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Von Genusswanderern und fröhlichen Frauentruppen

Zur traditionellen Döbelner Frühlingswanderung Sachsen-Dreier schnürten 3 410 Teilnehmer ihre Schuhe.

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© Dietmar Thomas

Von Verena Toth

Döbeln. Fröhliche Wandergruppen, engagierte Einzelkämpfer, lustige Familienbanden – in Scharen und in allen Altersgruppen zogen die Teilnehmer der 34. Döbelner der Frühlingswanderung Sachsen-Dreier am Sonnabend rings um und durch Döbeln und Roßwein. Mit Start in beiden Orten konnten die insgesamt 3 410 Teilnehmer auf acht verschieden lange Strecken gehen. Gunter Schär, Hauptorganisator des ESV Lok Döbeln, war hochzufrieden mit der 34. Auflage. „Das Wetter ist super, die Leute sind gut gelaunt, die Organisation wird gelobt, alles ist gut“, konnte er am frühen Nachmittag resümieren. Besonders beliebt war die extra für den Wandertag aufgebaute Pontonbrücke über die Mulde. Mehr als 2300 Brückenüberquerungen konnte Schär zählen.

Ein vierbeiniger Teilnehmer: Mischlingshund Rocky mit seinen Begleiterinnen Leonie, Leonie, Olivia und Leni.
Ein vierbeiniger Teilnehmer: Mischlingshund Rocky mit seinen Begleiterinnen Leonie, Leonie, Olivia und Leni. © Verena Toth
Stefan und Klaus-Dieter Liers (vorn von links) gaben die Urkunden aus, so wie hier an Doris Schütze (61) aus Döbeln.
Stefan und Klaus-Dieter Liers (vorn von links) gaben die Urkunden aus, so wie hier an Doris Schütze (61) aus Döbeln. © Verena Toth
Der 80-jährige Lothar Stäglich aus Freiberg bei seiner 29. Teilnahme.
Der 80-jährige Lothar Stäglich aus Freiberg bei seiner 29. Teilnahme. © Verena Toth

Zum ersten Mal wurde den Wanderfreunden mit neun Kilometern eine Kurzstrecke durch die Stiefelstadt geboten. Mitten auf dem Rathausplatz gab es für die Wandervögel nicht nur eine Verpflegungsstation, sondern auch die eine oder andere kulturelle Unterhaltung. Mit viel Spaß und guter Laune hatte sich eine bunte Frauentruppe diese Strecke vorgenommen. Die befreundeten vier Frauen waren mit ihren vier Kindern unterwegs. „Die Männer und Söhne haben wir heute zuhause gelassen“, lachten Aniko Kiss, Franziska Götze, Yvonne Lohmann und Eva Jehnichen. Während die Freundinnen Leonie (13 Jahre) und Leonie (14 Jahre) die Strecke spazierenderweise hinter sich brachten, konnten es sich die beiden jüngsten Töchter Leni und Olivia (beide 5 Jahre) in einem Bollerwagen, gezogen von Mama Franziska, gemütlich machen. Nur ein männlicher Begleiter hatte es in die Gruppe geschafft: der zweijährige Mischlingshund Rocky. Der Rüde war bereits zum zweiten Mal auf Sachsen-Dreiertour.

Verpflegungsstation vorm Rathaus

Die Verpflegungsstation auf dem Döbelner Rathausplatz steuerte eine weitere größere Frauen-Wandertruppe an. Angeführt von Mutter Elke Böhland nahmen die Döbelner Dreigenerationen-Familie und ihre Freunde die Zwölf-Kilometer-Tour in Angriff, „Wir haben aber Hunger bekommen und deshalb den Abstecher in die Innenstadt gemacht“, verriet die 58-Jährige, die sich schon mehrfach eine Teilnehmer-Urkunde beim Sachsen-Dreier erwandert hatte. Die Begeisterung für die Traditionsveranstaltung hat sie längst an ihre Enkelin weitergegeben. „Ich bin schon oft mitgelaufen“, berichtete die siebenjährige Jody stolz. „Es macht Spaß, an der frischen Luft zu sein, und außerdem gibt es hinterher für mich immer eine Überraschung“, ergänzte sie noch. „Dieses Mal gibt es eine Goldmedaille für Jody, die haben wir extra anfertigen lassen“, verriet ihre Mutter Annett.

Eine ganze Reihe von Goldmedaillen hätte sich so auch Lothar Stäglich aus Freiberg schon verdient. Der 80-Jährige holte sich am Sonnabend bereits seine 29. Teilnehmerurkunde im Ziel ab. Doch die Frühlingswanderung in Döbeln ist nur der Auftakt für seine persönliche Wandersaison. „Die nächste Wanderung steht schon fest im Kalender: Ende April gehts zum Wanderlatsch nach Schellenberg“, verriet er. In seiner sehr langen Wanderkarriere habe er bereits einmal die Welt umrundet, sagte er.

Nachweislich sei er schon mehr als 44 000 Kilometer gelaufen. „Darunter waren viele 100-Kilometer-Touren. Mein persönlicher Rekord sind 131 Kilometer am Stück in 20 Stunden. 20 Mal habe ich den Rennsteig-Lauf mitgemacht, zuletzt mit
70 Jahren“, zählte der Wanderprofi nur einige Beispiele auf. „Ich bin heute hier in Döbeln aber nur die zwölf Kilometer gewandert. Meine wilden Tage sind vorbei“, lachte der rüstige Senior. Genusswandern nennt er das, wenn er sich ganz allein auf die Strecke begibt, ausgestattet nur mit einer kleinen Bauchtasche. „Zwischendrin hau‘ ich mich mal in die Wiese, genieße einfach die Natur. Zum ersten Mal seit langer Zeit konnte ich mal wieder einen Mäusebussard beobachten“, freute er sich. Im nächsten Jahr will er sich die 30. Urkunde abholen. „Das wird dann auch meine letzte sein“, so der Freiberger.

Im Ziel, dem ESV Lokstadion in Döbeln, wartete auf die Wanderer nicht nur ein leckerer Imbiss und erfrischende Getränke. Die Urkunde, auf der die geschaffte Strecke verzeichnet ist, wollte sich jeder Teilnehmer sichern. Für die insgesamt 72 fleißigen Helfer bedeutete das, Akkordarbeit ab
6 Uhr morgens.

Engagierte Helfer seit 30 Jahren

Dank Familie Liers hat der Hauptorganisator seit nunmehr drei Jahrzehnten besonders engagierte Unterstützer. Mit Stefan Liers, dem 33-jährigen Sohn von Klaus-Dieter Liers, ist längst die nächste Generation im Organisatorenteam herangewachsen. „Wir machen das als Familie schon immer so. Das hat Tradition“, lächelte der junge Mann, der seit 6 Uhr morgens im Organisationsbüro zunächst Startkarten verkaufte und dann nahtlos ab Mittag den ersten Ankommenden ihre Urkunden aushändigte. „Wie viele Kilometer sind Sie heute gelaufen?“ – Gefühlte hunderte Male stellte er den Teilnehmern die Frage. Doris Schütze aus Döbeln konnte darauf mit „20 Kilometer“ antworten. Für die 61-Jährige ist die Frühjahrswanderung ein Pflichttermin. „Ich bin gern sportlich unterwegs, eigentlich mehr mit dem Fahrrad, aber der Sachsen-Dreier ist als Auftakt für die Saison immer dabei“, sagte sie. Etwa 100 Teilnehmer nahmen die mit 50 Kilometern längste Strecke in Angriff. „Diese Wanderfreunde scharren schon ab 6.15 Uhr morgens mit den Füßen“, erzählte Gunter Schär. Ein Teilnehmer brachte die 50 Kilometer sogar joggender Weise hinter sich.