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Villa Selma wird verkauft

Das denkmalgeschützte Haus ist eine Ruine. Das vermindert den Kaufpreis stark. Der Stadtrat will deshalb Sicherheiten.

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© Dietmar Thomas

Von Jens Hoyer

Döbeln. Die Stadt Döbeln will eine ihrer Problem-Immobilien abstoßen. Der Stadtrat hat zugestimmt, die Villa Selma, ein fast 150 Jahre altes denkmalgeschütztes Wohnhaus in Großbauchlitz, an die Döbelner Unternehmerin Christine Wurzinger mit ihrer Firma Varioservice zu verkaufen. Allerdings soll die Stadt nach dem Willen der Stadträte den Verkauf an Bedingungen knüpfen. Mehrerlöse auf dem Verkauf des Grundstücks müssen über einen Zeitraum von zehn Jahren an die Stadt abgeführt werden. Und es soll eine Sanierungsverpflichtung für die neue Eigentümerin geben. So etwas wurde oft in den 90er-Jahren vereinbart, sagte Jürgen Aurich, Sachgebietsleiter Liegenschaften bei der Stadtverwaltung. Allerdings müssten die Auflagen auch kontrolliert und möglicherweise durchgesetzt werden. Das erfordere einigen Aufwand.

Der Grund für die Auflagen ist der außerordentlich günstige Preis. Die Stadt will für die Immobilie und zwei Grundstücke mit fast 5800 Quadratmeter Fläche nur 11 500 Euro. Wie Jürgen Aurich von der Stadtverwaltung sagte, sei es nicht möglich das hinterliegende Grundstück ohne die Villa zu verkaufen. „Wenn die neue Eigentümerin nicht investiert, wäre das ein absolutes Schnäppchen“, sagte Stadtrat Peter Draßdo (FDP). Ein Gutachter hatte die Grundstücke bewertet und dabei den desolaten Zustand der Immobilie berücksichtigt, die aufgrund ihrer Baufälligkeit und des Denkmalschutzes hohe Investitionen erfordert.

Das Dach ist undicht und beginnt schon einzubrechen. Zu großen Teilen ist das Haus unbewohnt, nur ein Mieter lebt schon seit vielen Jahren in der Villa. Wobei die Wohnung Anzeichen von Unbewohnbarkeit aufweist, wie die Stadtverwaltung es formuliert. „Wir hatten auch mal Reparaturen am Dach vornehmen lassen und dem Mieter einen neuen Herd bezahlt“, sagte Aurich. Größere Investitionen seien aber in den vielen Jahren nicht vorgenommen worden.

Hinter dem Haus steht eine Remise, die als Wirtschafts- und Wohnhaus genutzt wird, dazu ein Stallgebäude, das mal als Lager und Jugendklub diente. Auch in der Remise ist noch eine Wohnung belegt. Die Käuferin will die Villa sanieren und die Wohnungen vermieten. Das Hintergebäude soll als Firmensitz dienen.

Über viele Jahre hatte die Stadt die alte Villa erfolglos angeboten. In der vergangenen Zeit war es allerdings gelungen, mehrere solcher Problemfälle an den Mann zu bringen. Bestes Beispiel: die Leninschule, die nach 15 Jahren des Leerstandes von der Wohnungsgenossenschaft Fortschritt gekauft wurde. Nach dem erfolgten Umbau – die Genossenschaft investierte 3,5  Millionen Euro – sind jetzt die ersten Mieter eingezogen. Auch für das Stadtgut in Mannsdorf hatte sich ein Interessent gefunden. Die alte Bärentalturnhalle – die älteste Turnhalle der Stadt – war schon vor einigen Jahren an den Unternehmer Marcel Schliebe verkauft worden, der damit begonnen hat, sie zur Garage für Oldtimer umzubauen.

Das Immobilien-Portfolio der Stadt ist mittlerweile sehr ausgedünnt. Das Volkshaus ist noch zu haben – die Stadt hatte es seinerzeit von ihrer überschuldeten Wohnungsgesellschaft DWVG übernehmen müssen. Auch die Schule in Choren steht zum Verkauf. Einen Kaufinteressenten gebe es derzeit nicht, sagte Aurich. Mehrere Leute hatten sich auch schon das Wohnhaus neben dem Krematorium angeschaut, das die Stadt ebenfalls verkaufen will. „Wer es ruhig mag, für den ist das etwas“, sagte Aurich. Allerdings sei das Haus direkt an der Betriebszufahrt zum Krematorium nicht jedermanns Sache.