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Volltreffer im zwölften Anlauf

Die Gäste des Reservistenballs werden von der Chefin des Militärhistorischen Vereins überrascht. Der könnte Verstärkung gebrauchen.

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© André Braun

Von Cathrin Reichelt

Döbeln. Es ist der zwölfte Reservistenball, den der Militärhistorische Verein im Sport- und Freizeitzentrum WelWel organisiert hat. Aber erst der Zweite, der ausverkauft ist. Dass es keine Karte mehr gab, war nur beim ersten Ball im Strammen Leutnant der Fall. Danach wechselte der Verein ins Volkshaus. „Das war zu groß“, meint Vereinsvorsitzende Ellen Nagler. Auch der Ratskeller scheint nicht das richtige Ambiente gehabt zu haben, dass der Verein nun mit dem Restaurant des WelWel gefunden hat. „Die Gäste haben den Ball im vergangenen Jahr als den schönsten gelobt“, so Ellen Nagler. Wohl deshalb sei diesmal keine Karte übrig geblieben, ohne dass der Verein großartig Werbung für die Veranstaltung gemacht hat. Die Vereinschefin sieht aber auch noch einen anderen Grund: „Es gibt für die mittlere und ältere Generation in Döbeln nichts, wo die Leute tanzen können.“ Deshalb wollen auch viele von den neuen Besuchern nächstes Jahr wiederkommen.

Tanzen konnten die Gäste beim Reservistenball ausgiebig. Zwischendurch sorgten die Westewitzer Karnevalisten und Ellen Nagler selbst für Unterhaltung. Sie interpretierte allein und im Duett mit Martin Friebel Schlager. Eine Gesangsausbildung hat die Lehrerin an der Schlossbergschule nicht. Aber gesungen habe sie immer schon gern „und im Englischunterricht singe ich viel mit den Kindern. Dadurch kann ich ihnen sehr viel vermitteln“, meint sie. Beim Ball hat sie den eigentlich englischsprachigen Schlagern aber einen deutschen Text verpasst.

Doch woher kommt die Leidenschaft für die Militärhistorie? Eine Frau als Chefin eines solchen Vereins ist sehr ungewöhnlich. Vor der Antwort auf diese Frage hält Ellen Nagler kurz inne. „Ich führe weiter, was meinem Sohn Reimund am Herzen lag“, sagt sie dann. Im Alter von 18 Jahren hatte er den Verein Anfang 2006 gegründet. Ein halbes Jahr später ist er tödlich verunglückt. Für das Thema interessiert hatte sich der junge Mann durch seinen Vater Volker, der bei der Volksarmee der DDR und nach der Wende noch kurze Zeit bei der Bundeswehr angestellt war.

Volker und Sohn Vinzenz Nagler engagieren sich ebenfalls im Militärhistorischen Verein, zu dem noch neun Mitglieder gehören. „Wir könnten Verstärkung gebrauchen“, meint Ellen Nagler. Der Verein widmet sich der Geschichte der Garnisonsstadt Döbeln. Die begann im Jahr 1887 mit dem 11. Königlich-Sachsischen Infanterieregiment Nr. 139 und endete mit der Auflösung der Bundeswehrkaserne im Jahr 1992. Über die Zeit dazwischen mit den beiden Weltkriegen und der Kasernierten Volkspolizei erzählt Ellen Nagler ab und an bei Stadtführungen. Außerdem beteiligen sich die Reservisten an der Vereinsmeile der Stadt und an Festumzügen. Für solche Gelegenheiten haben sich die Mitglieder Uniformen anfertigen lassen und die Chefin ein rotes Kleid im Stil um das Jahr 1887. Inzwischen besteht der Fundus aus Uniformen vieler Epochen. „Uns fehlen aber welche aus dem Dritten Reich und der Kasernierten Volkspolizei“, so die Vereinschefin. Vor allem an letzterer ist der Verein sehr interessiert. „Es wäre toll, wenn wir eine solche Uniform von jemandem erwerben könnten“, sagt Ellen Nagler.