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Vom Neubau-Schatten ins Marktlicht

Der neue Weihnachtsbaum ist da. Diesmal ist es wieder ein echter Großenhainer. Die SZ begleitete den Transport durch die Stadt bis vor das Rathaus.

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© Kristin Richter

Von Jörg Richter

Großenhain. Mittwoch, kurz nach viertel neun. Die Rotfichte liegt schon auf dem Tieflader des Bauhofs. Großenhains diesjähriger Weihnachtsbaum bereitet keinerlei Probleme, auch wenn er noch bis vor wenigen Minuten relativ nah an einem Wohnblock in der Dr.-Eichmeyer-Straße gestanden hat.

Der Konvoi mit dem Weihnachtsbaum biegt in die Martin-Scheumann-Straße ein.
Der Konvoi mit dem Weihnachtsbaum biegt in die Martin-Scheumann-Straße ein. © Kristin Richter
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Frank Sicker (links) schlägt Keile in die Hülse, damit der Baum geradesteht und fixiert wird.Die Rotfichte hängt am Seil des Autodrehkrans. Unten wird der Stamm glatt gesägt.
Frank Sicker (links) schlägt Keile in die Hülse, damit der Baum geradesteht und fixiert wird.Die Rotfichte hängt am Seil des Autodrehkrans. Unten wird der Stamm glatt gesägt. © Kristin Richter

Doch mit Hilfe des großen Autodrehkrans der Firma Bothur ist es gelungen, den 16 Meter hohen Nadelbaum vorsichtig abzusägen und anschließend auf den Tieflader zu hieven. Mit nur 1,7 Tonnen ist die Rotfichte trotz ihrer Ausmaße sogar ein Leichtgewicht. Für sie wird ein wahres Weihnachtsmärchen wahr: heraus aus dem Schatten des Neubaus ins helle Licht des Hauptmarktes, wo ab Donnerstag der Aufbau des Großenhainer Weihnachtsmarktes beginnen soll.

Die Polizeieskorte erscheint. Zwei Dienstwagen sollen den Transport begleiten und sicher durch die Stadt geleiten. Ein Beamter bemerkt einen Dacia, der hier unerlaubterweise parkt. Eigentlich sollte die Dr.-Eichmeyer-Straße für den Autodrehkran und den Lkw freigehalten werden. Das Knöllchen steckt schon unterm Scheibenwischer. Viele Grüße vom Großenhainer Ordnungsamt. „Wenigstens sind wir nicht wieder die Bösen“, sagt der Polizist schmunzelnd und geht zum Tieflader.

Dort sind die Bauhofleute damit beschäftigt, die Baumkrone festzuzurren. Sie darf nicht breiter und nicht höher als 4,5 Meter sein. Da und dort muss noch ein Ast angebunden werden. Bauhofmitarbeiter Frank Sickert reißt mehrere Stücke von einer Rolle Absperrband ab und macht sich ans Werk. „Das haben wir bisher noch immer hingekriegt“, sagt er. Alle Kollegen helfen mit.

Der Polizist spricht unterdessen mit Lkw-Fahrer Uwe May die Transportroute ab. Sie führt über den Rostiger Weg, Martin-Scheumann-Straße, Radeburger Straße, Steinweg und Naundorfer Straße. Gegen 9 Uhr ist der Rotfichte fertig zum Transport. Doch bevor es losgeht, hat sich das eingespielte Weihnachtsbaumteam des Bauhofs, zu dem auch Antje Tietze und Tom Tschuppan gehören, eine kurze Frühstückspause verdient. Da es Mittwoch ist, ist es klar, was es gibt: Kesselwurst von der Fleischerei Gawalski. Was sonst?

Nach dieser Stärkung setzt sich der Weihnachtsbaum-Konvoi in Bewegung. Die beiden Polizeiwagen vorneweg, dahinter folgen der Tieflader mit der Fichte, der Autodrehkran und zum Schluss ein Fahrzeug der Schwertransportbegleitung Wolff aus Friedewald bei Moritzburg. Auf dem Dach des Transporters leuchtet ein großes Verkehrsschild: Überholen verboten! Überall, wo der Konvoi entlangfährt, zieht er die Blicke der anderen Kraftfahrer und Fußgänger auf sich. Alle aufgepasst! Großenhains neuer Weihnachtsbaum ist unterwegs.

Um 9.24 Uhr biegt der Konvoi mit Blaulicht von der Naundorfer Straße auf den Kirchplatz ein. Nur noch wenige Meter, dann erreicht er den Hauptmarkt. Ein Polizeiauto lässt seine Sirene ertönen, damit es auch alle hören und sehen: Der Weihnachtsbaum ist da!

Ein schöner Baum

Etwa 20 Minuten später hängt er wieder am Seil des Autodrehkrans. Langsam wird die Rotfichte aufgerichtet. Die Äste ragen gleichmäßig in alle Richtungen. Es ist ein schöner Baum. Passanten bleiben stehen und freuen sich. Einige von ihnen zücken ihre Handys und schießen Fotos.

Tom Tschuppan öffnet in der Mitte des Hauptmarktes einen Gullideckel. Darunter befindet sich eine zwei Meter tiefe Hülse, in die der Weihnachtsbaum hineingesteckt wird. Frank Sicker holt die Motorsäge, um den Stamm unterhalb glattzusägen. Das ist gar nicht so einfach, denn er pendelt hin und her. Zwar nicht viel. Aber er bewegt sich.

Tschuppan kommt mit einem übergroßen Messschieber und kontrolliert den Durchmesser des Stamms. Er darf maximal 40 Zentimeter sein, sonst passt er nicht in die Hülse.

Dann ein erster Versuch, den Baum in die Hülse einzulassen. Er scheitert. Doch Tom Tschuppan sagt nur: „Das kriegen wir schon hin.“ Frank Sicker muss noch einmal mit der Kettensäge ran. Jetzt geht es um Feinarbeit. Mehr und mehr Rinde sägt er ab. Immer glatter wird der Stamm. Das Steinpflaster unter der schwebenden Rotfichte ist von Sägespänen bedeckt.

Punkt 10 Uhr ist Sicker fertig. Das Glockenspiel des Uhren- und Schmuckgeschäftes Majok erklingt. Als die Motorsäge verstummt, kann man auch die Melodie erkennen. Mit den Glockentönen zu „Freut es des Lebens!“ führen Tschuppan und Sicker den Weihnachtsbaum in die Hülse ein. Wie passend.

Am Nachmittag kommen die Bauhofmitarbeitern noch einmal wieder, um die untersten Äste abzusägen. Im Gegensatz zum Vorjahr sollen die Imbissbuden wieder näher an den Baum heran.