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Vom Luisenhof in die Kleinstadt

Nach dem Rückzug aus dem Dresdner Luisenhof eröffnet Wirt Armin Schumann in Pulsnitz ein neues Restaurant.

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© Matthias Schumann

Von Reiner Hanke

Eine Höllenmaschine frisst sich durch die Wand zwischen Restaurant und Küche. Die Ohren klirren, während ein Fenster entsteht. Das soll sich bald den Gästen der Genusswerkstatt in Pulsnitz öffnen und einen Blick in die Küche gewähren. Gleich, wenn sie das Restaurant durch den neuen Eingang betreten. Sie sollen sehen, wie hier die Köche Speisen mit frischen Zutaten brutzeln. Der das verspricht, ist Wirt Armin Schumann. Er krempelt derzeit das frühere Café und Restaurant am Schlosspark mit seiner Frau Anja komplett um.

Nach dem Rückzug aus dem Dresdner Luisenhof wollen es die Gastronomen etwas kleiner angehen. Das Lokal am Loschwitzer Elbhang hatte die Familie im Sommer letzten Jahres verlassen, nachdem die Eigentümer eine höhere Pacht verlangt hatten. Seitdem steht das Restaurant leer. Um einen neuen Betreiber zu gewinnen, überlegen die Besitzer gerade, die Gastronomiefläche zu verkleinern, sagt Makler Joel Rosenberg. Immerhin hat der Luisenhof Platz für 600 Gäste, was Interessenten bisher abzuschrecken scheint.

Im letzten Jahr haben die Schumanns eine Pause gemacht von dem zuletzt sehr stressigen Job. Und sie haben die Pläne für ihre Genusswerkstatt geschmiedet. Sie haben den Blick vom Balkon Dresdens mit dem auf stolze Bäume im Park neben der Pulsnitzer Schlossklinik getauscht.Ende September soll das Restaurant eröffnen. Geschäftsführer Armin Schumann wolle dabei weder an den Luisenhof anknüpfen noch an die Gastronomie seiner Vorgängerin Marina Baumgart in dem Gasthaus. Von ihr hatte er nach einiger Suche im Raum Dresden das Restaurant im August übernommen. In Pulsnitz will Familie Schumann neue Ideen verwirklichen.

Ins Kaminzimmer dringt der Lärm nur gedämpft. Der Blick öffnet sich durch eine großzügige Glasfront in den Garten. Hinter den Fenstern sind die neu angelegten Hochbeete zu sehen. Dort drängen schon die ersten Kräuter und Salate aus der Erde. Einige knorrige Obstbäume wachsen hinter den Beeten. Es sollen noch mehr werden. Eine kleine Streuobstwiese. Hier will der 44-jährige Wirt Früchte ernten für Kuchen und andere Leckereien. Zum Beispiel aus Großmutters Rezeptbuch in alter deutscher Schreibschrift. Die berichtet vom „Geschmack meiner Kindheit“, schwärmt Armin Schumann. Der Geschmack gehört zum Programm. Zum Beispiel Großmutters Rouladen, sein Lieblingsgericht. Alte Rezepte mit guten Produkten neu interpretiert und modern angerichtet, plant der Chef. Die Kindheit voller kulinarischer Erinnerungen verbrachte er im rheinhessischen Schwabenheim. Nach Ostsachsen zog ihn 1995 die Liebe. Seine Frau Anja stammt aus der Oberlausitz.

Im Kaminzimmer ist schon ein Blick auf die künftigen Möbel möglich. Stühle mit beigefarbenem Lederimitat. Tische aus Naturholz. Überall liegen Bilder, die seine Frau gemalt hat. „Die Mohnblumen sind mein Lieblingsbild“, sagt er. Auch eine Büste der Luise, als Erinnerung an den Luisenhof. Mit dem hat er abgeschlossen.

Ein zehnköpfiges Team wird künftig für die Gäste da sein. „Wir haben schon viele Vorbestellungen, das macht uns Mut“, sagt Armin Schumann. Mut, ihr Konzept mit der Genusswerkstatt voranzutreiben – und das derzeit auch noch lautstark mit Handwerkern im ganzen Haus. Völlig losgelassen hat Schumann seine alte Heimat nicht. Viele Freunde leben im Umfeld des Luisenhofes. (mit SZ/sr/kh)