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Vom Fliegen und von der Liebe

Tanzende Verführerinnen und zauberhafte Puppenspieler – magische Momente sind beim Schaubudensommer gewiss.

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© André Wirsig

Von Ulrike Kirsten

Sind es Piloten ohne Flugzeug, die da über dem Garten der Scheune in der Luft zu liegen scheinen? Fallschirmspringer ohne Schirm oder doch moderne Engel ohne Flügel? Betörend, schrill und verrückt ist der Schaubudensommer. Was würde also besser passen, als schwebende Glücksbringer, die über diesem ohrenbetäubenden Treiben kreisen, das ab Donnerstag wieder im Garten der Scheune die Hauptrolle spielt?

Denn mindestens so wichtig wie die Künstler, die beim Internationalen Festival für Theater, Vergnügen und Musik auftreten, ist die Gestaltung des Platzes. Seit einigen Jahren kümmert sich Käthe Raeder, unter dem Künstlernamen Kete, darum. Hunderte Meter Seil hat die 29-Jährige zwischen den einzelnen Veranstaltungsorten gespannt, aus den Strippen Kronleuchter geflochten, die über Zirkuszelten baumeln. „Der Schaubudensommer, so verrückt er auch ist, hat mich in gewisser Weise therapiert. Eigentlich habe ich Höhenangst, trotzdem denke ich mir immer wieder Installationen aus, für die ich hoch hinaus muss“, sagt die gebürtige Meißnerin.

Regenschirmballons hatte Kete schon über dem Festplatz aufgehängt. Das Schaubudenpublikum mit leuchtenden Herrenfeinripp-Unterhemden und zerrissenen Dederondamenstrumpfhosen beglückt. „Dabei hat alles am Boden angefangen, mit kleinen Zuckertüten im Aquarium“, sagt die gelernte Schneiderin. In diesem Jahr verflicht sie den Himmel über den Buden und lässt daraus reihenweise Männer fallen. Um genau zu sein, 14 Stück.

Die Anzüge in Neonfarben hat sie selbst genäht, der befreundete Künstler Cesar Olhagaray hat den Puppen Gesichter aufgemalt. In ihrer Wohnung in der Tieckstraße hatte sie die Puppen tagelang gelagert, aufgepustet, um zu testen, wie lange die Luft hält. Blöd wäre es, wenn den Puppen zwischenzeitlich die Puste ausgeht. „Es geht ja ums Fliegen und Sich-Fallen-Lassen“, sagt Käthe Raeder. Dieser Zustand, der Programm ist auf dem Theaterfestival. „Ich gestalte nicht nur mit, ich bin auch Besucherin. Man kommt her und ist in einer anderen Welt. Das ist wie Magie, das alles hier verzaubert einen“, sagt Käthe Raeder. In diesem Jahr wird es vor allem sinnlich auf dem Schaubudensommer zugehen. „Wir richten den Blick gen Süden“, sagt Heiki Ikkola, künstlerischer Leiter des Festivals.

Aus Spanien, Italien und Frankreich kommen besonders viele Festivalteilnehmer, darunter Puppenspieler und Tänzer wie das Duo Catalina Carrasco & Gaspar Morey. „Es geht um die Liebe, die ganz großen Emotionen.“ Neu im Programm ist die Mitternachtsüberraschung. „Anders als in den Jahren zuvor, wird es keine Show um Mitternacht geben. Dafür ziehen die Musiker unseres Festivalclubs über den Platz und entführen die Zuschauer an spannende Orte. Selbst wir wissen nicht, was das Publikum erwartet“, so Ikkola. Ein weiterer Höhepunkt ist Christopher Haley Simpsons Schaubuden-Kathedrale, die während des Festivals entsteht. Der britische Künstler ist neben Käthe Raeder für die Gestaltung des Festivalplatzes zuständig. Diesen künstlerisch immer wieder neu zu erfinden, ist die Kunst. „Ich möchte das Publikum immer wieder neu überraschen. Wiederholung liegt mir nicht“, sagt die Neustädterin. Ihre Kunst verlangt auch einiges von Mann und Sohn ab. „Bei uns sieht es manchmal ganz schön wild aus. Zum Glück habe ich eine Lagerhalle, wo ich alle Materialien unterstelle. Was ich mit den Puppen mache, weiß ich aber noch nicht“, sagt Käthe Raeder. Die hundert Regenschirme, die sie bei einem der vergangenen Schaubudensommer verbaut hat, liegen unterdessen in ihrem Keller. „Wenn es mal regnet, ist das für uns nie ein Problem.“

Schaubudensommer vom 31. Juli bis 10. August. Programm unter www.schaubudensommer.de, Eintritt: Fünf Euro, Dreierticket zwölf Euro, Kinderkarte zwei Euro