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Von den kleinen hübschen Dingen

Simone Klockow verkauft in Pirna Artikel, die die Welt nicht unbedingt braucht, die das Leben aber schöner machen.

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© Andreas Weihs

Von Mareike Huisinga

Pirna. Es duftet nach Lavendel, Orange und Vanille in dem kleinen Geschäft an der Jacobäerstraße in der Pirnaer Altstadt. „Alles handgemacht“, sagt Simone Klockow und zeigt auf das Regal, in dem bunte Seifenstücke gut sortiert liegen. Daneben steht ein Ständer mit Schmuck. An der Wand hängen aparte Metallbilder, die wie ein Relief gearbeitet sind. Am hübschesten ist der Froschkönig, der mit einer Mischung aus Frohsinn und Verschmitztheit aus dem Rahmen schaut.

Seit 2009 führt Simone Klockow das Geschäft Klimm-Bamm-Borium in Pirna. Sie ist realistisch. „Ich verkaufe Dinge, die die Welt nicht unbedingt braucht, aber die das Leben schöner machen“, sagt sie und muss selber schmunzeln. Zu ihrem Sortiment gehören hauptsächlich Dekorations-Artikel. Allerdings nicht irgendwelche. „Ich lege Wert auf das Außergewöhnliche“, sagt die 46-Jährige und zeigt auf die Vasen, die auf einer Holzwurzel stehen. Jedes Stück ein Unikat. Besonders stolz ist sie auf die zarten Keramikblumen, die sie in ihrem Haus in Bielatal selber getöpfert hat, wo sie einen Brennofen besitzt. „Ein Geschenk, das nicht verblüht“, bemerkt sie lächelnd.

Viele Pirnaer dürften Simone Klockow kennen, denn in den vergangenen Wochen lächelte sie von zahlreichen Plakaten in der gesamten Stadt. Für die Einzelhandelskampagne des Citymanagements Pirnas „Deine Stadt – Deine Läden. Kauf in Pirna“ gab sie ihr Gesicht (SZ berichtete). „Als ich gefragt wurde, ob ich mitmache, habe ich sofort zugesagt“, erklärt Simone Klockow. Pirna habe viel Flair. Im Sommer mit den vielen Außensitzen erinnere sie die Stadt manchmal an Italien. „Das Einkaufen hier lohnt sich“, sagt sie und ist selber stolz darauf, Einzelhändlerin von Pirna zu sein. Mit gutem Grund, denn das Einkaufen per Internet-Klick sieht sie skeptisch. „Wenn alle im Netz kaufen, fahren nur noch die Paketzusteller vor. Die Innenstadt stirbt aus“, lautet ihre Prophezeiung. Was auf der Strecke bleibt, ist das Gespräch, der Plausch mit dem Kunden, der persönliche Kontakt. Die ernst gemeinten Fragen: Wie geht es Ihnen? Was machen Ihre Kinder? Und das ehrliche Zuhören. „Der Einzelhandel lebt schließlich davon, dass Menschen zusammenkommen“, sagt Klockow.

Miteinander statt gegeneinander

Besonders das gute Miteinander unter den Geschäftsleuten lobt sie. „Wir treffen uns regelmäßig und entwickeln neue Pläne, um die Innenstadt noch attraktiver zu machen.“ Beispiel gefällig? Die Aktion Osterzauber ist bei diesem Stammtisch der Einzelhändler entstanden. Quasi als Auftakt zur Saison lassen sich die Händler dabei allerlei für die Kunden einfallen und verstecken unter anderem Osternester für die kleinen Kunden und Überraschungen für die Größeren in den Geschäften.

Konkurrenz unter den Händlern? Nein, sagt die Unternehmerin. Im Gegenteil. „Ich sehe vielmehr Synergieeffekte.“ Braucht der Kunde für ihre Keramikblumen zum Beispiel einen Topf oder ein Gefäß, dann weist sie auf das Blumengeschäft schräg gegenüber hin.

Es ist eindeutig: Simone Klockow identifiziert sich mit ihrem Laden. „Ich lebe das Geschäft.“ Auch in schwierigen Zeiten hat sie nicht den Mut verloren. Stichwort: Hochwasser 2013, als die Fluten im Erdgeschoss standen. Aufgeben kam nicht infrage. Im Gegenteil. Stattdessen schrieb sie an ihre Vitrine den denkwürdigen Satz „Nie war mehr Anfang als jetzt“. „Das ist meine Grundsteinstellung. Irgendwie geht es immer weiter.“ Deshalb nörgelt sie auch nicht über das Baugeschehen auf der Dohnaischen Straße. „Wenn die Arbeiten erledigt sind, ist Pirna umso schöner“, blickt sie optimistisch in die Zukunft. Als Händlerin ist sie eine absolute Quereinsteigerin.

1970 wird sie in Dohna geboren. Macht ihren Schulabschluss in Pirna und anschließend eine Lehre zur Bauzeichnerin. In diesem Beruf arbeitet sie bis 2009, als eine Freundin sie anruft. „Sie bot mir an, ihr Geschäft Vanilla Light in der Jacobäerstraße zu übernehmen, da sie aus persönlichen Gründen aufhören musste.“ Simone Klockow muss sich schnell entscheiden. Ihr Mann Jan rät zu. So gibt sie ihr sicheres Angestelltenverhältnis auf und springt in die Selbstständigkeit. Bereut, sagt sie, hat sie es bis heute nicht.

Tagsüber steht sie im Laden und am Wochenende verkauft sie ihre Keramikblumen auf Märkten. Ein harter Job. Ausgleich findet sie in der Töpferei. „Hier bekomme ich den Kopf frei.“ Deshalb hat sie auch Pläne. Ihr großer Wunsch ist, sich noch mehr in der Keramik auszuprobieren und zum Beispiel größere Windlichter oder verspielte Vogelhäuser zu kreieren.