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Vom Müllhaus zum Schmuckstück

Die Villa Arnold an der Meißner Straße wird nach historischem Vorbild saniert. Dabei hatte der Besitzer erst ganz anderes mit dem vermüllten Haus vor.

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© Arvid Müller

Von Nina Schirmer

Radebeul. Wer durch die Eingangstür des Hauses treten will, macht am besten mit einem übertriebenen Winken auf sich aufmerksam. Dann halten die Männer auf dem Gerüst kurz inne und der Staubregen hört auf. Drinnen steht Matthias Pätzold, Geschäftsführer der Radebeuler Wohnbau GmbH. Kurze Hose, schwarzes T-Shirt, verstaubte Turnschuhe. Seine Kleidung zeigt: Der Bauunternehmer ist nicht nur Gast auf seiner Baustelle. Er packt auch selbst mit an. Zu tun gibt es schließlich genug, denn als er das Haus kaufte, war es nicht gerade in gutem Zustand. Und das ist noch positiv ausgedrückt.

Bauunternehmer Matthias Pätzold will das Haus energieeffizient ausbauen.
Bauunternehmer Matthias Pätzold will das Haus energieeffizient ausbauen. © Arvid Müller
Nach jahrelangem Leerstand war die Villa in schlechtem Zustand und komplett vermüllt.
Nach jahrelangem Leerstand war die Villa in schlechtem Zustand und komplett vermüllt. © Radebeuler Wohnbau GmbH

Fast 15 Jahre stand die Villa in Serkowitz schräg gegenüber vom ehemaligen Gasthof Weißes Ross leer. Etwas zurückgesetzt steht sie an der Meißner Straße. Das kleine Nebenhaus musste jahrelang als Anschlagfläche für Plakate herhalten.

Zwar nicht bewohnt, bekam das Haus doch immer wieder ungebetenen Besuch. Vandale, die Spaß daran hatten, alles zu zerstören. Schrottdiebe, die hofften, das Gebäude noch ausschlachten zu können. Und die Müllsünder. Leute, die im Haus ihren Unrat entsorgen. „Es war komplett zugemüllt“, sagt Pätzold. Sogar alte Sofas und Kochtöpfe mussten die Bauleute raus tragen. „Und eimerweise Chemikalien“, sagt der neue Eigentümer. Allein die Müllentsorgung hat ihn rund 45 000 Euro gekostet.

Dass die Villa überhaupt noch steht, ist wohl dem Sohn von Matthias Pätzold zu verdanken. „Meine erste Intention war: Bagger her und weg damit“, sagt der Bauunternehmer. Doch sein Sohn sah das anders und überredete den Vater, das Haus doch nicht abzureißen.

Und so wird das Gebäude nun seit dem letzten Winter ausgebaut. „Wir wollen die Villa so herrichten, wie sie früher stand“, sagt Pätzold. Immerhin war das Gebäude einst auf der Denkmalliste von Radebeul, flog dann aber runter. Ursprünglich hatte der Radebeuler den Plan, das Haus wieder auf diese Liste zu bringen. Also alles denkmalgerecht zu sanieren.

Doch die Auflagen dafür waren hoch. Und Pätzold kamen die Vorschriften zum Teil überhaupt nicht sinnvoll vor, insbesondere in Hinblick auf die Energieeffizienz des Hauses. Deshalb verwarf er die Idee mit dem Denkmallistenplatz wieder. Das Haus soll aber trotzdem seine historischen Besonderheiten zurückbekommen.

Zum Beispiel die Stuckverzierungen an der Außenwand. Nur Gesteinsbrocken sind davon noch übrig. Ein Bauarbeiter putzt sie vorsichtig mit einer Bürste. Darauf sollen neue Stuckelemente kommen. Auch die alte dunkelrote Haustür will der Besitzer behalten. „So ein altes Ding kriegt man nicht wieder“, sagt er. Deswegen soll sie von einem Schreiner aufgearbeitet werden. Das Vordach hingegen war nicht mehr zu retten. Die kaputten Überbleibsel davon mussten abgenommen werden.

Anhand ihrer fertigt nun ein Schmied ein neues Vordach nach historischem Vorbild. Innen sind 13 neue Räume entstanden. „Wir haben sozusagen ein Haus ins Haus gebaut“, sagt Pätzold. Auch dort soll wieder Stuck an die Wände kommen. Die Balken im Dachgeschoss müssen zum Teil ausgetauscht werden, weil sie über die Jahre faulig geworden sind.

Warum das Haus eigentlich Arnold Villa heißt, kann Pätzold nicht sagen. Hieß der Erbauer so? Oder ein späterer Bewohner? Im Stadtarchiv hat der Bauunternehmer keine Bestandspläne gefunden. Was er aber entdeckt hat, ist ein alter aus Sandstein gesetzter Brunnen auf dem Grundstück. „So etwas findet man beim Baggerfahren“, sagt Pätzold. Den Brunnen möchte er ebenfalls wieder herrichten.

Bis zum September soll alles fertig sein. Dann wird eine Steuerkanzlei in die Räume einziehen. Denn für Wohnungen ist das Haus an Radebeuls Hauptverkehrsader nicht unbedingt prädestiniert. Auch in dem kleinen Nebengebäude soll eine Laden- oder Büroeinheit mit rund 80 Quadratmetern entstehen.

Ein Wohnhaus lässt Pätzold dafür auf dem Grundstück hinter dem Gebäude bauen. An der Pestalozzistraße entsteht ein Mehrfamilienhaus mit sechs Wohnungen, alle um die 100 Quadratmeter groß.