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Von der Telefonzelle zum Werbe-Tablet

Seit 15 Jahren bietet Exists Starthilfe. Gekartel gehörte zu den ersten Gründern.

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Bettina Klemm und Christiane Raatz

Eine findige Geschäftsidee und damit Geld verdienen – das ist der Traum vieler Studenten. Doch der Weg ist meist schwerer als gedacht. „Es ist viel Unterstützung notwendig, bis aus einer Idee ein Unternehmen wird“, sagt Frank Pankotsch, Geschäftsführer der Gründerschmiede Dresden Exists.

Seit 15 Jahren gibt die Initiative Studenten, Absolventen und Wissenschaftlern Starthilfe in die Selbstständigkeit. Zum Geburtstag zieht Pankotsch Bilanz: „Wir haben es geschafft, das Thema Unternehmensgründung an Dresdner Hochschulen und Forschungseinrichtungen zu verankern.“ Vielen ist eine Alternative zum Angestelltendasein aufgezeigt worden, mehr als 1 000 Arbeitsplätze sind dabei in der Region entstanden.

Klaus Schäfer war einer der ersten Gründer. Als 27-jähriger Student der Dresdner Hochschule für Wirtschaft und Technik hatte er 1998 mit seinem Konzept für preiswerte und angenehm duftende Telefonzellen den Existenzgründerwettbewerb des Bundesverbandes Junger Unternehmer und der Stadtsparkasse Dresden gewonnen.

„Willen, Biss und Startkapital habe ich selbst mitgebracht. Den Durchbruch zum ersten Standortvertrag ermöglichte mir mein Professor Artur Friedrich mit einem wichtigen Anruf“, sagt Schäfer. Sein Professor, einer der Gründer von Dresden Exists, habe ihm das nötige Rüstzeug vermittelt. Der Student für Wirtschaftsingenieurwesen wollte damals mit seinen ersten fünf Telefonzellen in der Stadt der Telekom Konkurrenz machen. In seiner Studentenbude hatte er sein erstes provisorisches Büro eingerichtet, die Firma Gekartel gegründet. „Von den guten Startbedingungen heutiger Gründer konnte ich nur träumen. Aber ich habe die erforderliche Hilfe bekommen“, sagt er rückblickend. Noch heute hat die Gekartel AG ihren Sitz in der Dresdner Julius-Otto-Straße.

Schäfer erlebte aber die Höhen und Tiefen eines Unternehmers. Seine Firma war schnell auf zehn Mitarbeiter angewachsen. Doch mit dem Preisverfall im Mobilfunkgeschäft sank schlagartig das Interesse an den Telefonzellen. Er musste den Großteil seiner Mitarbeiter entlassen. Aber Klaus Schäfer fing neu an. Nun stehen wieder 20 Mitarbeiter auf seinen Gehaltslisten.

„Point of Sale“ ist die neue Zauberformel. Sei es der Kleber im Baumarkt, das Rezept für den Rum, das richtige Spielzeug für die Kleinen oder die geeignete Tefal-Pfanne - die Gekartel AG bietet Konzepte für die interaktive Werbung, errichtet und wartet Monitore und Tablets. Gesteuert wird das Ganze über Mobilfunk, und so ist Schäfer wieder bei seinen Wurzeln. Auf der Referenzliste des Unternehmens stehen Markenhersteller wie Henkel, Mattel und Badardi. Die von Gekartel entwickelten Tablets und technische Handys werden von einem Dresdner Elektronikunternehmen produziert. Das Unternehmen, an dem auch die Sächsische Innovations- und Beteiligungsgesellschaft Anteile hält, macht derzeit drei Millionen Euro Jahresumsatz.

Pro Jahr begleitet Dresden Exists bis zu 70 Gründungsprojekte. Meist entstehen daraus etwa 20 bis 25 neue Unternehmen. Derzeit boomen vor allem Neugründungen in Bereichen Software und IT-Entwicklung. „Bei denen geht es nur selten um Apps oder Internetportale, sondern um Software für die Industrie“, erklärt Pankotsch. Aber auch kleine, kreative Geschäftsideen zählen. So haben sich im Laufe der Jahre auch Produktdesigner, Fotografen oder die Betreiber eines Kindercafés beraten lassen.

Insgesamt zehn Mitarbeiter von Dresden Exists geben Tipps zur Finanzierung oder helfen bei der Entwicklung eines Geschäftsmodells. Das Projekt wird mit Mitteln vom Land Sachsen und des Europäischen Sozialfonds finanziert, die Beratung ist kostenfrei. Während das Interesse der Wissenschaftler zunimmt, wollen allerdings weniger Studenten den Schritt in die Selbstständigkeit wagen, so Pankotsch.

Wer sich heute selbstständig macht, tut das meist aus Überzeugung – und weniger aus der Not heraus. Denn die Zahl der Arbeitslosen sinkt, es gibt wieder mehr Jobs. Auch in Dresden geht die Zahl der Gründer zurück: Gab es 2011 noch mehr als 7 200 Gewerbeanmeldungen, waren es in diesem Jahr bisher rund 5.630. Pankotsch ist dennoch überzeugt, dass es sich lohnt, den Schritt zu wagen: „Mit einer guten Idee hat man nach wie vor beste Chancen, ein erfolgreiches Unternehmen zu gründen.“