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Vier Weinsorten für vier Restaurants

Winzer Steffen Loose hat für Wirt Karsten Müller eine Haus- Cuvée geschaffen – in einer ganz besonderen Flasche.

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© Claudia Hübschmann

Von Peter Anderson

Meißen. Die Domherren schauen etwas verdutzt aus ihren Bilderrahmen an der Wand. Vor ihnen sitzen drei gestandene Männer mit drei Flaschen Wein sowie einer großen Käseplatte. Und das eine halbe Stunde vor Mittag. Was mag es hier zu feiern geben?

Domkeller-Wirt Karsten Müller weiß die Antwort. Ein großer Wunsch werde ihm heute erfüllt, sagt der Inhaber der vier Müller Restaurants. Im Domkeller, Ratskeller, Café am Dom und Schlosscafé wird künftig ein eigener Hauswein ausgeschenkt. Komponiert hat den ganz speziellen Tropfen Steffen Loose vom gleichnamigen Weingut aus Niederau. „Das ist ja eine der schönsten Tätigkeiten am Winzerberuf: Sich hinzusetzen und an einem neuen Produkt zu tüfteln“, sagt er. Freilich, das kleine Weingebiet Sachsen verfügt traditionell bereits über eine große Vielzahl an Weinsorten. Mit Hilfe einer Cuvée, dass heißt einer harmonischen Kombination verschiedener Weine, lassen sich weitere Geschmacksnuancen hinzufügen. Genau dies liefert Müllers Sinfonie. Müller-Thurgau, Kerner, Weißburgunder und Traminer des sehr guten 2016er-Jahrgangs sind in dem Hauswein für Karsten Müller miteinander verwoben.

„Das Leben ist viel zu kurz, um schlechten Wein zu trinken“, so formulierte es Johann Wolfgang von Goethe. Probieren geht über Studieren. Nach einem energischen Dreh gibt der Schraubverschluss den Inhalt frei. Klar und golden fließt der Wein ins Glas. Wenn er im Urlaub in anderen Anbaugebieten unterwegs sei, greife er zuerst zu einer Cuvée, sagt Steffen Loose. Komponierte Weine ließen noch Überraschungen zu. In Deutschland ist die Cuvée im Unterschied zu Italien oft verpönt. Die hiesigen Verbraucher ziehen sortenreine Weine vor und lassen sich dabei viel entgehen. Frisch und fruchtig breitet sich Looses Kreation im Mund aus. Die kecke Säure eines typischen Sachsenweins darf nicht fehlen, dazu eine feine Muskatnote. Kann es sein, dass die Gesichter der Domherren jetzt langsam neidisch werden?

Vier Sorten sind also für die vier Müller-Restaurants in der Cuvée vereint. Doch damit nicht genug der Zahlenspielerei. Der neue Haustrunk stellt gleichzeitig einen Dreiklang von drei Komponisten dar. Inspiriert hat ihn Karsten Müller, hergestellt Steffen Loose und Künstler Kay „Leo“ Leonhardt zeichnet im wahrsten Wortsinne für das Etikett verantwortlich.

„Als Botschafter für Sachsen habe ich diese schöne Idee sehr gern unterstützt“, erzählt er an diesem Vormittag in Müllers Domkeller. Es gebe nichts Besseres für die Region als solche Projekte, die Synergien zwischen den Partnern heben und einen Nutzen für alle entfalten. Dies ist erneut wörtlich zu nehmen. Der Restaurant-Chef kündigt an, von jeder verkauften Flasche zwei Euro für ein soziales Projekt zu spenden. Wohin genau das Geld gehen soll, daran werde gearbeitet, sagt er. Wenn möglich soll Jugendlichen geholfen werden, sich besser im Leben zurecht zu finden.

Darauf ein weiterer Schluck aus der Flasche. So langsam scheint der Blick der ehrwürdigen Domherren etwas bange zu werden. Wenn das so weiterfließt, könnte die limitierte Edition der ersten Weinsinfonie schon bald ausgetrunken sein. Loose und Müller beschwichtigen. Die Cuvée soll mit künftigen Jahrgängen fortgesetzt und mit Leo-Etikett zu einem Sammlerstück entwickelt werden.