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Vietnamesischer Frauentag

Der Kaiserhof in Radeberg war Ort für eine ungewöhnliche Veranstaltung. Sogar Vietnams Botschafter war da.

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© Bernd Goldammer

Von Bernd Goldammer

Radeberg wird demnächst im vietnamesischen Fernsehen eine wichtige Rolle spielen. Denn als jetzt der „Verein der Vietnamesen in Dresden“ den vietnamesischen Frauentag im Radeberger Kaiserhof feierte, waren nicht „nur“ weit über 300 Frauen dabei, sondern auch der staatliche Sender VTV 4 hat diese Veranstaltung aufzeichnen lassen. Um sie anschließend in Vietnam auszustrahlen. Gekommen war mit Doan Xuan Hung auch Vietnams Botschafter aus Berlin, was wiederum auch die durchaus beachtliche politische Dimension dieser Feier zeigt.

Bui Truong Binh – Chef des Dresdner Vereins – eröffnete die Festveranstaltung im Kaisersaal dabei mit einer ganz besonderen Rede, die in die Zeit passt. Denn er ging auf die Situation der Vietnamesen im Raum Dresden ein. „Wir haben uns hier erfolgreich integriert, unsere Kinder gehen in sächsische Schulen und kommen mit guten Leistungen nach Hause“, betont der Vereinsvorsitzende des Dachverbandes, zu dem viele vietnamesische Kulturvereine gehören. Auch im Ausländerbeirat sind die „vietnamesischen Dresdner“ vertreten. „Dresden ist unsere zweite Heimat geworden, wir leben hier bereits in der vierten Generation – wir leisten etwas und die Sachsen schätzen das“, ist er überzeugt. Und bat die Vereinsmitglieder, sich noch selbstbewusster in die Gestaltung des Miteinanders in Sachsen einzubringen.

Wobei die politischen Themen an diesem Nachmittag nicht im Vordergrund standen. Sondern das Feiern. Und die Kultur Vietnams. Tänze und aktuelle Schlager, eine spannende Mischung. Und die kam an, die Ensemblemitglieder wurden mit Blumensträußen regelrecht überhäuft.

Deutsche Küche bestellt

Überraschend war allerdings ein Blick auf die Speisekarte. Denn die vietnamesischen Frauen hatten sich zu ihrem Festtag ausdrücklich deutsche Küche bestellt. Und die zauberte die Küche des Kaiserhofs dann auch. „Sauerbraten mit Klößen ist mein Lieblingsgericht geworden“, verriet dann zum Beispiel Pham Anh Hoa aus Dresden. Und auch die Radebergerin Duong Thi Tuyet Trinh lobt die sächsische Küche im allgemeinen und die Kaiserhof-Küche im Besonderen. Und sie muss es wissen, als Inhaberin des Asia Stübchens „Lemongras“ an der Radeberger Oberstraße ist sie selbst Gastronomin. Nach dem Festessen stieß sie dann mit Botschafter Doan Xuan Hung an. Er sei gern nach Radeberg gekommen, sagt er. Deutschland und Vietnam verbinde eine jahrzehntelange Freundschaft, freut er sich. „Außenminister Siegmar Gabriel ist als Jugendlicher gegen den Vietnamkrieg der USA auf die Straße gegangen, gemeinsam mit Hunderttausenden BRD-Bürgern“, macht er klar. Und nicht zuletzt zur DDR hatte Vietnam enge Wirtschaftsbeziehungen. Übrigens auch zum Nutzen der DDR, wie ein interessantes Detail aus dieser gemeinsamen Geschichte zeigt. In der Kaffeekrise der DDR im Jahre 1977 – als die Stimmung zu kippen drohte, weil es an Kaffee mangelte – kam Hilfe aus Vietnam. Schon 1975 hatte Vietnam für die DDR mit dem Anbau von Robusta-Kaffeesorten begonnen. Diese Sorten wachsen schneller und enthalten mehr Koffein. Die DDR lieferte im Gegenzug Ausrüstungen, Maschinen und schulte das Personal in der DDR. Auch Wohnungen und Krankenhäuser bauten die DDR-Spezialisten, und zur Stromerzeugung wurde ein Wasserkraftwerk in der Hochland-Region gebaut. Die Vietnamesen erhöhten ihrerseits die Anbaufläche von 600 auf 8 600 Hektar. Ironie der Geschichte: Als das Geschäft seine volle Wirkung entfalten konnte, war schon das Jahr 1990 angebrochen und das Ende der DDR längst besiegelt. Vietnam hingegen brachte dieses Kaffee-Geschäft immerhin auf den zweiten Platz der Welt-Kaffee-Produktion. „Hinter Brasilien“, macht der Botschafter deutlich. Und er legt Wert auf die Feststellung: „Unser Handelspartner Deutschland hat für uns auch künftig allergrößte Priorität“. Denn auch nach der Wende erwies sich Vietnam stets als zuverlässiger Handelspartner für die Deutschen. Auch davon wird nun also im vietnamesischen Fernsehen die Rede sein, wenn dort dann Radeberg über die Bildschirme flimmert …