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Vitamine in Flaschen

Warum die Lohnobstannahme in diesem Jahr besonders boomt – und dennoch zurückgeht

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Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Manche bringen gleich mehrere hundert Kilo aufs Mal: die Lohnmosttauscher sind derzeit wieder aktiv. Säckeweise Äpfel, Birnen und demnächst auch Quitten werden in den zahlreichen Annahmestellen der Region angenommen – um sie in flüssige Vitamine zu verwandeln. Die Streuobstwiesen hängen in diesem Jahr besonders voll mit saisonalem Obst. Für die Früchte kann man in Großenhain, Reinersdorf, Zabeltitz, Blochwitz oder Welxande eine Menge Kisten mit Saft zum Vorteilspreis mit nach Hause nehmen. „Viele lassen ihre Guthaben aber auch anschreiben und holen den Saft oder Wein erst im Winter“, sagen die Beylichs in Reinersdorf.

© AP

Im sechsten Jahr betreibt das Ehepaar ihre Lohnobstannahme für die Fruchtsaftkelterei Wustlich in Niederau. In drei großen Containern kommen montags und dienstags zentnerweise Äpfel zusammen. Dieses Jahr können die Beylichs den Ansturm kaum erfassen, voriges Jahr dagegen hing kaum Obst an den Bäumen. „Viele Familien kommen“, sagt Regina Beylich. Manche sammeln sicher auch Straßenobst von den Feldwegen. Schon für zehn Kilo Äpfel oder Birnen erhält man bei der Kelterei Wustlich sechs Literflaschen Saft ab 0,64 Cent. Bei der gleichen Menge Pflaumen oder Quitten sind es sogar acht Flaschen. Dass auch Obstweine im Lohntausch zu haben sind, macht das Auflesen von Fallobst sogar für junge Leute attraktiv.

Doch in Wirklichkeit geht der Aufkauf von Mostobst zurück, so Annette Heinrich vom Landhandel Heinrich in Blochwitz. „Durch den Tornado gibt es in der Region weniger Obstbäume, und viele sind auch aus den Gärten und Vorgärten verschwunden, weil die Leute zu alt geworden sind zum Pflücken“, so die Händlerin. Erst nach und nach würden wieder mehr Obstbäume gepflanzt. Da in Blochwitz Fallobst auch einfach aufgekauft wird, ohne Lohntausch, spielt der Aufkaufpreis eine Rolle. „Wir können derzeit vier bis sechs Cent pro Kilo Äpfel zahlen“, so Heinrich. Im Vorjahr, wo der Ertrag geringer war, „waren es teilweise sogar sieben Cent.“ Das führe jetzt zu Diskussionen. Fünf bis zehn Prozent der Anlieferer wollen nur Geld, keinen Saft.

Ganz eingestellt hat die Annahme schon das Hofgut Kaltenbach in Welxande. „Es hat sich nicht mehr gelohnt“, sagt ein Mitarbeiter. Für die Fruchtsaftkelterei Schmieder aus Lichtenberg wurde hier bis voriges Jahr noch Obst angenommen. „Zu uns kommen vor allem Dauerkunden“, sagt Lisa Dietrich vom GDS Getränkemarkt im Gewerbegebiet Großenhain Zschieschen. Der Vorteil: Angenommen wird nicht nur am Montagnachmittag, sondern auch Sonnabendvormittag, was für Berufstätige günstig ist. Wer Äpfel abgibt, kann aus 15 Bauer-Fruchtsäften wählen. Glühwein und Winterpunsch lassen sich schon für die kalte Jahreszeit einlagern. Bis Ende Oktober nimmt auch die Kelterei Kühne in der ehemaligen LPG in Zabeltitz Obst an.