Merken

Vom Blitz getroffen

Durch zu schnelles Fahren nahm der Landkreis 2016 einen Millionenbetrag ein. Ein Anlagentyp ist besonders erfolgreich.

Teilen
Folgen
NEU!
© Claudia Hübschmann

Von Dominique Bielmeier

Landkreis. Jeder 114. Schuss ist ein Treffer – das sagt zumindest die Statistik. So häufig sind im vergangenen Jahr Autofahrer von Blitzern des Landratsamtes erwischt worden. Welche Anlagen dabei am fiesesten sind und wann sogar ein Fahrverbot droht – die wichtigsten Fragen und Antworten zu den Starenkästen des Landkreises:

Welche Blitzer gibt es und wo stehen sie?

Laut Sprecherin Kerstin Thöns bewirtschaftet das Landratsamt zehn stationäre Blitzer der Typen TraffiStar S 330 und TraffiPhot S von Jenoptik (siehe Grafik), außerdem gibt es vier mobile Anlagen des Typs Leivtec XV3. Wegen der Baumaßnahmen auf der B 101 wurden die Standorte der Kontrollstellen in Nossen, Ortsteil Katzenberg, in beiden Fahrtrichtungen zurückgebaut. Der Blitzer an der B 101 in Niederau, Ortsteil Ockrilla, sei im vergangenen Jahr nicht in Betrieb gewesen. Neben den Blitzern des Landratsamtes gibt es noch Anlagen, die von den Kommunen betrieben werden.

Wie funktionieren die Anlagen?

Die TraffiStar-S-330-Geräte von Jenoptik sind für die Überwachung auf Autobahnen, Brücken und in Tunneln entwickelt worden. Die Blitztechnik im Infrarotbereich soll für das menschliche Auge fast unsichtbar sein. „So wird der Fahrer nicht geblendet, wenn das stationäre System bei Verstößen im Tunnel auslöst“, schreibt der Hersteller. Die Messungen erfolgen auf drei kurzen Messstrecken. Auch die bekannten grünen Starenkästen TraffiPhot S überprüfen drei Strecken – mit einer Länge von je nur zwei Metern – hintereinander. Drei Piezo-Sensoren, die in die Fahrbahn eingelassen sind, sollen sehr genau messen. Besonders effektiv sind die mobilen Blitzer von Leivtec: Sie haben im vergangenen Jahr im Schnitt jeden neunten Autofahrer erwischt. Ihr Sensor misst mit infraroten Lichtimpulsen, über deren Laufzeit die Entfernung zum Fahrzeug ermittelt wird. „Aus der Änderung mehrerer Entfernungsmessungen wird die Geschwindigkeit des Fahrzeuges berechnet“, so der Hersteller.

Wie viel Geld hat der Landkreis durch Blitzer 2016 eingenommen?

Rund 66 000 Raser haben die festen Blitzer des Kreises im vergangenen Jahr erwischt, noch einmal knapp 31 000 die mobilen. Insgesamt zahlten die Verkehrssünder Bußgelder in Höhe von gut zwei Millionen Euro. Was nach viel klingt, ist sogar weniger, als im Haushalt veranschlagt war: Dort wurde mit 2,6 Millionen Euro gerechnet.

Wofür wird das Blitzergeld im Haushalt verwendet?

Da lässt sich das Landratsamt ungern in die Karten schauen, von Sprecherin Thöns heißt es nur unverbindlich: „Das Geld geht in den Haushalt des Landkreises.“

Wann droht sogar ein Fahrverbot?

In 487 Fällen hatte die Raserei eine besonders drastische Folge für die Fahrer: Ihnen wurde neben dem Bußgeld ein Fahrverbot erteilt. Das droht bei Geschwindigkeitsüberschreitungen ab 31 Kilometern pro Stunde innerhalb geschlossener Ortschaften und ab 41 Kilometern pro Stunde außerhalb. Auch wenn die erlaubte Geschwindigkeit in einem Jahr wiederholt um mindestens 26 km/h überschritten und das schon mit einer Geldbuße bestraft wurde, kann es ein Fahrverbot geben.

Wie häufig wird Einspruch gegen den Bußgeldbescheid erhoben?

In den seltensten Fällen. Im vergangenen Jahr wurden nur 300 Einsprüche erhoben und 203 Verfahren schließlich an das Amtsgericht abgegeben – bei insgesamt rund 81 000 Ordnungswidrigkeitsverfahren wegen Geschwindigkeitsverstößen. Wie die Verfahren ausgingen, konnte das Landratsamt jedoch nicht sagen, da die gerichtlichen Entscheidungen statistisch nicht erfasst werden. Damit Verstöße überhaupt verfolgt werden können, muss der Autofahrer auf dem Foto identifizierbar sein und über das Kennzeichen zum betreffenden Fahrzeug zugeordnet werden können.

Was passiert, wenn Fahrer oder Kennzeichen nicht erkennbar sind?

Wenn das geblitzte Fahrzeug kein Kennzeichen hat, „werden im Einzelfall entsprechende polizeiliche Ermittlungen durchgeführt“, heißt es aus dem Landratsamt. Wenn diese erfolgreich sind, wird es für den Fahrer extra teuer, denn schon ohne amtliches Kennzeichen zu fahren, gibt eine Geldbuße in Höhe von 60 Euro – die zum Blitzergeld hinzuaddiert wird. Auch wenn der Fahrer auf dem Foto nicht zu erkennen ist, wird ermittelt.