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Vier Hochhäuser für den Nürnberger Platz

Die Fläche soll wieder zur Kreuzung werden, mit dem Verkehr im Mittelpunkt. Kritiker fordern ein Tor zum Campus.

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© Thomas Müller Ivan Reimann Architekten

Von Annechristin Bonß

Bahnen kreuzen den Platz, Busse hängen Stoßstange an Stoßstange, Autokolonnen ziehen von West nach Süd, Fußgänger und Radler suchen sich ihren Weg. Wer sich am Nürnberger Platz umschaut, bemerkt vor allem eins: Hier sind sie alle unterwegs, nicht zum Verweilen, sondern zum Vorankommen. Das soll sich nun ändern. Der verkehrsreiche Knotenpunkt im Dresdner Süden soll ein neues Aussehen bekommen. Dafür will die Stadt einen neuen Bebauungsplan aufstellen. Der soll aus dem Platz das machen, was er eigentlich ohnehin schon ist: eine Kreuzung mit dem Verkehr im Mittelpunkt.

an den Ecken des Nürnberger Platzes Sieben- bis Achtgeschosser (rote Markierung) stehen. Das würde aus der Rundfläche eine zweiachsige Kreuzung machen.
an den Ecken des Nürnberger Platzes Sieben- bis Achtgeschosser (rote Markierung) stehen. Das würde aus der Rundfläche eine zweiachsige Kreuzung machen. © Sven Ellger

Der Status quo: Ideen der Stadtplaner wurden bisher nicht umgesetzt

Für den Bereich rund um den Nürnberger Platz gibt es bereits einen Bebauungsplan. Allerdings wurden die aufgezeigten Möglichkeiten bisher nicht umgesetzt. Kaum eine der Freiflächen wurde bisher bebaut. An der Südseite ist ein Studentenwohnheim entstanden. An der Nordseite steht derzeit die Zeltmensa, die aber hier keinen dauerhaften Standort hat. Ansonsten liegen die Flächen brach. Investoren könnten jedoch auf Grundlage des Plans sofort losbauen. „Hier müssen wir diplomatisch vorgehen“, sagt Stadtplanerin Susanne Leibnitz. Es gilt zu vermeiden, dass bauliche Tatsachen geschaffen werden, die nicht in das neue Konzept passen.

Der Zeitdruck: Investoren wollen bauen, die Stadtbahn soll kommen

Und das könnte schneller so weit sein, als es den Stadtplanern lieb ist. Einzelne Bauherren haben bereits bei der Stadt vorgesprochen. Dabei geht es um eine Fläche an der Ecke Münchner Straße/Bergstraße sowie die Ecke vor dem Studentenwohnheim an der westlichen Seite des Platzes. Auch für das Stadtbahnprojekt 2020 müssen die Weichen gestellt werden. Sowohl in der Nürnberger Straße als auch in der Münchner Straße sind neue Haltestellen geplant. Dafür brauchen die Planer Platz, die Straßen und auch Baumreihen müssen anders angeordnet werden. Künftige Neubauten auf den Freiflächen sollen sich gut anpassen und zudem keinen Platz nehmen, um die Trassen zu bauen.

Der Plan: Vier Hochhäuser markieren die Ecken der neuen Kreuzung

Wie der Nürnberger Platz aussehen könnte, hat die Stadt mit einem Wettbewerb ermittelt. Sechs Büros beteiligten sich. Der Gewinnerentwurf kommt vom Büro Thomas Müller Ivan Reimann Architekten aus Berlin. Demnach sollen an den vier Ecken der Kreuzung sieben- bis achtgeschossige Hochhäuser stehen. Daran schließen sich weitere teils geschlossene Gebäudezeilen an Nürnberger und Münchner Straße an. Teils existieren diese Bauten bereits und werden integriert. So entsteht eine zweiachsige Kreuzung. Perspektivisch könnte die Hettnerstraße zur Sackgasse werden – so haben es die Architekten vermerkt. In den Neubauten ist Platz für Gewerbe, Büros, Einzelhandel und Wohnungen. Im Karree Münchner/Bayreuther/Hübnerstraße wollen sie ein Forschungsinstitut bauen.

Die Kritik: Sorge um repräsentative Fläche am Eingang zum Campus

Am wertvollsten ist das Areal zwischen Nürnberger, Berg- und Münchner Straße. Diese sogenannte Dockfläche ist schon lange als Tor zur Universität im Gespräch. Der Rahmenplan für die Südvorstadt, der Ende des Jahres bestätigt werden soll, unterstützt diesen Wunsch. Doch wie dieses Tor aussehen soll, dazu fehlen bisher Ideen. Auch die TU hält sich bedeckt. Nun gibt es Sorgen, dass mit dem neuen Plan ein repräsentativer Bau verhindert wird. „Das wird dort ein schicker Citybereich, aber nie und nimmer ein Eingangstor“, sagt Bijan Djawid, SPD-Ortsbeirat Plauen. Xaver Seitz, Vertreter der Grünen, sieht das ähnlich. „Mit den Kopfbauten wird die ursprüngliche Idee für die Dockfläche verworfen“, sagt er. Die Vertreter von SPD, Piraten und Freien Wählern im Rat stimmten gegen den Plan. Die Grünen enthielten sich.

Die Zukunft: Drei Jahre vergehen, bis der neue Bauplan steht

Bis ein solcher Bebauungsplan Realität wird, dauert es. Mindestens drei Jahre, schätzt Stadtplanerin Susanne Leibnitz. Sie weist darauf hin, dass bis dahin etwas auf den Flächen passieren kann. Doch noch steht nicht fest, wo welcher Neubau für welche Nutzung stehen soll. Die Stadt arbeitet eng mit den Investoren zusammen. Die unterstützen das Vorhaben, sagt sie.