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Vom Azubi zur Azubi-Chefin

Am Montag startet das neue Ausbildungsjahr. Ein Beispiel aus der Radeberger Brauerei sollte anspornen.

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© Steffen Unger

Jens Fritzsche

Radeberg. Der Beweis sitzt gleich neben ihm. Radebergs Brauereichef Axel Frech freut sich, dass sein Unternehmen „nach wie vor eine wirklich große Nachfrage nach den angebotenen Ausbildungsstellen vorweisen kann“, wie er mit Blick auf das am Montag beginnende neue Ausbildungsjahr sagt. Für die insgesamt sechs Lehrstellen – Brauer/Mälzer, Industriekaufleute, Mechatroniker und Fachkraft für Lagerlogistik – gab es eine beachtliche Zahl an Bewerbern. „Wir haben dadurch die Chance, sehr geeignete junge Leute auszuwählen. Vom viel beklagten Nachwuchsmangel auf dem Fachkräftemarkt spüren wir zum Glück nichts“, klingt Axel Frech zufrieden. Und ist überzeugt, dass das mit dem „guten Ruf als Unternehmen, aber auch mit unserem guten Ruf als Ausbildungsbetrieb zusammenhängt“. Junge Leute, sagt er, haben in der Radeberger Brauerei und der dahinter stehenden Unternehmensgruppe beste Chancen.

Und wie erwähnt, der Beweis dafür, sitzt gleich neben dem Brauereichef: Romy Böttcher. Die junge Frau hatte nach dem Abitur am Radeberger Humboldt-Gymnasium im Sommer 2008 eine Ausbildung zur Industriekauffrau in der Brauerei aufgenommen. „Es war natürlich schon eine Umstellung von der Schule zur Ausbildung, aber wir wurden hier wirklich bestens betreut, wurden sprichwörtlich an die Hand genommen – die Brauerei und die Azubis gehen den Weg tatsächlich gemeinsam, hier gibt es eine wunderbare Balance zwischen Fördern und Fordern“, schwärmt sie.

Spannende Erfahrung

Und sie schwärmt auch von dem, was Brauereichef Axel Frech mit Blick auf die Unternehmensgruppe bereits erwähnt hatte. Nämlich, dass schon während der Ausbildung auch Einsätze in Abteilungen anderer zur Gruppe gehörender Brauereien dazugehören. „So war ich zum Beispiel eine Zeit lang in Frankfurt am Main im Einkauf für die dort sitzende Radeberger Gruppe, das war eine spannende Erfahrung“, blickt Romy Böttcher zurück. Und natürlich standen ihr nach dem erfolgreichen Abschluss auch die Wege an andere Standorte der Gruppe offen. Sie entschied sich aber für Radeberg. Zunächst im Logistikbereich, später im Fest- und Event-Geschäft sowie als Mutterschutz-Vertretung als Assistentin des Brauereichefs.

Seit November 2013 gehört Romy Böttcher zur Personalabteilung –  und ist dort für den Ausbildungsbereich verantwortlich, „natürlich in enger Abstimmung mit der Personalleiterin“, sagt sie. Dennoch begleitet sie nun die Azubis in der Brauerei. Und auch schon auf dem Weg bis zur Unterschrift unter den Ausbildungsvertrag. Denn auch der Bewerbungsprozess im Bereich der Industriekaufleute gehört zu ihren Aufgaben. „Vom Sichten der Bewerbungsunterlagen bis zum Führen der Bewerbungsgespräche“, beschreibt Romy Böttcher. Zudem erstellt sie die Ausbildungspläne, hält den Kontakt zu den Berufsschulen. Eine spannende Erfahrung, sagt sie, eine spannende Erfahrung sei es, junge Leute bei ihrer Entwicklung zu begleiten. Wobei sie selbst natürlich den Azubis eben tatsächlich auch gleich als gutes Beispiel dienen kann.

Ideen für die Ausbildung

Und natürlich bringt die einstige Auszubildende auch jede Menge eigene Ideen in die Ausbildung ein. Wie den sogenannten „Start-Monat“ für die Industriekaufleute zum Beispiel. Die Azubis durchlaufen gleich im ersten Monat sämtliche kaufmännischen Abteilungen der Brauerei – bleiben dort für ein bis zwei Tage. „Damit bekommen die neuen Auszubildenden zum einen ein Gefühl fürs Unternehmen, zum anderen lernen sie auch gleich beinahe sämtliche Mitarbeiter kennen“, erläutert Romy Böttcher die Idee hinter der Idee.

Dieses Kennenlernen ist dabei auch für Brauereichef Axel Frech eine wichtige Komponente in der Ausbildung. „Wir achten durchaus auf ein kollegiales Klima“, unterstreicht er. Denn auch das gehöre für junge Leute unbedingt dazu, wenn sie sich für einen Arbeitsort entscheiden, weiß er. „Und natürlich wollen wir die jungen Leute nicht mit Fußfesseln hier in Radeberg festbinden, sie sollen durchaus in die Welt ziehen, aber es ist am Ende natürlich toll, wenn sie nach einiger Zeit zurückkommen, eben weil sie hier gute berufliche Chancen haben, sich wohlfühlen – diese jungen Leute sind unsere Zukunft“, sagt der Brauereichef. Und wie erwähnt, der Beweis sitzt ja gleich neben ihm.