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Von Bauern und Dorfadel

Die Oberwarthaer feiern das 750. Dorfjubiläum. Stolz blicken sie auf die Geschichte. Beim Fest hilft auch eine App.

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© Sven Ellger

Von Annechristin Bonß

Diese App muss heutzutage wohl jeder große Festorganisator haben. Auf dem Handybildschirm schiebt sich ein tiefblauer Fleck auf der Karte voran. Gleich trifft er auf Oberwartha. Patrick Förster blickt gen Himmel. „18.20 Uhr ist das Gewitter da“, sagt er. Das kleine Programm im Handy weiß es genau, irrt sich nie. Schlecht, für den Oberwarthaer und seine vielen Helfer. Gerade wird das große Festzelt aufgebaut. Ob das auch bei Regen geht? Muss! Patrick Förster bleibt optimistisch. Denn viel Zeit vergeht nicht mehr bis zum großen Fest anlässlich des 750-jährigen Bestehens, das die Oberwarthaer am Wochenende feiern.

Auf den technischen Assistenten musste Walter Förster vor 50 Jahren verzichten. An das Mobiltelefon war noch nicht zu denken, als der Großvater von Patrick Förster die 700-Jahr-Feier vorbereitete. Viel Arbeit für den kleinen Ort – damals wie heute. „Noch einmal machen wir das nicht“, sagt Patrick Förster. Ob sein Großvater das Gleiche dachte? Damals legten die Landwirte zusammen und stifteten ein Pfefferkuchenrad, das auf der Festwiese aufgebaut wurde. Für damalige Zeiten eine Sensation für die Anwohner in den Dörfern. Heute wollen die Oberwarthaer zum Einwohnercafé auf die Festwiese kommen. Danach soll ein Bild mit allen 407 Bewohnern entstehen. Ein Foto für die Geschichtsbücher.

Auf ihre Historie sind die Oberwarthaer besonders stolz und zeigen das auch. Im ganzen Ort hängen nun Tafeln an prägnanten Gebäuden und verkündigen die Historie. Zu den 25 offiziellen Tafeln sind weitere, teils größere, teils beleuchtete hinzugekommen. Viele Bewohner zeigen, welche Geschichte hinter ihren Höfen steckt. Die Geschichte seiner Heimat lässt auch Patrick Förster nicht los. Nach seinem Job in der Finanzverwaltung trifft der 39-Jährige sich regelmäßig mit dem Freundeskreis Heimatkunde, recherchiert, sammelt. Mit Ortschronistin Eva Fischer wird dann gefachsimpelt. Die 49-Jährige kam vor 25 Jahren nach Oberwartha. ,Heimatkenntnis erweckt Heimatliebe‘ haben sie als Leitspruch in die Jubiläumsschrift gedruckt.

Bauern gibt es in Oberwartha nicht mehr. Die Höfe sind geblieben und liebevoll saniert. Auch die Villen entlang der Dorotheenstraße sind gut erhalten. Einst galt Oberwartha als Erholungsort, zog die reichen Städter an, sollte sogar eine Standseilbahn bekommen. Oberwartha ist zum kinderreichen Wohndorf geworden. Im Jubiläumsjahr soll die neue Kita öffnen. Auch darauf sind sie stolz. Von Ernte und Vieh lebt heute keiner mehr. Dafür sind in der Ortschaft 121 Betriebe angemeldet.

Tiefblaue Flecke will Patrick Förster am Wochenende nicht auf dem Handy sehen. 750 Jahre feiern sie nur einmal. Die App soll dann nur schönes Wetter anzeigen.

Das Jubiläumsfest findet vom 17. bis 19. Juni statt. Los geht es am Freitag, 15 Uhr. Auf der Linie 93 werden Zusatzfahrten nach Oberwartha angeboten. Das ausführliche Programm gibt es im Internet.www.oberwartha.de