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Von Dresden kann er nicht lassen

Der Norden ist bunt. Der aus Klotzsche stammende Künstler Ekkehard Tischendorf zeigt dies in seinen Bildern.

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© Christian Juppe

Von Ulrike Kirsten

Ekkehard Tischendorf gibt Rätsel auf. Ist er Erfinder oder Entdecker? Oder gar beides zugleich? Die Antwort ist in seinen Bildern zu finden. Der 38-Jährige erforscht das Wesen der Welt auf seinen Leinwänden, das in der Wirklichkeit kaum zu fassen ist. Das Entstelltsein seiner Figuren und Gesichter wirkt dabei anziehend und abstoßend zugleich. Es sind Bilder zwischen Traum und Fiktion. Öffnet sich der Betrachter und nimmt Witterung auf, kann er, von Neugierde getrieben, sich an den bisweilen von Freude und Kummer unkenntlich gewordenen Figuren gedanklich abarbeiten. „Als Künstler bin ich mit der Pinselspitze entdeckungssüchtig unterwegs. Wohin es geht, ist mir zu Beginn eines Bildes nie klar.“

Aufgewachsen in einer Künstlerfamilie

Für den Arbeitsprozess zieht sich der Maler dann hoch konzentriert in sein Atelier im Gebäudeensemble Deutsche Werkstätten Hellerau zurück. Auch in Zukunft will Tischendorf dort weiter arbeiten, obwohl er längst mit seiner aus Ungarn stammenden Frau und den Kindern in Wien lebt. „Ich knüpfe an diesen Ort verbindliche und schöne Erinnerungen. Mein Vater hat hier über Jahre einen Mal- und Zeichenzirkel geleitet“, sagt Tischendorf, der in Klotzsche geboren und in einer Künstlerfamilie aufgewachsen ist.

Vater Reiner und Mutter Sabine haben beide an der Hochschule für Bildende Künste Dresden Malerei studiert, Schwester Uta ist Textildesignerin. „Ich kann mich von dieser Stadt nicht lösen. Wien ist für mich eine internationale Ausdehnung meines Wirkungskreises, keine exklusive Verlagerung“, sagt Tischendorf, der bei Arno Rink an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig studiert hat. „In Wien habe ich mehr Kontakte, die Szene ist zeitgenössischer Kunst gegenüber spürbar offener als die in Dresden“, meint Tischendorf. Noch immer werde moderne Kunst im Gegensatz zu Wien in der Elbestadt stiefmütterlich behandelt. „Der alte Glanz leuchtet hier noch mit stärkerer Dominanz“, so Tischendorf, der im Vorstand des Sächsischen Künstlerbundes sitzt. Dabei ist er außerhalb Dresdens schon lange kein Unbekannter mehr. In Wien, Davos, München und Leipzig hat der Künstler ausgestellt. Noch bis 19. März ist seine Soloschau „Falb bis Blond“ in der Galerie Evelyn Drewes in Hamburg zu sehen. Ab Mai werden einzelne seiner Werke in der Gruppenausstellung „Nach Picasso. Auf Spurensuche in der jungen österreichischen Kunst“ in der Kunsthalle Krems gezeigt. Die berühmte Sal. Oppenheim-Sammlung hat bereits Bilder von Ekkehard Tischendorf erworben.

Heimat nicht den Rücken kehren

Aus einer inneren Überzeugung will der Künstler seiner Heimatstadt trotzdem nicht ganz den Rücken kehren. „Hellerau bleibt meine Basis, ist immer noch ein kraftvoller Ort der Kultur und Inspiration, hier kann ich Sammler und Kuratoren empfangen, die es nicht nach Wien schaffen.“ In der ehemaligen Schraubzwinge am Moritzburger Weg nutzt er gern die Möglichkeit, sich mit Künstlern und anderen Kreativen zu treffen, die dort ansässig sind. „Man muss immer im Austausch bleiben, gerade als Künstler. Man darf sich nicht in die Komfortzone begeben“, sagt Ekkehard Tischendorf. Seine nächsten Ziele hat der Künstler deshalb schon fest vor Augen: die Familienausstellung bei BASF und eine Galerie in Übersee.