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Vom Dorf zum Schloss

Nach dem Aus für den Gemeindebus bringt die Firma Teich-Touristik die Kinder in Hohendubrau zur Schule – etwas früh.

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© André Schulze

Von Sabine Ohlenbusch

Die verkehrsberuhigte Zone um das Schloss Gebelzig ist früh morgens ganz schön belebt. Die Lieferanten des Supermarkts kommen und bringen Lebensmittel. Schulbusse bringen ihre wertvolle und lärmende Fracht ans Schloss. So ist es schon immer gewesen. Neu ist, dass nun auch viele Privatautos bei der Grundschule vorfahren. Annegret Eberhardt ist eine der Mütter und Väter, die ihr Kind an diesem Morgen bringen. „Der Bus fährt einfach zu früh“, sagt die junge Frau, „um 6.45 Uhr sind wir noch nicht fertig.“

Ein Bus fährt am Schloss Gebelzig vorbei. Hier sind Grundschule und eine Kita untergebracht.
Ein Bus fährt am Schloss Gebelzig vorbei. Hier sind Grundschule und eine Kita untergebracht. © André Schulze

Die Veränderung ist eingetreten, seit die Schulbusse vom Landkreis organisiert werden. So fahren die Busse des Busunternehmens Teich viele unterschiedliche Ziele an. Deshalb gibt es nun einen einheitlichen Busplan, der nicht speziell auf die Schulzeiten in Gebelzig geeicht ist. Vorher hat der Gemeindebus die Kinder abgeholt und gebracht – und hat dabei manchen Wunsch erfüllt. „Im Nachhinein sehen wir, welchen Luxus wir gehabt haben“, sagt Manuela Kasper bedauernd.

Sie hat im vergangenen Jahr fast 400 Unterschriften gesammelt, damit es weiterhin einen kommunalen Busdienst gibt. „In anderen Gemeinden arbeitet die Kommune als Träger mit Vereinen zusammen, die dann die Busse und Fahrer stellen“, erklärt die dreifache Mutter. Auch um eventuell öffentliche Fördermittel zu erhalten, sei die Unterstützung der Gemeinde notwendig. Und die fehlt nach ihrer Einschätzung.

Das Problem ist für viele Eltern auch, dass die Kinder vor Beginn der Betreuungszeit in der Schule ankommen. „Zu Beginn des Schuljahres haben die Kinder sogar draußen gewartet“, erinnert sich Ina Bimmrich. Mittlerweile hat sich die Schule bereit erklärt, die Kinder früher einzulassen. Sie ist im Förderverein der Schule und im Landeselternrat aktiv. Sie findet Hohendubrau weiterhin familienfreundlich, vor allem aber durch privates Engagement. „Wir sind Vorreiter gewesen, es wäre schön, wenn wir es bleiben könnten“, findet sie.

Gerade für junge Familien könnte ein Gemeindebus ein gutes Stück Attraktivität ausmachen. Beide Frauen sehen, dass es nicht den einen Schuldigen gibt. Sie haben den Eindruck, dass das Unternehmen Teich sich bemüht, auf die Eltern einzugehen. Sie haben das Gefühl, dass das System der Kreisbusse zwar noch knirscht, aber zu laufen beginnt. Einige Dinge funktionieren eben nicht mehr so wie früher.

Vergangene Woche hat die Schule beispielsweise einen Bus gebucht, damit die vierte Klasse zum Zweifelderball nach Niesky fahren kann. Das Turnier findet jedes Jahr statt. Aber in diesem Jahr hat Gebelzig nicht teilgenommen, weil es einen Fehler im Busunternehmen gegeben hat. Der geplante Fahrer habe den Termin verpasst. „Wir gestehen den internen Fehler hier ein“, kommentiert eine Mitarbeiterin der Firma Teich, „aber Einzelfälle kann es immer geben.“

Auch der umgekehrte Fall sei bereits eingetreten, dass ein gebuchter Bus leer geblieben sei, weil er doch nicht benötigt worden ist. Sie merkt auch an, dass sie gewisse Zugeständnisse als Betrieb nicht machen dürfen, wie zum Beispiel außerhalb der Haltestellen zu halten. Dies habe der Gemeindebusfahrer aber teilweise gemacht. „Wir sind zu Änderungen bereit, die sich realisieren lassen. Aber das können wir versicherungsrechtlich nicht machen“, stellt sie klar. Sonst läuft der Busbetrieb aus ihrer Sicht reibungslos.

Dass der Betrieb flexibel ist, zeigt sich an den Busplänen der Linie, die nach Weißenberg an die Freie Mittelschule fährt. Zu Beginn des Schuljahres sind einige Schüler aus Hohendubrau jeden Tag zu spät in den Unterricht gekommen, weil die Busverbindung es nicht anders zugelassen hat. Der Gemeinderat Hohendubrau hat darüber informiert, dass sich dies nach den Herbstferien geändert habe. Aber die Initiative hierfür sei von einer Privatfrau gekommen.

Dass die Schüler aus Hohendubrau weiterhin die Freie Mittelschule Weißenberg besuchen können, liegt auch Manuela Kasper und Ina Bimmrich am Herzen. „Wir wollen, dass die Situation sich nicht weiter verschlechtert. Im Moment sind die Teich-Busse ohne Alternative. Der Landkreis darf nur diesen Bus nicht auch noch abschaffen“, meinen sie.