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Voller Einsatz für die Jugend

Roland Taffel organisiert seit 25 Jahren für den Jugendaustausch. Dafür wurde er jetzt in Holland geehrt.

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© André Braun

Von Sylvia Jentzsch

Hartha/Rüsseina. Roland Taffel ist von der Jugendbegegnung in Breda (Holland) mit schwererem Gepäck zurückgekommen. Er transportierte eine gravierte Schieferplatte. Die erhielt er während einer Festveranstaltung vom stellvertretenden Bürgermeister der Gemeinde Breda für seinen langjährigen Einsatz für die deutsch-holländische Jugendarbeit. Immerhin organisiert Roland Taffel mit dem Mittelsächsischen Jugend- und Kulturverein (MJV) seit 25 Jahren internationale Jugendbegegnungen. Dazu gehören neben Besuchen auch Musikprojekte an der Pestalozzi-Schule wie das mit der Band Kims Funky Corporation.

In diesem Sommer fuhren 18 Jugendliche aus Hartha und Nossen mit Roland Taffel nach Breda. Mit dabei waren unter anderem John Fischer, Julian Köhler, Lion Langhoff, Philine Graichen und Oliver Stephan. Dabei standen folgende Schwerpunkte bei den Workshops auf dem Programm: Musik, die Ergänzung einer Ausstellung, die 25 Jahre Jugendaustausch zeigt, Diskussionsrunden und Geschichte.

Bei einem Besuch im Museum für niederländische Geschichte zwischen 1933 und 1950 ergänzte auch der Oberschullehrer sein Wissen. „Mir war bis dahin nicht bewusst, dass die Niederlande das einzige Land waren, das sich gegen die Deportation der Juden ausgesprochen hat“, so Taffel. Im Museum sollte sich jeder Besucher die Frage stellen, wie er sich nach 1940 verhalten hätte – mitmachen, akzeptieren und dagegen sein. „Dabei ging es um einen Streik der Arbeiter, um die Deportation zu verhindern. Die Beamten der Verwaltungen hatten genaue Listen über die Wohnorte der Juden angefertigt. Das war schon eine spannende Diskussion dazu“, so Taffel.

Noch tiefer in die Geschichte Amsterdams tauchten sie beim Stadtrundgang und in der Ausstellung vom goldenen Zeitalter der Stadt, über den Niedergang durch die Herrschaft Napoleons zur tolerantesten Hauptstadt Europas, ein. Aktueller wurde es beim Workshop zum Thema Europa. Die Jugendlichen setzten sich mit der Frage auseinander, ob die Demokratie in Europa gefährdet ist. Wer wollte, konnte den internationalen Gerichtshof in Den Haag besuchen.

Doch auch die Musik kam nicht zu kurz. Sowohl die Mittelsachsen als auch die Holländer komponierten ein Lied, in dem es um 25 Jahre Jugendaustausch ging. Bei einer großen Veranstaltung am Pop Corner, dem Jugendhaus in Breda, legte Oliver Stephan (Captain Teck) selbst produzierte Technomusik auf – das kam bei den jungen Leuten an, die bis in die Nacht hinein zu diesen Rhythmen tanzten. Eine neue Erfahrung nehmen die Teilnehmer des Jugendaustausches mit nach Hause. Sie erlebten, wie ein Workshopleiter mit Menschen mit Behinderung arbeitete, und erlebten den Auftritt einer Band mit Autisten.

Mit vielen Eindrücken und tollen Erlebnissen kehrten die Jugendlichen mit Projektleiter Roland Taffel zurück in die Heimat. Zwischen Breda und Hartha liegen etwa 700 Kilometer und acht Stunden Fahrzeit. Eigentlich hatten sich die Organisatoren Fördergeld aus dem Fond Jugend für Europa erhofft. „Ich bin enttäuscht, dass das Gremium die Bedeutung unserer Arbeit nicht erkannt hat“, so Taffel. Der MJV musste die Kosten selbst stemmen. Erschwert wird der Jugendaustausch auch durch die unterschiedlichen Ferienzeiten.