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Vom Ehrgeiz gepackt

Der 17-jährige Rumäne ist erst seit zwei Jahren in Sachsen. Schon hat Madalin die erste Auszeichnung.

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© André Braun

Von Frank Korn

Nossen. Sächsisch versteht er schon ganz gut, auch wenn bei ihm selbst dieser Dialekt nicht durchklingt. Madalin spricht klar und deutlich, sein Deutsch ist gut. Der 17-jährige Rumäne lebt seit März 2014 in Deutschland, wohnt in Rüsseina und lernt in der 10. Klasse an der Oberschule Nossen. Er erhält ein Stipendium der Start-Stiftung, die ein Projekt der gemeinnützigen Hertie-Stiftung ist.

Die Idee, Madalin für dieses Stipendium anzumelden, hatte Erika Virchow. Sie und ihr Mann Peter unterstützen die Familie. „Madalin ist ein patenter junger Mann. Ich habe einen Artikel über die Stiftung in der Sächsischen Zeitung gelesen. Nach Rücksprache mit der Schule hat sich Madalin beworben“, sagt Erika Virchow. Nach einer ausführlichen Bewerbung und einem Auswahlgespräch wurde ihm das Stipendium zugesprochen. „In Sachsen gab es 50 Bewerber, nur acht wurden zugelassen.“ Davon seien sechs Bewerber in Deutschland geboren, der siebte lebe schon vier Jahre hier. „Dass Madalin zu diesem Kreis gehört, ist einfach Spitze“, sagt Erika Virchow.

Bis zum möglichen Abschluss des Abiturs bekommt Madalin 100 Euro Bildungsgeld monatlich. Außerdem hat er einen Laptop sowie einen Drucker erhalten. Außerdem gibt es Seminare in verschiedenen Bereichen. Zuletzt sei er bei einem Rhetorikkurs gewesen. „Das hilft mir, mich besser in der deutschen Sprache auszudrücken oder auch vor einem größeren Publikum zu sprechen“, sagt Madalin.

Schon ein Abschlussdiplom

Schon in Rumänien sei er ein guter Schüler gewesen, erzählt Madalin nicht ohne Stolz. Er habe in Ploiesti, einer Stadt im Süden Rumäniens mit über 200 000 Einwohnern auf einem Gymnasium gelernt und außerdem eine private Englisch-Schule besucht. Sogar ein Abschlussdiplom von der Englisch-Schule kann er vorzeigen.

Als er in Deutschland ankam, besuchte er zunächst vier Monate eine Klasse mit Deutsch als Zweitsprache. Danach ging es schon auf die Oberschule in Nossen. „Mir gefällt es hier gut. Die Mitschüler unterstützen mich“, sagt der 17-Jährige. Seine Lieblingsfächer sind Mathematik, Physik, Englisch und Deutsch. Nach dem Abschluss der 10. Klasse will er das Fachabitur in der Richtung Telekommunikation/Information ablegen. Ist das abgeschlossen, will er Informationstechnik studieren. Auch in der Freizeit hat er Anschluss gefunden, spielt in einem Nossener Verein Fußball.

Madalins Vater Bogdan Giurea hat in Rumänien als Kraftfahrer für ein Transportunternehmen gearbeitet. Als ihm eine Stelle in Deutschland angeboten wurde, hat er zugegriffen. Im Oktober 2013 begann er seine Arbeit im fremden Land, im Februar 2014 kam seine Familie – Ehefrau Anisoara und die beiden Söhne Madalin (17) und Ionut (6) – nach. Die Giureas leben in einem Mehrfamilienhaus in Rüsseina. Mutter Anisoara hat eine Stelle als Lagerarbeiterin, Bruder Ionut geht in den Kindergarten. Momentan dolmetscht Madalin noch ziemlich oft für seine Eltern. Doch er ist guter Dinge, dass er ihnen beim Lernen der deutschen Sprache helfen kann.

Visitenkarte: Start-Stiftung

Die Start-Stiftung ist ein Projekt der gemeinnützigen Hertie-Stiftung.

Das Projekt setzt sich für die Integration von Zuwandererkindern ein, die materiell und ideell unterstützt werden.

Außer in Bayern und Baden-Württemberg wird das Programm in allen Bundesländern angeboten.

Aktuell gehören zu Start deutschlandweit 630 Stipendiaten.