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Vom Reisefieber infiziert

Von fernen Ländern träumte Sven Perski schon als Kind. Erfüllt hat sich der Traum erst spät.

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© Sebastian Schultz

Von Stefan Lehmann

Riesa. Das Fernweh war schon früh da, sagt Sven Perski. „Meine Großmutter hatte einen Globus in ihrer Stube.“ Weil es kein Fernsehen gab, schaute sich der junge Sven Perski auf dem Globus und im Atlas ferne Länder an, die aus Sicht eines DDR-Bürgers unerreichbar fern schienen. Das Reisefieber war da sicher noch nicht ausgebrochen. Das Interesse an fernen Ländern „schlummerte“, sagt der Riesaer. Auch nach der Wende waren ihm andere Dinge wichtiger: der Beruf, die Musik, die Familie.

Heute sind zwei größere Reisen im Jahr geradezu Pflicht für den 52-Jährigen. Vor allem Indien ist in seiner Wohnung allgegenwärtig: Auf dem Couchtisch liegt eine mit Elefanten verzierte Decke, im Flur stehen Buddha-Figuren und der Siegelstempel eines indischen Klosters, das ihm ein Mönch geschenkt hat. Die Fotos an den Wänden zeigen die imposanten Bergketten des Himalaya. Die Region hat es ihm angetan, sagt Sven Perski. „Es geht eigentlich immer Richtung Osten.“ 2007 sei er das erste Mal in die Region gereist.

Spätestens an diesem Punkt wurde das Reisefieber akut. „Ich war vom ersten Besuch an fasziniert. Die Offenheit und Hilfsbereitschaft der Menschen dort, das hatte ich so nicht erwartet. Dabei war das eine ganz andere Welt, man fühlte sich teilweise um 100 Jahre zurückversetzt.“ Seitdem ist er einmal im Jahr in Asien unterwegs: Sri Lanka, Bhutan, Nepal, Kaschmir. Mindestens vier Wochen dauert so ein Trip. „Und meistens habe ich dann auch fünf bis sieben Kilo verloren in der Zeit“, sagt der Riesaer und lacht. Mit im Reisegepäck ist immer auch die Kamera. Schon seit Jahren hält Perski Vorträge über die Orte, die er bereist hat. „Zum ersten Mal dürfte das 2003, 2004 gewesen sein, damals noch mit Diaprojektor“, erzählt er und schmunzelt. Ein Vortrag über die Tour de Montblanc, eine Wanderung durch die Alpen. „Ich fand die Idee spannend, vor Leuten zu erzählen.“ Dabei sei er eigentlich keine „Rampensau“, beteuert Perski. Für ihn sei der Reiz die Verbindung zwischen den beiden Hobbys: dem Reisen und der Fotografie. Gemeinsam mit dem Cavertitzer Thomas Barth hat er außerdem die Reihe „Rund um den Globus“ organisiert, in der Reisende von ihren eigenen Erlebnissen berichten. „Es geht dabei auch um eine gewisse Qualität, sowohl fotografisch, als auch inhaltlich.“ Es solle eben eine Geschichte erzählt werden. Seinen Lebensunterhalt kann Sven Perski mit den Vorträgen nicht bestreiten. „Das ist gut, ich habe dadurch nicht den Druck, abliefern zu müssen.“ Aber die Reisen ließen sich tatsächlich über solche Vorträge refinanzieren. „Aus einer Reise können ja durchaus mehrere Vorträge entstehen.“ Sein Arbeitsplatz beim Bauhof der Gemeinde Hirschstein komme seinem Hobby aber entgegen, es kein Problem sei, so lang am Stück Urlaub zu nehmen. Wichtig sei die Neugier, das Überraschende. „Man muss sich auch auf Dinge einlassen können.“ Auf durchorganisierte Touristen-Programme verzichtet er deshalb. Dort bekomme man ohnehin nicht mit, wie es in einem Land wirklich zugeht. Dabei sei doch gerade das der Grund, warum die Menschen viel mehr reisen sollten, findet Perski. „Um die Welt zu verstehen, muss man sie bereist haben. Eigentlich müsste es jedem Schulabgänger möglich sein, ein bis zwei Monate in einem Entwicklungsland zu verbringen und dort zu volontieren oder ein Praktikum zu machen.“ Ihn habe das Reisen in jedem Fall weitergebracht. „Ob es mich verändert hat, das müssen Sie andere fragen. Aber ich glaube, ich bin für viele Sachen viel offener geworden.“ Eine gewisse Gelassenheit habe er sich aus Asien übernommen – und er hat seine Heimat schätzen gelernt. „Ich weiß, dass ich hier gut aufgehoben bin.“

Weltenbummler gastieren in Riesa

„Rund um den Globus“ heißt die Reihe, zu der Thomas Barth und Sven Perski ab Sonnabend, 21. Januar, einladen.

Die vier Reisereportagen sind jeweils sonnabends im „O“ in Oschatz und sonntags im Riesaer Kino zu sehen. Beginn ist jeweils 17 Uhr.

Den Auftakt bildet ein Vortrag über eine Reise zu Pferd durch die Mongolei. Am 11.und 12.Februar folgt eine Reportage aus Schottland. Im dritten Teil am 4.und 5.März berichtet Thomas Barth über den zweiten Teil seiner Deutschland-Durchquerung zu Fuß. Den Abschluss bildet am 18. und 19.März der Vortrag über „Inseln des Nordens“.

Eintrittskarten gibt es für 10Euro im Vorverkauf im Riesaer Kino oder für 12Euro an der Abendkasse. Für Kinder unter zwölfJahren ist der Eintritt frei.

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Trotzdem wird es ihn wohl auch weiterhin in andere Länder ziehen. „Ich würde ganz gerne noch ein zweites Mal nach Bhutan, und Japan wäre vielleicht auch noch einmal eine Sache.“