Feuerwache, in dem Detemple seit einiger Zeit Vorstand ist, will er ebenfalls nicht abreißen lassen. Schließlich hat er in Dresden einen großen Teil seines Lebens verbracht. „23 Jahre sind 23 Jahre“, resümiert der Politiker. „Und ich habe ja quasi den ganzen Aufbau nach der Wende mitgemacht.“ Denn als Detemple 1992 nach Dresden kam, sah es in der Landeshauptstadt noch ganz anders aus. „Damals war die Frauenkirche noch ein Trümmerhaufen, an der Prager Straße stand als Kaufhaus nur das Hertie, und auch die Bahnhöfe sahen noch nicht so aus wie heute“, erinnert er sich. „Jetzt kann sich die Stadt sehen lassen. Und auch die Villen in Loschwitz wurden mit viel Liebe hergerichtet. Da ist wirklich viel passiert in den letzten Jahren.“ Auch deshalb hat der Saarländer eine besondere Bindung an seine Wahlheimat.

Auf seine Zeit in Brüssel freut er sich sehr, seine Frau wird mit ihm nach Belgien ziehen. Mehrfach haben sie sich den Hauptsitz der Europäischen Union schon angeschaut, gerade erst kommt Detemple von einem einwöchigen Besuch zurück. Schließlich gibt es vor dem Umzug noch viel zu tun. „Wir haben etwa geschaut, wo man sich Monatskarten kaufen kann – es gibt viele kleine Alltagsprobleme und Dinge, die anders laufen als in Dresden.“ Weniger klein ist da das Verständigungsproblem. Französisch hat Detemple zwar in der Schule gelernt. „Aber da sollte ich noch nachlegen“, sagt er schmunzelnd. Bis zum 3. August hat der Ortsbeirat noch Zeit, um seine Sprachkenntnisse aufzufrischen. Dann tritt er seinen neuen Posten in Brüssel an. Bis dahin bleibt er Ministeriumsmitarbeiter, Ortsbeirat und Vereinsvorstand. Es gibt also noch eine Menge zu tun.