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Eckgeflüster und Flanier-Meile

Eine Kamenzer Projektgruppe will die Bautzner Straße beleben. Mit einem eigenständigen Beitrag im Wettbewerb „Ab in die Mitte!“

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© Anne Hasselbach

Frank Oehl

Kamenz. Der im Einzelhandelskonzept von 2013 befürchtete Dominoeffekt ist unübersehbar. In der Bautzner Straße in Kamenz haben in den vergangenen Monaten weitere Geschäfte dichtgemacht. Der Leerstand wird hier und da durch dekorierte Schaufenster etwas kaschiert, aber eine nachhaltige Wiederbelebung ist das nicht. Gleichwohl hat es zuletzt gute Ansätze gegeben, die Bürgerschaft für die Bautzner einzunehmen. Das Frühlingsfest der City-Initiative war ein Erfolg gewesen, und seit Freitag gibt es die neue Veranstaltungsreihe „Eckgeflüster“. An der Ecke Bautzner/Pfortenstraße hatten – unterstützt durch Citymanagerin Anne Hasselbach – Jens Förster und Silvana Herzog in ihre Martini-Lounge eingeladen – eine kleine Privatbar mit Hinterhof im südländischen Ambiente. Es gab Live-Saxofonspiel mit Daniela Lenk von der Red Tower Bigband, eine Umberto-Eco-Lesung mit Moni West, eine Weinverkostung mit Reiner Deutschmann, der Erzeugnisse des Weingutes Russbach bei Alzey vorstellte, und viele gute Gespräche.

Dabei wurde auch ein Positionspapier berührt, das derzeit Händler, Gewerbetreibende und Vereine umtreibt. Es geht um den nächsten Wettbewerb „Ab in die Mitte!“, mit dem der Freistaat besondere Innenstadt-Aktivitäten fördert. Bereits zweimal konnte Kamenz einen Anerkennungspreis mitnehmen – beide Male kam die Initiative aus der Bürgerschaft. Und der Verein „Metamorphose – Kunst in Kamenz“ und die Genossenschaft „Neue Altstadt Kamenz“ sind auch diesmal wieder mit im Boot.

Das Wettbewerbsmotto lautet: „Wir sind die Stadt: gemeinsam aktiv“. Die „Handels- und Kommunikationszone“ Bautzner Straße soll ins Blickfeld rücken. Ziel eines Wettbewerbsbeitrages könne eine „lebendige Flanier-, Kultur- und Konsummeile“ sein, heißt es. „Wir wollen in unserer Bautzner Straße mit ihrer an Wirtschaft, Begegnungs- und Kommunikationserleben reichen Vergangenheit einen Start-up-Kiez schaffen.“ Wenn der Marktplatz das Herz der Altstadt ist, so sei eine vitale Bautzner Straße „gewissermaßen die Schlagader für ein lebendiges innerstädtisches Zusammenleben, Wohnen und Arbeiten“.

Auf Willkommenskultur aus

Die Start-up-Zone ist auf eine Willkommenskultur aus und soll alle neugierigen, mitwirkungsinteressierten Kamenzer Einwohner und Gäste und nicht zuletzt Unternehmen ansprechen, die an einer Ansiedlung in der Bautzner Straße interessiert sind. Die einst so belebte Handels- und Handwerkerstraße könne nur durch die intensivere Einbeziehung der Anwohner und Eigentümer der Gebäude an der Straße selbst revitalisiert werden. Wobei der Blick auch in die Nebenstraße geht, wie am Beispiel des Eckgeflüsters-Starts. Die ersten Gastgeber firmieren offiziell unter Pfortenstraße 14, die „Martini-Lounge“ selbst hat einen Eingang auf der Bautzner.

Die Wettbewerbsgrundidee wurde erstmals zum 1. Stadtgespräch in der vergangenen Woche in der Aula des Beruflichen Schulzentrumsöffentlich, als Mitinitiator Dr. Jochen Reinhold das Rathaus bat, eine mögliche Bewerbung für den Wettbewerb „Ab in die Mitte!“ zu unterstützen und sie durch die Citymanagerin intensiv begleiten zulassen. Bis August soll die Wettbewerbsidee – z.B. in regelmäßigen Workshops – plausibel ausformuliert werden, heißt es. Es könnte um neue Aufenthaltsbereiche, Handels- und Gastronomieangebote, Begrünungen und eine Verkehrsberuhigung gehen, die die Straße zu einer Art Flaniermeile machen. Da die obere Bautzner Straße auch noch zur Sanierung ansteht, könnte es also auch dafür wichtige Impulse geben. Von den Leuten aus der Innenstadt und vor allem: für sie.