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Vom Braunsteich an den Jahnteich

Anfang 1947 gab es das erste Eishockeyspiel nach dem Krieg, 1951 den ersten Meistertitel für die BSG Chemie Weißwasser.

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© Sammlung Hirche

Von Steffen Bistrosch

Weißwasser. Der zweite Weltkrieg hatte Millionen Opfer gefordert. Unter diesen befand sich eine ganze Reihe von Weißwasseraner Eishockeycracks. In den Wirren nach dem Krieg blieben weitere frühere Spieler in Kriegsgefangenschaft. Diesen Umständen und denen der weitreichenden politischen Folgen des Krieges trotzten einige Unentwegte, sie begaben sich schon bald wieder auf den Braunsteich. Am 5. Januar 1947 traten erstmals zwei Mannschaften aus Weißwasser gegeneinander an.

1948 formierte sich die „BSG Kristall Weißwasser“, damit war ein gewisser finanzieller und materieller Rückhalt für die Sportler gegeben. Ab 1948/1949 wurde ein regelmäßiger Spielbetrieb eingeführt, Weißwasser spielte nicht mehr um den Titel eines schlesischen sondern um den eines sächsischen Landesmeisters. Im Herbst wurde beschlossen, endlich ein Stadion für Eishockey in Weißwasser zu bauen. Die Spiel,- Trainings- und Zuschauerbedingungen verbesserten sich grundlegend, obwohl im Natureisstadion weiterhin eine Abhängigkeit zum Wetter bestand. Im Jahre 1950 wurden die ersten DDR-Landesmeisterschaften in Schierke durchgeführt, Weißwasser wurde achtbarer Dritter.

Schon im nächsten Jahr sollte sich das ändern. Inzwischen hatten sich die Glasstädter in der neu geschaffenen Oberliga als „BSG Ostglas“ etabliert. Gegen die Teams von SG Frankenhausen, BSG Textil Crimmitschau und BSG Empor Berlin wurde verlustpunktfrei der Titel durch die nun in „BSG Chemie“ umbenannte Eishockeysektion nach Weißwasser geholt. Daran sollten sich ab jetzt die Gegner gewöhnen müssen. Ein weiteres Jahr später wurde der Titel erneut in Berlin gegen Frankenhausen geholt. Titel Nummer drei dagegen konnte ein weiteres Jahr später in Weißwasser gewonnen werden. Der hartnäckigste Gegner wiederrum: „BSG Wismut Frankenhausen“.

Seit 1953 unterm Dach von Dynamo

1953 erfolgte die Namensgebung „Dynamo“ und der Anschluss an das Sportfördersystem der DDR. Träger des Vereins war offiziell die Polizei. Von 1954 bis 1959 hieß der DDR Meister nunmehr Dynamo Weißwasser. Für Erich Mielke, der als Minister für Staatssicherheit auch der rein ostdeutschen Sportvereinigung Dynamo bis 1989 vorstand, beinhaltete die Hauptaufgabe der Sportvereinigung die „Entwicklung einer breiten Volkssportbewegung“ sowie die „Erhöhung der sportlichen Leistungen“ aber erst nach der „politisch-moralischen Erziehung der Sportler“, welche zumindest für ihn an erster Stelle kam.

Ungeachtet dieser höchst offiziellen Vorgaben stand für die Weißwasseraner tatsächlich der Sport im Vordergrund. Als Beweis mag gelten, dass in der Folge von der ersten bis zur letzten Saison im ehrwürdigen Jahnstadion Jahr für Jahr der Titel eines DDR Meisters verteidigt wurde, 1959 letztmals auf Natureis und erstmals vor und gegen Dynamo Berlin. Hinzu kamen Gastauftritte im geteilten Deutschland, zahlreiche internationale Vergleiche auf Clubebene im Ostblock und schließlich ab 1955 die Delegierung der besten Sportler zur Nationalmannschaft der DDR.

Fünfter bei der Weltmeisterschaft

1957 nahm die DDR erstmals an einer Eishockeyweltmeisterschaft teil und wurde in Abwesenheit namhafter westlicher Teams wegen des Einmarschs der Sowjetunion in Ungarn immerhin Fünfter. Die Ergebnisse in internationalen Vergleichen können im Rückblick in die Kategorie Achtungserfolge eingeordnet werden, entstammten sie doch – gewollt oder ungewollt – aus sehr überschaubaren Ressourcen und magerer Infrastruktur auf dem Territorium der sowjetischen Besatzungszone. Die Begeisterung in der recht kleinen Stadt blieb unvermittelt groß, an Nachwuchs mangelte es nicht, junge Spieler drängten sich auf. Und endlich sollte das erste Kunsteisstadion in Weißwasser gebaut werden. Im Jahre 1960 zogen die Spieler endlich ins neue Kunsteisstadion „Wilhelm Pieck „ um. Eine neue Zeitrechnung begann…