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Von Görlitzer Einhörnern

Süßwarenhersteller Hoinkis exportiert Liebesperlen und Dekorkugeln in alle Welt. Das neueste Produkt gibt’s nicht überall.

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© nikolaischmidt.de

Von Daniela Pfeiffer

Einhörner, Glitzer, die Farbe rosa – da werden sich kleine Mädchen aber freuen. Mathias Hoinkis ist schon klar, dass seine in diesen Tagen auf den Markt kommende Liebesperlen-Sonderedition eine ganz konkrete Zielgruppe haben wird. „Für Jungs wird es dafür nächstes Jahr was mit Fußball geben, da ist schließlich WM-Jahr.“

Auch ein so traditionsreiches Unternehmen wie die Görlitzer Süßwarenfabrik Hoinis, die immerhin seit 121 Jahren besteht, muss eben mit der Zeit schwimmen. Und das heißt: bei Trends mitmachen. Deshalb hat sich Mathias Hoinkis dazu entschlossen, jetzt jedes Jahr eine Sonderedition herauszubringen. Eine für den Impuls-Kanal, sagt er. So nennen Fachleute den Verkauf an Tankstellen, in Bahnhöfen, Kiosken, eben dort, wo Leute schnell mal halten und auch schnell mal kaufen. Im klassischen Handel, also Supermärkten beispielsweise, werden die neuen Rosa Liebesperlen nicht zu finden sein. Es ist bislang auch noch gar nicht gewiss, dass sie überhaupt in Görlitz zu haben sein werden. Darauf hat der Herr über die süßen Kügelchen nämlich gar nicht viel Einfluss. „Ich übergebe das Produkt in den nächsten zwei Wochen dem Vertriebspartner und der entscheidet“, erklärt Mathias Hoinkis. Fest steht, dass es sie nur kurz und nur in Deutschland, Österreich und der Schweiz geben wird.

Hergestellt und verpackt werden die rosa und weißen Naschereien aber in Görlitz. Die Kügelchen aus Zucker, die Farben alle auf Naturbasis, ohne Konservierungsstoffe, versichert Hoinkis. „Irgendwelche Experimente könnten wir uns als mittelständisches Unternehmen auch gar nicht leisten, kleine und mittlere Firmen stehen ohnehin mehr im Fokus.“ Besuch von der Lebensmittelüberwachung steht immer mal vor der Tür – mal angemeldet, mal überraschend. Aber da hat Hoinkis wohl nichts zu befürchten. Seit Kurzem hängt in der Verwaltung ein Tüv-Zertifikat zur Lebensmittelsicherung. Das bescheinigt dem Görlitzer Unternehmen, dass Rohstoffe, Produktion, Material alles lebensmittelkonform und in Ordnung ist.

Nur so sichert man sich beim Kunden aber natürlich auch in der Branche eben seinen guten Ruf. Und den hat Hoinkis zweifellos. Mathias Hoinkis ist europaweit bei den wichtigen Messen in Köln, Mailand und Amsterdam vertreten, der Name Hoinkis ist überall ein Begriff, wenn auch Görlitz nicht immer einer ist. Liebesperlen, Pfefferminzdragees, Dekorkügelchen – etwa für Donuts oder Eiscreme – und Kakaolinsen werden immerhin in viele Länder exportiert. In Skandinavien seien sie ganz verrückt nach den Oster-, Halloween- oder Weihnachtsprodukten von Hoinkis. Das sind dann eben Weihnachtsmann- oder Osterhasenformen, in denen die Liebesperlen stecken.

Um die Kontakte im Ausland zu pflegen oder neue zu knüpfen, ist Mathias Hoinkis mehrere Wochen im Jahr auf Reisen. Iran, Israel, Südafrika, waren 2017 Ziele. „Die Kunden kommen nicht nach Görlitz, da muss man eben reisen.“ Bald geht sogar ein Flug nach China. Ganz nebenbei hat Hoinkis auch noch Familie – eine vierjährige Tochter verlangt nach dem Papa. Und der 46-Jährige ist unter anderem noch Vorstandsmitglied im Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie. Hier entscheidet er mit, wenn es zum Beispiel um die Ampelkennzeichnung von Lebensmitteln geht. Was sagt da jemand, der tonnenweise Zucker verarbeitet? „Halte ich für Quatsch, Süßwaren so zu kennzeichnen. Brot müsste dann auch die rote Ampel bekommen wegen der Kohlenhydrate.“ Süßwaren seien schließlich Genussmittel.

Genau wie die neuen Einhorn-Liebesperlen, die als besonderen Kaufanreiz noch verschiedene Sammelaufkleber auf den Nuckelflaschen haben. So was sind eben Trends, die man nicht verpassen will.