SZ +
Merken

Vierradenmühle schließt sang- und klanglos

Frank Lachmann hat sein Restaurant aufgegeben. Jetzt wird ein neuer Pächter gesucht.

Teilen
Folgen
NEU!

Von Ingo Kramer

Nur ein schlichter Zettel im Schaukasten zeugt vom stillen Abschied. Frank Lachmann, der bisherige Pächter der Vierradenmühle an der Hotherstraße, verkündet darauf die Schließung des einst beliebten Restaurants mit der großen Außenterrasse und dem Veranstaltungskeller. Und zwar schon zum 5. Oktober. Doch erst jetzt spricht sich die Nachricht so langsam unter den Gastronomen herum. Uma Zimmermann vom Café Oriental zum Beispiel hat es erst über ihre Gäste erfahren, die an der Neiße vor verschlossenen Türen standen – und dann bei ihr gelandet sind. Andere Gastronomen munkeln, dass wahrscheinlich finanzielle Probleme zur Schließung geführt hätten. Von dem 43-Jährigen selbst ist gar nichts in Erfahrung zu bringen: Seit Donnerstag ist er auf keiner seiner drei Telefonnummern erreichbar, auch Rückrufbitten lässt er unbeantwortet.

Eine Auskunft gibt es hingegen von den Stadtwerken. Ihnen gehört die Vierradenmühle. „Frank Lachmann war auf uns zugekommen und hatte um eine Aufhebung des Pachtvertrages gebeten“, sagt Sprecherin Belinda Brüchner. Daraufhin sei der Pachtvertrag „im beidseitigen Einvernehmen“ zum 5. Oktober beendet worden. Die Stadtwerke seien nun auf der Suche nach einem neuen Pächter: „Wir bereiten dafür jetzt die Ausschreibung vor.“ In dieser Zeit werde es keinen Betrieb der Vierradenmühle geben – weder im Restaurant noch im Veranstaltungssaal. Die Zukunft kann sie derzeit nur vage umreißen: „Ob Umbauten vorgenommen werden und nach welchem Konzept das Objekt weiterbetrieben wird, ist abhängig vom zukünftigen Nutzungskonzept“, erklärt Belinda Brüchner. Eine Wiedereröffnung im nächsten Jahr wäre aus Sicht der Stadtwerke wünschenswert, hänge aber vom Ergebnis der Ausschreibung und den Verhandlungen mit dem zukünftigen Pächter ab.

Die Vierradenmühle hatte ihre erfolgreichsten Jahre unter Regie von Dietmar Dörfer, der sie bis 2004 betrieb. Es war seine Idee, eine hölzerne Plattform über die Neiße zu bauen. Im Jahr 2002 tafelten darauf Görlitzer, Zgorzelecer und ihre Gäste. Das war zu jener Zeit, als es die Altstadtbrücke noch nicht gab. Dafür existierte eine „Piroggenschaukel“: Per Seilbahn wurde Gebäck von der Dreiradenmühle in Zgorzelec zu Dietmar Dörfers Vierradenmühle transportiert und hier den Gästen serviert.

Frank Lachmann übernahm die Vierradenmühle im Februar 2009 – nur sieben Wochen nach dem plötzlichen Tod von Malte Kozik, dem vorherigen Inhaber. Seither hatte er es nicht immer einfach. Bei der Neißeflut 2010 stand der Veranstaltungssaal bis zur Decke unter Wasser – und Lachmanns Privatwohnung wenige Häuser weiter war ebenfalls schwer beschädigt. Erst Anfang April 2011 konnte der Saal beim Kneipenfestival „Görlitz rockt“ wieder in Betrieb gehen. Einen Tag später eröffnete dann das Restaurant über dem Saal.

Auch später machte Lachmann keinen Hehl daraus, dass es nicht gut läuft. Im November 2011 etwa führte er finanzielle Probleme als Grund an, warum er noch keine englische oder polnische Speisekarte hat. Und im langen, harten Winter 2012/13 erklärte er, dass er oft „notgedrungen“ zumachen musste, weil keine Gäste kamen. Die Neißeflut 2013 verschonte ihn auch nicht: Terrasse und Keller wurden überflutet, Sandsäcke bewahrten immerhin die wertvolle Kühltechnik vor größeren Schäden.

Parallel probierte Lachmann auch in anderen Lokalen sein Glück. So übernahm er im Januar 2011 das Café Lolos in der Theaterpassage. Im März 2012 war dort aber schon wieder Schluss. Dieses Jahr hat Lachmann zudem für einige Monate das Café Parkhäuschen im Stadtpark betrieben, doch auch von dort hat er sich inzwischen wieder verabschiedet.