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Vom Kottmar an die Körbe

Frieder Heinrich war einst Wirt der Kottmarbaude, bis er zum Nonnenfelsen wechselte. Dort pflegt er altes Handwerk.

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© Elke Schmidt

Von Elke Schmidt

Kottmar. Frieder Heinrich hat einen tollen Arbeitsplatz. Der Korbmacher sitzt bei schönstem Sommerwetter auf der Freifläche des Berggasthofes Nonnenfelsen und fertigt Körbe aller Art. Geschickt zieht er die Weidenruten in das Gerüst ein und braucht dafür nicht viel mehr als seine Hände. Das geht erstaunlich schnell und zieht die Aufmerksamkeit der Gäste auf sich, die ihn immer wieder darauf ansprechen. Den 44-Jährigen aus Obercunnersdorf stört das überhaupt nicht. Während das Stück unter seinen Händen immer mehr Form annimmt, erzählt er Wissenswertes über diese Kunst.

Es sei eins der ältesten Gewerbe der Menschheit und unglaublich vielseitig. Mit den unterschiedlichen Flechttechniken könne man nicht nur Körbe aller Art herstellen, sondern auch Teppichklopfer, Möbel, Zaunelemente, erklärt er. Genauso gehören Spezial- oder Maßanfertigungen wie Wandverkleidungen, zum Beispiel für Jachten oder einen Waggon der Bimmelbahn zu seinem Angebot. Frieder Heinrich bildet sich immer wieder weiter, lernt Neues und liest Fachliteratur, um auch noch die ausgefallensten Wünsche seiner Kunden erfüllen zu können. Leider sei das Wissen der Alten schon fast verloren, sagt er. Bei dieser Arbeit sind Routine, Erfahrung und Fachwissen besonders wichtig, aber es gibt kaum noch jemanden, der diesen Beruf erlernen will. Mit dem Leutersdorfer Korbmacher Hauck sind es in der Region noch zwei, die das hauptamtlich machen. Umso mehr freut er sich, wenn er alte Stücke findet und daran sieht, wie die Meister früher gearbeitet haben.

Der Obercunnersdorfer wollte schon immer Korbmacher werden. Sein Vater und der große Bruder sind ebenfalls welche und für ihn war schon früh klar, dass er es ihnen nachmachen wird. „Die Arbeit beruhigt meine Nerven, ist kreativ und macht Laune“, erklärt er. Doch als er seine Ausbildung beendet hatte, machte es ihm die Wende schwierig, mit der Korbmacherei Geld zu verdienen. Praktisch über Nacht gab es fast keine Aufträge mehr. Weil er unbedingt in der Region bleiben wollte, musste er sich etwas einfallen lassen. Also setzte er sich noch mal auf die Schulbank und wurde Gastwirt. Gemeinsam mit seinen Brüdern gründete er eine Firma, die seit sieben Jahren den Gasthof auf dem Nonnenfelsen betreibt. Die Korbmacherei liegt Heinrich aber sehr am Herzen. Er würde das Handwerk gern bewahren. Junge Leute, die Interesse haben, könnten gern bei ihm ein Praktikum machen, um herauszufinden, ob ihnen der Beruf liegt. Bei ihm können sie auch die andere Seite der Arbeit kennenlernen und bei der Pflege der familieneigenen Weidenplantage helfen. Das sei körperlich sehr anstrengend, weil das Ernten der Ruten erledigt werden muss. Der Aufwand lohne sich aber, weil er dadurch hochwertiges Material verwenden kann. Das wiederum kommt den Kunden zugute, denn aus erstklassigen Weiden entstehen langlebige Produkte.

Korbmacher Frieder Heinrich, Jonsdorf, Lauscheweg 11 (auf dem Nonnenfelsen); er hat Körbe, Flechtwände und -zäune und Teppichklopfer im Angebot, auch individuelle Maßanfertigungen sind möglich; Verkauf: vor Ort, diverse Feste in der Region, Werkstatt in Kottmar, Hauptstraße 66