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Volle Kirche zum Jubiläum

Die Feste zu 500 Jahre Reformation finden in der Region Anklang. Einige hinterlassen Bleibendes.

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© Dietmar Thomas

Von Maria Fricke und Helene Krause

Döbeln. Für die einen ist der 31. Oktober einfach nur ein Feiertag, für die anderen Halloween. Aber es sind eher die wenigstens, die die eigentlich Bedeutung des Tages noch würdigen. Gerade diese stand 2017 im Vordergrund. 500 Jahre Reformation hat die Republik am Dienstag gefeiert. Und auch in der Region Döbeln haben sich vor allem die Kirchgemeinden dem Jahrestag des Thesenanschlags von Martin Luther in Wittenberg gewidmet. In Großweitzschen und Kloster Buch gab es dabei eine Premiere.

Rico Buberek vom Heimatverein Jahna und Ralf Vogt pflanzten nahe der Kirche von Jahna eine Blutbuche zu Ehren des Reformators. Der Verein ersetzt damit einen Baum, der vor zwei Jahren umgebrochen worden ist.
Rico Buberek vom Heimatverein Jahna und Ralf Vogt pflanzten nahe der Kirche von Jahna eine Blutbuche zu Ehren des Reformators. Der Verein ersetzt damit einen Baum, der vor zwei Jahren umgebrochen worden ist. © Dietmar Thomas
In Fischendorf , widmete die Leisniger Pfarrerin Katja Schulze (rechts) eine Reformationseiche, die die Mitglieder des Geschichts- und Heimatvereins anlässlich des Jubiläums gepflanzt hatten.
In Fischendorf , widmete die Leisniger Pfarrerin Katja Schulze (rechts) eine Reformationseiche, die die Mitglieder des Geschichts- und Heimatvereins anlässlich des Jubiläums gepflanzt hatten. © Dietmar Thomas

Das Mittelsächsische Kultursommer führte mit dem Kirchgemeinde Großweitzschen-Mockritz sowie dem Förderverein Kloster Buch das Programm „Voll verluthert“ auf. In dessen Zentrum stand nicht der Reformator selbst, sondern dessen Wegbegleiter. Sei es Friedrich, der Weise, der Wittenberg zur repräsentativen Residenz machte, Philipp Melanchthon, welcher Luther dazu animierte, die Bibel zu übersetzen, oder Johannes Mathesius, der erste Biograf des Reformators. „Luther war eine der wichtigen Personen der Reformation, aber nicht der einzige“, betonte Maria Beyer, Pfarrerin der Kirchgemeinde. Sie führte durch das Programm in der Großweitzschener Kirche, das sich aus Gottesdienst und Schauspiel zusammensetzte. Bedeutend für die Pfarrerin an der Reformation ist vor allem der Wandel des Gottesbildes, den Luther bewirkt habe. Weg vom strafenden, hin zum liebenden, gnädigen Gott. „Der richtende, strafende Gott hat den Menschen viel Angst eingejagt. So empfinden wir heute nicht mehr“, sagte Beyer. Sie freute sich über das volle Gotteshaus zum Feiertag. Auch Besucher aus den benachbarten Kirchgemeinden hatten sich am Dienstag für Großweitzschen entschieden.

Sie erlebten dort Schauspieler Norbert Hein in seiner Paraderolle. Vor fast 18 Jahren habe er diese übernommen. „Und ich werde sie spielen, bis ich sterbe“, sagte der 72-jährige Freiberger. „Luther ist meine wichtigste Rolle. Sie erfüllt mich mit Leben. Er ist in vielen Dingen mein Vorbild“, so Hein. Besonders bewundere er an Luther, dass er den Menschen seiner Zeit die Augen geöffnet und sie zum Kämpfen für ein besseres Leben animiert habe. „Es wäre schön, wenn die Menschen heute noch so kämpfen würden“, meinte der Darsteller.

Programm auch 2018 auf dem Plan

An dessen Seite fehlte auch zum Jubiläum Ehefrau Katharina von Bora, dargestellt von Irina Schädlich, nicht. Seit gut zehn Jahren schlüpft die Döbelnerin in das weinrote Kleid aus Samt, das sie zu Luther Gemahlin werden lässt. Dabei ist die 55-Jährige nicht kirchlich, habe jedoch Respekt vor den Christen sowie deren Glauben. „Ohne die Rolle hätte ich mich wohl nicht so mit der Reformation und den Thesen auseinandergesetzt“, meinte die 55-Jährige, die hauptberuflich als Standesbeamtin in Döbeln arbeitet. Norbert Hein warb Irina Schädlich einst für die Rolle an. Kennengelernt hatten sich die beiden bei den Vorbereitungen für das Döbelner Heimatfestspiel, das Hein als Dramaturg betreute. An Katharina von Bora bewundere sie vor allem das Frauenbild. „Die Rolle der Frau war damals eine andere als heute“, so Schädlich. „Katharina von Bora war ihrer Zeit weit voraus, sie war eine sehr starke Frau.“ Mit der Zeit habe sie sich mehr und mehr in ihre Rolle verliebt, der sie auch nach dem Reformationsjubiläum und der Luther-Dekade, die im September 2008 begann, weiter treubleiben wird.

Mit der Premiere in Großweitzschen sowie Kloster Buch war Olaf Hanemann, der Geschäftsführer des Miskus, zufrieden. Das Programm „Voll verluthert“ griff Szenen aus dem bereits bekannten Luther-Stück von Norbert Hein auf. Es wurde mit den Passagen über die Weggefährten von Luther durch Regina Herberger, Miskus-Mitglied und ehemalige Geschäftsführerin, ergänzt. Auch im kommenden Jahr sollen die Szenen wieder aufgeführt werden, kündigte Hanemann an. Ziel des Miskus sei es dabei, vor allem in die kleineren, weniger bekannteren Kirchen zu gehen.

Bei den Zuschauern in der Kirche in Großweitzschen, in der der Miskus schon einmal gastiert hatte, kam die Aufführung an. „Die Schauspieler waren mit dem Herzen dabei“, lobte Aribert Schuricht aus Saalbach. Die Tochter des 54-Jährigen hatten im Chor mitgewirkt, der sich aus den Sängerinnen und Sängern von vier Kirchgemeinden zusammensetzte. An der Reformation bewundere Schuricht vor allem, dass sich vor 500 Jahren weise Leute nicht hätten fremd bestimmen lassen, wie dies heute der Fall sei. „Inzwischen ist die Gier leider der Hauptantrieb“, bedauerte er. Als ehemalige Gemeindepädagogin aus der Region Delitzsch hatte eine 69-jährige Harthaerin Interesse an dem Stück. „Bei mir ist es sehr gut angekommen“, sagte sie.

Zwei Bäume zu Ehren Luthers

In Jahna sowie Leisnig haben die Heimatvereine anlässlich des Jubiläums Bleibendes geschaffen. Sie pflanzten Luther zu Ehren einen Baum. „Mit der Blutbuche setzen wir in Jahna ein Zeichen für unsere Existenz und für unsere Naturverbundenheit“, sagte Rico Buberek vom Heimatverein. Auf dem Platz an der Kirche steht bereits eine Tausendjahreiche von 1929. Vor zwei Jahren wurde nahe der Eiche ein Baum umgebrochen. Der Heimatverein wollte diesen ersetzen. „Der Platz, auf dem die Blutbuche steht, ist ein zentraler Punkt, an dem man sich trifft“, so Buberek. Gesponsert hat die Blutbuche der Heimatverein.

Die Aktion ist nicht die einzige, die der Heimatverein bisher für das Dorf umgesetzt hat. „Wir haben schon ein Insektenhotel aufgestellt“, sagte Buberek. Bevor der Baum gepflanzt wurde, fand in der Jahnaer Kirche ein Reformationsgottesdienst mit Jubelkonfirmation statt.

Zwischen Leisnig und Tragnitz wurden durch Pfarrerin Katja Schulze aus Leisnig am Feiertag eine Reformationseiche gewidmet. Initiator jener Aktion war der Geschichts- und Heimatverein Leisnig. Auch in der Kirche gab es ein Festgottesdienst.