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Vielfalt aus der Blumenwerkstatt

Die Putzkauerin Anja Synde bietet ihren Kunden Besonderes. Nicht nur mit Floristik.

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© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Putzkau. Gut möglich, dass der Bräutigam den Ohrwurm „Resi, i hol di mitn Traktor ab“ im Sinn hatte, als er seine Braut zum Standesamt führte. Einen Traktor für eine Hochzeit zu schmücken, war so ziemlich der kurioseste Auftrag, den Anja Synde in ihrer Putzkauer Blumenwerkstatt bisher ausgeführt hat. Die Floristmeisterin tat es mit Liebe und Kreativität. Wie so vieles in den vergangenen zehn Jahren, seitdem sie selbstständig ist. Das Geschäft an der B 98 lebt von seinen Stammkunden und der Mundpropaganda, aber auch von Leuten, die vorbeifahren und neugierig werden. Besonders, seitdem die Fassade im vergangenen Jahr neu und auffallend gestrichen worden ist. „Regional & Blumen“ ist jetzt, von Blumen und anderen Pflanzen umrankt, hallenhoch zu lesen.

Breites Leistungsspektrum

Ein Dorfbewohner wird 80. Der Bürgermeister gratuliert. Eine Mitarbeiterin der Gemeindeverwaltung holt den Strauß in Putzkau ab. Sie ist nicht die einzige Kundin an diesem Vormittag, die bestellt hat. Ob ein schmucker Blumenstrauß, ein größeres Gebinde oder aufwendige Hochzeits- und andere Festfloristik – Anja Synde ist in ihren Leistungen breit aufgestellt. Gaststätten, wie zum Beispiel der Butterberggasthof, buchen sie und weitere Floristen, wenn Gäste für ihre Feier Besonderes als Tischschmuck wünschen. Für Brautpaare dekoriert sie natürlich nicht nur Traktoren, sondern auch Autos. Auch Dresdener ordern in Putzkau. „Es spricht sich herum“, freut sich die 44-Jährige. Neben der Arbeit mit frischen Blumen liebt sie besonders die Trockenfloristik. Vieles, was sie dazu braucht, holt sie in der Natur.

Zum 1. März 2007 machte sie sich in einer ausgebauten Scheune auf dem eigenen Hof selbstständig. Sie arbeitete damals auf 30 Quadratmeter. Der Name „Blumenwerkstatt“ war für sie von Anfang an Programm. Er steht nicht nur für Kreativität und Handarbeit. Anja Synde befolgte damit auch einen Rat, den sie während ihrer Meisterausbildung mit auf den Weg bekommen hatte: „Ein Name, wie zum Beispiel Blumenstübchen wäre für mich nicht infrage gekommen. Denn damit macht man sich von vornherein klein“, sagt sie.

Regionale Produkte ergänzen Sortiment

Drei Jahre nach der Geschäftsgründung vergrößerte sich die Blumenwerkstatt, indem sie in eine benachbarte Halle des einstigen Hoch- und Tiefbau Oberlausitz (HTO) umzog. Die Decke wurde abgehangen, Balken im Fachwerkstil eingesetzt. Die bilden jetzt den Rahmen für Dekorationen aller Art – nicht nur fürs Blumengeschäft, sondern auch für den angeschlossenen Laden „Regional spezial“. Ihr Hauptstandbein ist nach wie vor die Floristik, sagt Anja Synde. Der Verkauf frischer regionaler Produkte ergänzt das Sortiment – und beschert auch dem Blumengeschäft zusätzliche Kundschaft. Verkauft wird, was in der Region hergestellt wird. Zum Beispiel: Käse und Nudeln aus Wehrsdorf, Schnaps und Zwieback aus Neukirch, Lausitzer Leinöl und frische Milch aus Wittichenau, Mehl aus Spittwitz, Pasta aus Stadt Wehlen und Wurst von Heinzes aus Bautzen, die auch in Demitz ein Geschäft haben. Ein Regal ist Weinen vorbehalten. Die bezieht Anja Synde von einem Weingut in Rheinland-Pfalz.

Eine Spezialität des Geschäftes sind naturtrübe, selbst gepresste Säfte von Äpfeln, Birnen und Quitten. Geerntet wird das Obst auf einer familieneigenen Streuobstwiese. Jeden ersten Freitag im Monat werden Forellen geräuchert und fast ausschließlich auf Bestellung verkauft. Denn der noch ofenwarme Fisch ist gefragt.

Jetzt im Winter sei es relativ ruhig, sagt Anja Synde. Zeit für die Familie und um Dinge aufzuarbeiten, die sonst liegen bleiben. Im Sommer kann es dagegen schon mal bis weit in die Nacht hinein gehen. Da ist es von Vorteil, dass Wohnhaus und Werkstatt gleich nebenan liegen. Der Wunsch, mehr Zeit für ihre beiden Kinder – inzwischen zwölf und 14 Jahre alt – zu haben, stand mit Pate bei der Entscheidung, sich selbstständig zu machen. Trotz einer Arbeitswoche, die nicht selten 60 Stunden beträgt, habe sie diese Entscheidung nicht bereut, sagt Anja Synde.