Von Heike Garten
Kleindittmannsdorf. Welches kleine Dorf kann schon von sich behaupten, noch einen Laden zu haben? In Kleindittmannsdorf, einem Ortsteil von Lichtenberg, gibt es so ein Geschäft. Für die Bewohner des etwa 200 Einwohner zählenden Dorfes ist es eine Selbstverständlichkeit zu sagen: „Wir gehen noch mal schnell zu Bärbel.“ Gemeint ist Bärbel Thalheim, die von den Älteren im Dorf auch Konsum-Bärbel genannt wird. 26 Jahre lang führte die 57-jährige Frau den kleinen Laden, in dem es so ziemlich alles gibt: von Lebensmitteln, über Fleisch und Wurst, Drogerieerzeugnissen, Schulsachen, kleinen Geschenken, Süßigkeiten, Getränken bis hin zu frischen Backwaren aus zwei Bäckereien. Und wenn mal etwas fehlte, dann brauchte man nur Bescheid zu sagen, und der gewünschte Artikel wurde besorgt. Der Minimarkt von Bärbel Thalheim war so eine Art Treffpunkt. Hier wurden die neuesten Informationen ausgetauscht, Termine verabredet oder einfach nur gequatscht. Bärbel Thalheim kennt alle Kleindittmannsdorfer mit Namen, man ist per Du, und sie kennt auch die Sorgen und Nöte der Bewohner. Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie den Laden geschmissen, hatte selbst kaum freie Zeit und ist nicht so oft in den Urlaub gefahren. Ihr Herz hing an ihrem Markt und ihren Kunden. Jetzt ist damit Schluss. Aus gesundheitlichen Gründen musste Bärbel Thalheim ihren Laden aufgeben. Doch sie fand eine Nachfolgerin, die dem Ort Kleindittmannsdorf genauso verbunden ist wie sie selbst.
Seit 1. November führt die 43-jährige Steffi Bürger den Minimarkt. Und sie will ihn im Sinne ihrer Vorgängerin betreiben. „Ohne Laden stirbt ein Dorf. Er soll ein Treffpunkt für alle Einwohner sein“, ist ihr Credo. Die gelernte Verkäuferin, die auch in Kleindittmannsdorf wohnt, hatte Anfang September das Angebot zur Übernahme des Geschäftes von Bärbel Thalheim bekommen. „Am 9. September haben wir in der Familie beraten, am 11. September habe ich beim Konsum gekündigt“, erzählt Steffi Bürger. Ihr Mann, ihre beiden Kinder und auch der Rest der Familie stehen hinter ihr und wollen mit helfen. Dass es nicht leicht ist, allein so ein Geschäft zu führen, weiß Steffi Bürger. Doch sie weiß auch, dass sie immer Unterstützung bekommen wird, auch von ihrer Vorgängerin.
Die Produktpalette bleibt
Für ihre Kunden, die übrigens nicht nur aus Kleindittmannsdorf, sondern auch aus den umliegenden Dörfern kommen, wird sich nicht viel ändern. „Ich werde die Produktpalette beibehalten und weiter mit den regionalen Zulieferern zusammenarbeiten“, so Steffi Bürger. „Die Bestellliste für die Semmeln am Wochenende habe ich auch übernommen“, schmunzelt sie.
Am Reformationstag war das ganze Dorf auf den Beinen. Zur Geschäftsübergabe waren viele Kleindittmannsdorfer zum Laden gekommen, um zum einen Bärbel Thalheim für ihre langjährige Tätigkeit zu danken, aber auch um der neuen Betreiberin viel Erfolg und vor allem Kraft zu wünschen. Und da wurde so manche Episode erzählt, die in der Vergangenheit rund um den Minimarkt passiert ist. Eben ein richtiger Dorftreffpunkt, ein Ort, zu dem alle Kleindittmannsdorfer gern kommen – sei es zum Einkaufen oder einfach nur zum Quatschen.
Öffnungszeiten Minimarkt Kleindittmannsdorf: Montag, Mittwoch und Freitag von 8 bis 12 und 15 bis 18 Uhr; Donnerstag und Sonnabend von 8 bis 12 Uhr