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Von Joe Cocker zu Heinz Steyer

Infotafeln machen die Stadt für Einheimische und Touristen erlebbar. Künftig soll sich das Angebot verbessern.

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© René Meinig

Von Sophie Arlet

Wo Joe Cocker einst 85 000 Dresdner begeisterte, was 1989 am Hauptbahnhof los war oder welche Rekorde schon im Heinz-Steyer-Stadion aufgestellt wurden: solche Details erfahren Dresdner und Touristen über Infotafeln in verschiedenster Form. Einige werden von der Stadt unterhalten, doch viele gibt es nur aufgrund privater Initiativen. Unter dem Namen „Touristisches Fußgängerleitsystem“ hat die Stadt 52 Stelen aufgestellt. Auf ihnen ist eine Karte der Umgebung abgebildet, Pfeile zeigen, welche Anlaufpunkte es in der Nähe gibt. Mehr Informationen zum Ort gibt es an den Stelen aber nicht. Die meisten sind durch Graffitis oder Aufkleber verunstaltet. „Ähnlich wie Verkehrszeichen fallen auch die Informationsstelen häufig dem Vandalismus zum Opfer“, heißt es dazu aus dem Straßen- und Tiefbauamt. Die Infotafeln werden mehrmals jährlich kontrolliert und gepflegt, ein schöner Anblick sind viele trotzdem nicht.

An dem Bronzemodell vom Residenzschloss können nicht nur Blinde architektonische Besonderheiten ertasten.
An dem Bronzemodell vom Residenzschloss können nicht nur Blinde architektonische Besonderheiten ertasten. © René Meinig
Auf dem Bismarckturm erklärt eine Tafel die Ziele am Horizont.
Auf dem Bismarckturm erklärt eine Tafel die Ziele am Horizont. © René Meinig

Auch zwei große Tafeln im Blüherpark sind mittlerweile kaum noch zu lesen. Sie erzählen die Geschichte der Anlage, auch historische Ansichten sind auf den Platten zu sehen. „Der verblichene Zustand der Schilder ist dem Amt für Stadtgrün bekannt“, sagt eine Stadtsprecherin. Zur Zeit werde ein neues Beschilderungssystem mit Blindenschrift erarbeitet. „Danach soll auch dieses Schild im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten erneuert werden“, so die Sprecherin. Einen konkreten Termin nennt sie aber nicht.

In wesentlich besserem Zustand befindet sich dagegen die Infotafel am Eingang zum Heinz-Steyer-Stadion. Wer dort vorbeikommt, erfährt, dass hier einst 17 Leichtathletik-Weltrekorde aufgestellt wurden. Die Idee für die Tafel hatte 2011 die damalige FDP-Stadträtin Barbara Lässig. Die Kosten in Höhe von 500 Euro übernahm damals der Sportstättenbetrieb.

Einen politischen Einblick in die Dresdner Geschichte bekommen Fußgänger, die den Revolutionsweg abgehen. 2011 hatte der Stadtrat beschlossen, an Orten der friedlichen Revolution von 1989/90 Gedenktafeln anzubringen. Eine befindet sich neben dem Eingang zum Hauptbahnhof. Insgesamt gibt es in Dresden 16 solcher Tafeln, sie haben knapp 54 000 Euro gekostet.

An ein ganz besonderes Erlebnis für Tausende Dresdner in der DDR-Zeit erinnert eine kleine Tafel an der Cockerwiese. Dort gab Joe Cocker 1988 sein legendäres Konzert, für viele Dresdner wurde damit die friedliche Revolution eingeläutet. Auf Antrag der SPD-Fraktion im Stadtrat wurde die Blüherwiese 2015 auch offiziell in Cockerwiese umbenannt. Kurz darauf kam die Gedenktafel hinzu – allerdings auf private Initiative von Ulrich Lange. Der lebt seit einem halben Jahrhundert in den USA nur wenige Kilometer vom Wohnort des Musikers entfernt. Nach Cockers Tod 2014 setzte sich Lange für eine Gedenktafel in Dresden ein. Die 300 Euro dafür musste er allerdings selbst zahlen. Dank seines Einsatzes erfahren auch Touristen, warum diese Wiese für die Dresdner nicht einfach nur ein Stück Grün ist.

Durch viel Eigeninitiative wird auch der Bismarckturm in Räcknitz für immer mehr Einheimische und Gäste zum beliebten Ausflugsziel. Im vergangenen Herbst haben die Mitglieder des Bismarckturm-Vereins eine Aussichtstafel auf der 23 Meter hohen Säule eingeweiht. Die hat 2 300 Euro gekostet und wurde durch Spenden finanziert. Ein großer Teil des Geldes kam von der Wohnungsgenossenschaft Glückauf Süd. Auf der Edelstahltafel ist eine schematische Übersicht mit 55 Aussichtspunkte eingraviert, die man vom Turm aus sieht.

Nicht mit den Augen, sondern den Händen können Besucher das Residenzschloss unter die Lupe nehmen. Ein Tastmodell aus Bronze macht die feinen Sgraffito-Malereien im Innenhof auch für blinde Menschen erlebbar. Das 200 Kilo schwere Miniaturschloss hat 135 000 Euro gekostet, vom Freistaat gab es Fördergelder.

Die im Vergleich dazu wenig aussagekräftigen Infostelen der Stadt sollen jetzt verbessert werden und mehr über Dresden erzählen. Das fordern Linke, Grüne und SPD in einem Antrag und haben damit die Bewerbung Dresdens zur Europäischen Kulturhauptstadt 2025 im Blick. Künftig sollen die Säulen auch in den Stadtteilen aufgestellt werden und neben den Orientierungspunkten Informationen und Geschichten zum Ort liefern. Das könnte zum Beispiel über einen QR-Code funktionieren, den man mit dem Smartphone scannt und dann den Text aufs Handy bekommt. Zudem soll geprüft werden, ob die Texte neben Deutsch und Englisch auch auf Polnisch und Tschechisch angeboten werden können. In den nächsten Wochen stimmen die Stadträte darüber ab.