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Vision von Seebühne im Ostragehege

Die Ideen zum Dresdner Ostra-See werden konkreter. Womöglich sind neben Wassersportlern bald auch Musikstars auf dem Wasser.

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© Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Von Felix Keßler

Kleine Sanddünen ragen in das blaue Wasser hinein, von einer Holzterrasse lassen Kinder die Beine ins kühle Nass baumeln. Ginge es nach Landschaftsarchitekt Till Rehwaldt, wäre seine Idee, ein See im Ostragehege, längst Wirklichkeit. Sein Büro will statt der öden Flutrinne zwischen Messe und Sportpark ein Staubecken samt Flaniermeile und Wassersportmöglichkeiten kreieren. Erste Entwürfe wurden gegen Ende letzten Jahres präsentiert, am Dienstagabend folgte nun eine öffentliche Runde. Schließlich soll die Idee zusammen mit den Anwohnern weiterentwicklt werden.

Es zeigte sich: Die Pläne des Architekten reichen offenbar noch weiter. Mit einer Bühne im Wasser und Zuschauerrängen am Ufer könnte eine Konzertstätte nach Bregenzer Vorbild entstehen. In lauen Sommernächten soll das Areal zudem stilvoll beleuchtet werden.

Neben Rehwaldt selbst sprachen auch Diplom-Geologe Axel Pörschke und Stadtentwicklerin Angela Mensing-de Jong vor. Pörschkes Fazit: machbar wäre es. Im Erdreich der Flutrinne, die offiziell als Gewässer gilt, sind vor allem jahrhundertealte Kies-Ablagerungen von Elbe und Weißeritz vorzufinden. Auf ihnen ließe sich bauen. Grundwasser erwartet Pörschke in etwa sechs Metern Tiefe. Der genaue Stand ist jedoch vom Flusspegel abhängig. Ist der sehr hoch, stößt man schon in einem halben Meter Tiefe auf Wasser.

Die Nähe zur Elbe könnte für die Planer Fluch und Segen zugleich werden. Einerseits besteht tatsächlich eine Chance auf klares Wasser im See, denn die unterirdischen Kiesschichten haben eine filternde Wirkung. Doch wie lange diese Selbstreinigung nach einer Flutung durch ein Elb-Hochwasser dauert, ist ungewiss. Stadtentwicklerin Mensing-de Jong spricht dennoch von einem Projekt mit „großer Strahlkraft“, das den Dresdner Westen weit voranbringe. Dass Hunderte Messeparkplätze dann ebenfalls im See verschwinden, sieht sie gelassen. „Dafür gibt es ja die Verbindung mit der Straßenbahn.“ Hoffnung auf eine unkomplizierte Lösung machen vor allem die Besitzansprüche in der Gegend – einzig die Stadt und der Freistaat treten als Eigentümer der Rinne auf.

Das mindert allerdings nicht die Anzahl der betroffenen Interessensgruppen. „Was wird dann aus den Ballonfahrern?“, erkundigt sich ein Bürger in der anschließenden Diskussion. Die nutzen die Flutwiesen momentan als Startplatz. Solche Konflikte sind auch den Planern bekannt, weitere Bürgerrunden sollen Klarheit schaffen.

Wasserflächen als Erholungsgebiete liegen in Europa schon lange im Trend. Prominentestes Beispiel ist die Donauinsel in Wien. Mittlerweile sind dort auf einer ehemals brachliegenden Schwemmfläche Kitesurfer unterwegs. Der Ostra-See wäre für sie als Revier ähnlich attraktiv.