Von Tobias Wolf
In Blasewitz hat die Zerstörung von historischen Villen in diesem Jahr die Gemüter der Anwohner erregt. Viele Bürger fragen sich, ob diese Abrisse zu verhindern gewesen wären. Schließlich gibt es das Denkmalschutzgebiet Blasewitz/Striesen-Nordost. Was hinter dieser Definition steckt und was genau dadurch geschützt wird, erklärte Kerstin Weißmann vom städtischen Denkmalschutzamt kürzlich im Blasewitzer Ortsbeirat.
Villa in Blasewitz brennt
So sei der Abriss der Villa in der Loschwitzer Straße 22 legal gewesen, weil das Gebäude zwar im Denkmalschutzgebiet stand, jedoch nicht als Einzeldenkmal gelistet war. Denn einzelne Gebäude sind gesondert erfasst, so Weißmann. Das Denkmalschutzgebiet erfasse lediglich die Bebauungsstruktur sowie Park- und Gartenanlagen. Gegen den Abriss hatte es im Juli massive Proteste gegeben.
Auf dem ehemaligen Villengrundstück an der Loschwitzer Straße lässt das Immobilienunternehmen USD nun zwei Neubauten mit 14 Wohnungen errichten. Ebenfalls ganz legal. Der Abriss der in den 1920ern erbauten neobarocken Villa in der Tolkewitzer Straße 57 sei hingegen „ein krasser Einzelfall“, sagte die Denkmalschützerin. Denn dieses Gebäude war auf der Denkmalschutzliste erfasst. Der Eigentümer hatte ohne Genehmigung des Rathauses im Mai eigenmächtig mit dem Abriss des Gebäudes begonnen. Der Besitzer war in den 1970er-Jahren von der Bundesrepublik aus DDR-Haft freigekauft worden. Das Grundstück gelangte schließlich in den Besitz der katholischen Kirche, die darin eine Behindertenwerkstatt einrichtete. 1997 kaufte der Eigentümer das Areal zurück.
Dann hatte er eineinhalb Jahrzehnte lang versucht, eine Abrissgenehmigung zu erhalten, wegen des angeblich schlechten Zustands. Vergeblich, denn die Stadt bescheinigte der Villa einen guten Erhaltungszustand. Kulturbürgermeister Ralf Lunau (parteilos) zufolge habe der Eigentümer jedoch kaum dazu beigetragen, die Bausubstanz zu erhalten.
Selbst zwei Polizeieinsätze konnten die Zerstörung der Villa am Ende nicht aufhalten. Ein sachsenweit einmaliger Fall. Die Stadt reagierte mit einer Strafanzeige wegen Abbruchs eines Kulturdenkmals und ordnete im September schließlich den Wiederaufbau an. Inzwischen werden in Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde offenbar Pläne für einen Neubau auf dem Areal erarbeitet. Wie diese konkret aussehen, ist bislang unklar.
Immer wieder sind in den letzten zehn Jahren historische Villen und Bürgerhäuser in Blasewitz abgerissen worden, um Platz für Neubauten zu schaffen. Ortsbeiräte und Bürger beklagten deshalb auch, dass anstelle der historischen Häuser meist Gebäude entstehen würden, die im Gegensatz zu den Abrissvillen über keine ansehnliche Architektur verfügen würden.