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Vom Bewegungsverweigerer zum Laufliebhaber

Wie der Dresdner Center-Manager Dirk Fittkau zum Sport fand – eine typische Nachtlauf-Karriere.

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© ené Nicolai

Von Tino Meyer

Das Paar neue Turnschuhe: etwa 100 Euro. Jetzt noch schnell anmelden für den Nachtlauf am Freitag: gut 20 Euro. Die Gänsehaut beim Zieleinlauf in der Dunkelheit: unbezahlbar – meint Dirk Fittkau, der Center-Manager der Centrum Galerie.

Dirk Fittkau, Manager der Centrum Galerie
Dirk Fittkau, Manager der Centrum Galerie

Sein Einkaufszentrum ist seit ein paar Jahren nun schon Titelsponsor des Nachtlaufs und der Mann deshalb vermutlich befangen. Erzählt er vom sportlichen Auftakt des Dresdner Stadtfests, geht seine Begeisterung jedoch weit über geschäftliche Interessen hinaus. „Der Nachtlauf ist das Ding, eine Erfolgsgeschichte, die auch für uns gesetzt ist. Wer das nicht versteht, sollte mal an der Strecke dabei sein, oder noch besser: mitlaufen“, sagt Fittkau, der durch das inzwischen traditionelle Rennen am Stadtfestfreitag selbst zum Laufsport gefunden hat. „Jetzt laufe ich wirklich gern, ich habe ja auch über 40 Jahre Anlauf genommen“, sagt er – und wird diesmal trotzdem nicht aktiv dabei sein. Die Achillessehne ...

Dass Fittkau tatsächlich gehofft hatte, während des Urlaubs die Schmerzen einfach wegzulaufen, verdeutlicht seine Ambitionen. Typisch Läufer eben, weiter, immer weiterrennen.

Vom kategorischen Bewegungsverweigerer zum bekennenden Laufliebhaber inklusive Teilnahme an Volksläufen oder gar echten Wettkämpfen – das ist eine Karriere, wie sie charakteristisch ist für den Laufsport im Allgemeinen und speziell für Dresden, der mindestens heimlichen Laufhauptstadt Deutschlands.

Während die Teilnehmerzahlen anderswo stagnieren, melden die hiesigen Veranstalter immer wieder Rekorde, allen voran die Laufszene Events GmbH. Das Unternehmen aus Dresden, das am 5. September mit einem sogenannten Birthday Run an der Ballsportarena seinen zehnten Geburtstag feiert, organisiert unter anderem den unangefochtenen Stadtkrösus Team Challenge mit 20 000 Läufern, zudem City- und Frauenlauf, die Team Staffel sowie den Nachtlauf. Und auch der steuert angesichts der bisherigen Meldekurve dem nächsten Teilnehmerrekord entgegen. Insgesamt bis zu 4 800 Läufer erwartet Laufszene-Geschäftsführer Reinhardt Schmidt – darunter ganz sicher wieder etliche Neu- und Wiedereinsteiger.

Speziell für sie hat die Laufszene mit der Fünf-Kilometer-Distanz beim Nachtlauf ein weiteres Angebot geschaffen. Seit zwei Jahren gibt es diese Kurzstrecke neben den inzwischen schon klassischen 13,8 Kilometern, und die Nachfrage ist enorm. Auf Anhieb rund 900 Läufer haben sich 2016 auf den Weg gemacht von der Saloppe bis ins Ziel am Kulturpalast – und die Organisatoren damit zugleich eine Wette gegen Ronny Leszkiewicz gewonnen. Der Vorstand von Energiehaus Dresden, dem Namensgeber des Energiehaus HighFive!-5-km-Laufs, hatte mit maximal 400 Läufern gerechnet. 1 100 waren es dann bereits im vergangenen Jahr, noch mal 200 mehr sollen es diesmal sein.

Mit dabei ist dann auch eine Gruppe von echten Lauf-Anfängern, die im Rahmen des Projekts „Starthilfe“ vom Ex-Leistungssportler Silvio Schirrmeister trainiert wird. „Dabei geht es überhaupt nicht um Bestleistungen, sondern darum, den inneren Schweinehund zunächst aus dem Weg zu schaffen und dann mit Spaß und Freude nachhaltig zu besiegen“, sagt der frühere 400-m-Hürden-Läufer.

Davon profitieren am Ende alle, auch die anderen Rennen der Stadt und die Gesundheit sowieso.

www.dresdner-nachtlauf.de