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Vom Baum zum Pilz

65 Jahre gehörte eine Fichte zur Schule. Herwart gab ihr den letzten Rest. Jetzt ist sie weg und bleibt doch noch ein bisschen.

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© Andreas Hoppe

Von Heike Sabel

Dohna. Generationen von Dohnaer Schülern gingen täglich an dem Baum vorbei. Einer stellte fest, dass die Fichte vor der Schule so alt wie er war. Ein anderer erinnerte sich, dass er die Fichte als Schulkind mit gepflanzt habe. Als der nun entfernt wurde, fragten manche, warum der schöne Baum weg muss. Leider war er eben nicht mehr so schön.

Deshalb musste sie entfernt werden.
Deshalb musste sie entfernt werden. © Andreas Hoppe
Einiges Reisig wird beim Weihnachtssingen als Dekoration verwendet.
Einiges Reisig wird beim Weihnachtssingen als Dekoration verwendet. © Andreas Hoppe
Der Baum ist weg, die Erinnerung bleibt – und vorerst ein aus dem Baumstumpf geformter Pilz. Vielleicht bekommt der ja noch einmal einen Schattenspender.
Der Baum ist weg, die Erinnerung bleibt – und vorerst ein aus dem Baumstumpf geformter Pilz. Vielleicht bekommt der ja noch einmal einen Schattenspender. © Andreas Hoppe

Als Sturmtief Herwart am 29. Oktober auch durch Dohna tobte, gab es überall in der Stadt Schäden. Am Kirchturm zerrte Herwart erst an einem Reformationsplakat, dass er dann um den einen Zeiger der Uhr wickelte und ihn schließlich abriss. Auf der Burgstraße, etwa hundert Meter von der Schule entfernt, versperrte ein mächtiger Ast die Straße. Keiner achtete dabei auf die Fichte vor der Schule. Nur einigen fiel die leichte Neigung der über das Schuldach hinaus ragenden Fichte auf.

Wiedersehen beim Singen

Bei genauerem Hinsehen konnte man jedoch sehen, dass sich der Wiesenboden über den Wurzeln gehoben hatte. Bei jedem Windstoß schwankten nun Baum und Boden. Es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen, bis die Wurzeln den Boden durchschlagen und der Baum umgefallen wäre. Der Baumgutachter stellte dann ganz offiziell und wenig überraschend fest, dass der rund 16 Meter hohe Baum nicht mehr standsicher ist. Damit war das Schicksal des Baumes besiegelt. Bevor etwas passiert, der nächste Wind oder Schnee den Baum zu Fall bringen, musste er weg. Es kam der Tag, der der letzte für den Baum werden sollte. Die Schüler verfolgten das Geschehen. Fachleute rückten mit Technik an. Erst wurde der Baum von seinen Ästen befreit, dann Stück für Stück abgesägt. Die Äste und Baumscheiben bekommen noch ein zweites Leben. Die Schule nimmt die Zweige als Dekoration für das am 8. Dezember stattfindende Weihnachtssingen. Auch einige Dohnaer haben sich Reisig geholt. Der Schulhort nahm Baumscheiben für das Basteln von Adventsgestecken. Die Baumscheibe gab Auskunft über die guten und schlechten Jahre seines 65-jährigen Baumlebens.

Damit die Dohnaer nicht zu traurig über den Verlust ihrer Schulfichte sind, entstand aus dem Baumstumpf ein großer Holzpilz. Vielleicht bekommt er ja mal wieder einen Schattenspender, sagt Andreas Hoppe. Der Dohnaer hat die Aktion begleitet und für die Geschichte dokumentiert.