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Vom Winde verweht

Noch immer verschandeln abgefetzte Plakate die Stadt. Jetzt kündigen die Verursacher endlich ernsthafte Schritte an.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Ingo Kramer

Görlitz. Günter Friedrich (Bürger für Görlitz) und Margit Bätz (Linke) waren die Vorreiter. Schon seit Jahren setzen sich die beiden engagierten Stadträte für ein sauberes Görlitz ein. Gemeinsam sammelten sie beispielsweise vor zwei Jahren an der Sattigstraße Plakate auf, die Regen und Sturm von den großen Wänden gefetzt hatten.

Mittlerweile haben die beiden einen weiteren Mitstreiter gefunden: Ihren einstigen Stadtratskollegen Raphael Schmidt, der seinerzeit für die DSU im Rat saß. „Ich habe wegen der Plakate neulich schon die zweite Dienstaufsichtsbeschwerde im Rathaus eingereicht“, sagt Schmidt. Beigefügt hat er diesmal zahlreiche Fotos von der Rauschwalder und Reichenbacher Straße. „Das sind aber nicht die einzigen Stellen, an denen es nach wie vor schlimm aussieht“, sagt Schmidt – und verweist beispielsweise auf die Sattigstraße, jenen Ort, an dem sich Günter Friedrich und Margit Bätz einst zum Großeinsatz verabredet hatten. „Spätestens nach dem Beitrag im Januar in der Sächsischen Zeitung zu diesem Thema hätte ich erwartet, dass in der Stadtverwaltung etwas mehr Augenmerk auf Sauberkeit und Ordnung gelegt wird und dass sich kurzfristig etwas bessert, doch ich scheine mich geirrt zu haben“, sagt Schmidt. Da er auf seine vorige Dienstaufsichtsbeschwerde vom Dezember noch keine Eingangsbestätigung der Stadtverwaltung erhalten habe, hat er nun kurzerhand eine zweite Beschwerde verfasst.

Stadtsprecherin Sylvia Otto versucht, Schmidts Vorwürfe zu entkräften. Nach dessen erster Beschwerde habe die Stadt im Dezember eine grundsätzliche Auskunft von den vertraglich gebundenen Plakatierern angefordert, welche Schritte diese unternehmen wollen, um den wiederkehrenden Verschmutzungen ein Ende zu setzen. „Die Unternehmen haben ernsthafte Schritte zur Abstellung des Missstandes angekündigt“, sagt Sylvia Otto. So sollen baufällige Werbetafeln mit Holzklebeflächen gegen Aluminiumtafeln ausgetauscht oder gänzlich abgebaut werden. Zudem hätten die Firmen regelmäßigere Kontrollen angekündigt. „Jetzt müssen wir abwarten, inwieweit die angekündigten Maßnahmen greifen“, sagt die Stadtsprecherin.

Bei den Firmen ist das Problem längst bekannt. „Wir haben in Görlitz über 50 der verwitterten Holztafeln ausgetauscht“, sagt Tino Glöckner, Niederlassungsleiter der deutschlandweit tätigen Schwarz-Außenwerbung GmbH, die unter anderem an der Rauschwalder- und Christoph-Lüders-Straße Tafeln unterhält. Die Neuen seien nicht mehr aus Holz. Dort halten die Plakate nach seiner Aussage deutlich besser. Allerdings sind noch nicht alle Tafeln ersetzt. Bei denen, die Schmidt fotografiert hat, handelt es sich durchweg um Holztafeln.

In anderen Städten ist derartiger Ärger nach Auskunft der Rathaussprecher weitgehend unbekannt. „Das Problem gibt es bei uns in Löbau so eigentlich nicht“, sagt beispielsweise Eva Mentele. Die Stadt habe einen Vertrag mit einer Firma, die generell die Werbung auf städtischen Flächen wie Großwerbetafeln klebt. Die Firma sei auch für die Ordnung und Sauberkeit der Werbeträger und des Umfeldes zuständig. Ruhig läuft es auch in der Landeshauptstadt Dresden. „Wenn Plakate auf den Gehwegen liegen würden, müsste sich das Straßen- und Tiefbauamt darum kümmern“, sagt Amtsleiter Professor Reinhard Koettnitz. Probleme dieser Art seien im Amt aber nicht bekannt: „Es kommt sicher einmal vor, aber es ist nicht oft und stellt damit kein grundsätzliches Problem dar.“

Schmidt hofft nach wie vor, dass sich in Görlitz etwas ändert. „Der Stadt kann durch solches, wie ich meine, grob fahrlässiges Unterlassen nicht nur ein Image-Schaden erwachsen“, sagt er. Darüber hinaus könne Görlitz an Attraktivität für Zuzugswillige und Investoren verlieren. Das möchte er unbedingt verhindern.