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Von Liegau in die Welt

Die Radeberger Wichtel aus der Werkstatt von Karl-Heinz Pinkert begeistern in Paris. Und der Liegauer sorgt dort sogar für eine Überraschung.

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© Thorsten Eckert

Von Jens Fritzsche

Liegau-Augustusbad. Damit versetzte er selbst die Pariser –  als ausgewiesene Experten für Weihnachtskrippen – in Erstaunen! „Eine solch moderne Krippe, staunten die Franzosen, hätten sie bisher noch nie gesehen“, erzählt Karl-Heinz Pinkert.

Der Liegauer ist zwar von Hause aus Malermeister, aber längst auch als Erfinder der beliebten „Radeberger Wichtel“ bekannt. Mit diesen knuffigen Holz-Figuren trifft er seit Jahren den Nerv der Kunden, die längst beinahe überall auf dem Erdball zu finden sind. Jüngst schickte der Liegauer eine Lieferung nach Japan (SZ berichtete) – und vor wenigen Tagen kam Karl-Heinz Pinkert aus Paris zurück. Von der weltgrößten Kunsthandwerk- und Designmesse, der „Le Carrousel“ – auf der hat die Handwerkskammer Dresden alljährlich einen Sachsen-Stand, an dem der Liegauer bereits zum zweiten Mal seine farbenfrohen Holzfiguren präsentieren konnte. Und neben den weihnachtlichen Wichteln hatte Karl-Heinz Pinkert auch seine moderne, hölzerne Krippe mit dimmbarer LED-Beleuchtung dabei. „Davon waren die Messebesucher absolut fasziniert“, schwärmt der Liegauer. Der bis dahin nicht wusste, „dass es jedes Jahr im Advent in der berühmten Kirche Notre Dame eine Weihnachtskrippenausstellung gibt, die bei den Parisern ein echtes Muss ist“.

Jede Menge Bestellungen

Demnächst wird also sicher auch die eine oder andere Krippe aus Liegau in Pariser Wohnungen stehen. Vor allem aber Wichtel. „Besonderer Renner waren die Figuren mit LED-Kerze, da habe ich jetzt noch jede Menge Bestellungen bis Weihnachten abzuarbeiten“, freut sich Karl-Heinz Pinkert. Und war überrascht: „Gut die Hälfte der Bestellungen haben die Messebesucher gleich vor Ort vorab bezahlt – so etwas habe ich hier bei uns bisher noch nie erlebt“.

Mit in Paris hatte er dabei auch einige echte Premieren: Spieldosen mit dem „Steigerlied“ zum Beispiel – und die neueste Radeberger-Wichtel-Figur „Alf“. Die hat einen langen, geschwungenen Bart und trägt einen prall gefüllten Geschenke-Sack auf dem Rücken. Und „Alf“ wird sich übrigens ab 1. Dezember wieder bis Heiligabend täglich auf einem Foto im Lokalteil der SZ verstecken – beim seit Jahren beliebten Gewinnspiel. „Alf“ ist dabei der diesjährige Hauptpreis.

Vom eigenen Schaffen überrascht

Und natürlich darf diese neueste Figur am Sonnabend nicht fehlen, wenn Karl-Heinz Pinkert eine ganz besondere Ausstellung in der Liegauer Heimatstube öffnet. Im Rahmen des diesjährigen Liegauer Weihnachtsmarktes nämlich, wird der „Wichtel-Erfinder“ eine ungewöhnliche Weihnachts-Schau präsentieren. „Ich habe ja schon seit den 1970er-Jahren als Hobby Weihnachts-Schmuck gedrechselt, für Freunde, Bekannte und für die Familie natürlich“, verrät der Liegauer. Vieles aus diesen Jahren hat er nun aus dem Keller, Schränken geholt – „und auch von Bekannten ausgeborgt, an die das Ganze damals gegangen war“ –, um das alles nun in seiner Schau zu vereinen. „Ich war selbst überrascht, was ich mit den Jahren so alles produziert habe“, sagt er lachend. Ab 14 Uhr ist die Ausstellung geöffnet, „bei der Interessierte natürlich auch etwas kaufen können“.

Regelmäßig auf Weihnachtsmärkten

Überhaupt trifft man Karl-Heinz Pinkert dieser Tage regelmäßig auf Weihnachtsmärkten. Am vergangenen Wochenende bei der Straßenweihnacht in Langebrück zum Beispiel; vom 8. bis zum 11. Dezember dann auf dem Radeberger Weihnachtsmarkt. „In Langebrück kommen viele sozusagen schnuppern – und in Radeberg kommen sie dann nochmal zu mir, um die Dinge zu kaufen“, beschreibt er schmunzelnd. Und weiß, „dass auch wieder viele Stammkunden vorbeischauen werden, die sich schon eine kleine Wichtel-Sammlung angelegt haben“, ist er begeistert. Viele dieser Stammkunden schauen dabei auch regelmäßig im „Wichtel-Showroom“ an der Friedensstraße in Liegau vorbei. „Das hat sich wirklich mittlerweile gut herumgesprochen“, klingt Karl-Heinz Pinkert zufrieden.

Wobei er das meiste längst übers Internet verkauft. Auf diesem Weg werden viele seiner Kunden auf ihn aufmerksam. Oder über Messeauftritte wie in Paris eben. Eine Messe war es zum Beispiel auch, auf der die bereits erwähnte Firma Santa Co aus dem japanischen Kobe die Wichtel gesehen hatte. Im Juni hatte dann ein Vertreter der Firma bei Karl-Heinz Pinkert angerufen, ob er in diesem Jahr 250 und im kommenden 650 Räucher-Wichtel liefern könne. „Ich habe ja einen Lizenzvertrag mit dem erzgebirgischen Großhändler Dregeno, der für mich einige Wichtel in größeren Stückzahlen in Seiffen und Umgebung herstellen lässt – und Dregeno ist auch regelmäßig auf großen Messen präsent, das könnte ich mir als kleiner Unternehmer gar nicht leisten“, beschreibt der Liegauer. Ende Juli war die erste Ladung Radeberger Räucher-Wichtel auf dem Seeweg nach Japan „geschippert“.

Vom kleinen Liegau-Augustusbad in die große Welt also.