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Volles Storchennest in Reinholdshain

Es ist ein durchschnittliches Storchenjahr. Für das Paar auf dem Nest an der Förderschule sind die Umstände schwierig.

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© Frank Baldauf

Von Franz Herz

Reinholdshain. Andreas Kunzmann, der sich bei der Fachgruppe Ornithologie in Pirna um die Störche im Landkreis kümmert, hält 2016 für ein durchschnittliches Storchenjahr. Es gibt Nester im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, wo dieses Jahr kein Nachwuchs zu sehen ist, und andere, wo außergewöhnlich viele Jungstörche im Nest sitzen. Die größte Kinderstube hat derzeit ein Paar in Langenwolmsdorf mit vier Jungen. Gut geht es dieses Jahr auch dem Reinholdshainer Weißstorchenpaar. In den vergangenen Jahren ist es ihm nicht gelungen, Nachwuchs großzuziehen. Derzeit aber leben zwei Junge in dem Nest neben der Förderschule, wie die Nachbarn beobachten. Die Jungstörche lassen sich noch von den Eltern füttern, probieren aber auch schon aus, wie weit sie ihre Flügel strecken können. Richtig flügge sind sie noch nicht. „Ich sehe sie gerade aus dem Küchenfenster“, sagt Maria Glöß am Montagnachmittag, die in Reinholdshain gegenüber von dem Nest wohnt. „Es sind vier Tiere. Die beiden Eltern füttern, und zwei Köpfe von Jungstörchen gucken heraus.“

An diesem Standort zwei Junge aufzuziehen, ist eine besondere Leistung von den Storcheneltern. Denn das Nest in Reinholdshain dürfte das höchstgelegene in der Weißeritzregion sein. Andere Storchenpaare haben sich in Possendorf und Wilsdruff niedergelassen, wo die Bedingungen für sie günstiger sind. Das Erzgebirge ist eigentlich keine Storchenregion. Es gab zwar in den 1990er-Jahren weitere Nester. Eines gab es in Dippoldiswalde in der Nähe des Krankenhauses. Dort hat sich aber seit Jahren kein Adebar mehr niedergelassen. Nur noch der Straßenname „Am Storchennest“ erinnert daran. Ähnlich ist es in Höckendorf. Dort hält der Kindergarten mit seinem Namen „Storchennest“ die Erinnerung aufrecht, dass es hier einmal ein Nest gab. Aber das ist auch schon viele Jahre her. Die Linie von Höckendorf über Dippoldiswalde nach Reinholdshain scheint die obere Grenze zu sein, wo Störche sich niederlassen können. Das Mittelgebirge ist keine ideale Lebensumgebung für Adebar. Mehr Nester gibt es in der Region Sebnitz, wie Andreas Kunzmann berichtet. Dort ist die Landschaft günstiger für die Vögel.

Aber das Nest in Reinholdshain hat sich etabliert, und wenn es der Vogelfamilie dieses Jahr tatsächlich gelingt, beide Jungstörche großzuziehen, dann spricht das ja auch für diesen Standort. Die Reinholdshainer freuen sich, dass sie diese Besonderheit in ihrem Ort haben, wie Ortsvorsteher Michael Hopp (Freie Wähler) sagt.

Sie beobachten die Vögel auch, wenn sie über die Wiesen der Umgebung staksen auf der Suche nach Futter. Störche lieben Frösche und andere Lurche. Im Osterzgebirge müssen sie sich aber meist mit Mäusen zufrieden geben, die sich mit ihrem langen Schnabel packen. „Manchmal landen sie auch direkt gegenüber von uns im Garten und suchen dort nach Futter“, berichtet Maria Glöß. Sie beobachtet das Storchenpaar seit dem Frühjahr, als es wieder nach Reinholdshain zurückgekehrt ist, und freut sich darüber, dass es dieses Jahr erfolgreich gebrütet hat.